Gas-Run

Wie wohl die meisten Segelboote auch, kochen wir auf der Piccolina mit Gas. Für uns hat es viele Vorteile, es (ver)brennt sauber, es kann am Herd sehr genau eingestellt werden, die Hitze ist schnell da, aber auch gleich weg, wenn die Flamme auf klein gestellt wird. Nach einer Umstellungsphase vom normalen Cerankochfeld zuhause, koche ich viel lieber mit Gas. Es hat natürlich auch seine Nachtteile. Die Gasflaschen dürfen nicht im Innenraums des Schiffs gelagert werden, sondern brauchen eine Entlüftung außerbords, da Gas schwerer ist als Luft und sich somit an der tiefsten Stelle im Boot, der Bilge, sammeln könnte, falls ein Gasleck besteht. Der Herd hat natürlich automatische Absperrventile, damit kein Gas ausströmt, wenn die Flamme ausgeblasen wird, direkt hinter den Gasflaschen ist bei uns ein elektrisches Ventil installiert, das wir vom Herd aus bedienen können. So ist sichergestellt, dass kein unerwünschtes Gas aus den Flaschen unerkannt ins Boot strömen kann (mal abgesehen davon, dass das Gas mit einer stinkenden Substanz parfümiert ist, die in Spuren zu riechen ist). Unsere Gasflaschen sind vorne im Ankerkasten untergebracht. Ziemlich bescheuert, aber vom Hersteller so installiert (nachfolgende Boot der gleichen Werft haben eine wesentlich bessere Lösung). So sehen unsere deutschen Stahlgasflaschen, die wir nun seit ca. drei Jahren mit uns herumfahren aus, als wären sie fünf mal so alt, bekommen sie bei strammen Überfahrten immer wieder mal etwas Salzwasser ab. Das mag Stahl überhaupt nicht. Aber da wir ja immer in anderen Ländern unterwegs sind, können wir die Gasflaschen nicht mehr tauschen, da selbst in Europa fast jedes Land einen anderen Gewindeanschluss hat, ganz zu schweigen vom Rest der Welt (das wäre doch mal eine sinnvolle Aufgabe der EU, das zu Vereinheitlichen! ). So sind wir also darauf angewiesen, unsere deutschen Flaschen füllen zu lassen. Wenigstens sind wir nicht auf ein Gas beschränkt. Da wir Propangasflaschen haben, kann auch Butan oder LPG gefüllt werden, da Propan einen höheren Dampfdruck als Butan hat und unserem Herd ist es ziemlich egal. In einigen Ländern ist es überhaupt kein Problem ausländische Gasflaschen füllen zu lassen, ist eine Marina in der Nähe, braucht man oft nicht einmal einen Adapter, da die Füllstationen auf andere Gewinde eingestellt sind und Adapter haben. So z.B. auf Gran Canaria oder Teneriffa, in Galizien, Surinam, Grenada oder in Mindelo auf den Kap Verden. Leere Gasflasche abgeben, am nächsten Tag die volle Flasche abholen, manchmal dauerte es auch nur ein paar Minuten, und wir konnten die frisch gefüllten Stahlzylinder gleich wieder mitnehmen.

Doch es gibt auch Länder in denen es verboten ist, ausländische Gasflaschen zu füllen. So z.B. in Portugal, wo wir unsere erste eigene Füllaktion starten mussten. Auch in Frankreich ist es verboten. Fremde Flaschen werden nicht gefüllt. Gut wenn man dann seine eigenen Adapter dabei hat. Kurz nach unserer Ankunft in St. Anne füllten wir unsere beiden deutschen 5kg Gasflaschen mittels einer großen französischen. Die erste Füllung dauerte knapp 30 Minuten, dann war der Gaszylinder gefüllt, doch bei der zweiten Flasche wollte es nicht so recht klappen. Dabei ist es eigentlich recht einfach: die zu füllende Flasche unten, die volle Flasche auf den Kopf gedreht darüber gehängt. Nun werden die beiden Flaschen mittels eines Druckschlauches verbunden. Zuerst den oberen Zylinder vorsichtig aufdrehen, dann den unteren, somit ist ein Vereisen eines Ventils unwahrscheinlicher. Wer möchte kann auch die Verschraubungen mit Lecksuchspray auf Undichtigkeiten prüfen und natürlich sollte der Füllvorgang an einer gut belüfteten Stelle erfolgen, so dass, sollte doch mal etwas Gas ausströmen dieses nicht ins Bootsinnere gelangen kann. Mittels einer elektronischen Flaschenwaage kann der Füllvorgang einfach überprüft werden. Doch warum floss kein Butan in unsere zweite Gasflasche? Im Gegenteil, hatte der Stahlzylinder eher ein wenig an Gewicht verloren, als wir ihn an das Butan anschlossen. Nach einigem Hin und Her, wurde uns der Grund klar: besagter Zylinder hatte noch eine Restmenge Propan intus. Nun hat Propan einen ca. 8 fachen Dampfdruck im Vergleich zu Butan. Also egal was wir machen, der Druck in der Propanflasche ist viel höher als der in der Butanflasche. Da geht mit nix mit füllen durch Schwerkraft. Letztlich konnten wir die zweite Flasche erst füllen, als das Propan verbraucht war, was unsere Theorie untermauert. Sollte noch ein Rest Butan in der zu füllenden Flasche sein, dürfte es wohl keine Schwierigkeiten machen.

Füllaktion in St. Anne

So eine 5 kg Flasche Gas hält bei uns meist 5-6 Wochen. Allerdings sind nun zu Coronazeiten die Bedingungen etwas verschärft. Wir backen viel Brot selbst, da wir nur selten an Land gehen und da wir viel Zeit haben, werden die Gerichte eher etwas aufwändiger in der Zubereitung. Deshalb waren wir uns einig, dass die zweite Flasche die nun schon in Betrieb war, sicher nicht so lange hält. Als wir am Samstag beim Einkaufen im Dorf waren, hätten wir gerne eine französische Gasflasche an der Bar am Eck mitgenommen, aber: alle Flaschen sind leer, die neue Lieferung kommt in der nächsten Woche. Soweit so gut….

Alle Gasflaschen sind leer…

Dann am Montag morgen, kurz bevor der Frühstückskaffee fertig ist die Meldung: „Das Gas ist aus“ – Puuuhhh! Aber wir hatten es ja geahnt. Also machen wir bald unser Dinghy klar und fahren damit in die nächste nördlich gelegene Bucht, die Grande Anse d’Arlet. Mit dem kleinen Gummiboot raus aus der geschützten Bucht ist schon ein komisches Gefühl. Das geht nur wennn es wenig Wind und Welle hat, so wie heute, und selbst jetzt schiebt uns der Schwell ganz ordentlich von hinten an. Aber bald sind wir an der Huk vorbei, die Wellen bleiben hinter uns und vor uns liegt die Ankerbucht. Hier liegen mindestens 4 mal so viel Boote wie unserer Bucht, am Ufer gibt es viele (geschossene) Restaurants und Cafes. Ist bestimmt sehr nett und viel los bei normalen Verhältnissen. Im Ort gibt es einen kleinen Laden, der Gasflaschen verkauft, aber auch hier – kein Gas. Der Nachschub komme vielleicht morgen, heißt es auf unsere Anfrage. Tja – zwei Tage keinen Kaffee oder Tee, keine Frühstückseier und nur kalte Küche? OK, es wäre nicht dramatisch, aber halt auch nicht lecker.

Schwell bricht sich am Ufer
auf dem Weg in die andere Bucht
Ein Teil der ankernden Boote
Weiter vorne wirds wellig….

Nun, so ein Boot ist ja nicht ganz klein – und man fährt so allerhand mit sich spazieren, was man denn so brauchen könnte. Rolf kam da eine Idee…. die nach Recherche im Internet etwas verfeinert wurde…. und kaum eine Stunde später kochte das Wasser in unserem Wasserkessel!! Yippih! Hier die Lösung: Man nehme eine Aludose – wir opfern uns und trinken gleich mal ein Lorraine – schneidet den Boden dreifingerhoch ab. Das Oberteil wird auch abschnitten, ein klein wenig höher. Der Deckel wird entfernt und die Wandung des Oberteils wird eingeschnitten damit die Teile leichter ineinanderpassen. Aus dem übrigen Mittelstück wird ein „Kamin“ gefertigt der etwas kleiner im Durchmesser ist und in den oberen und unteren Dosenfalz passt. Der Kamin bekommt unten acht Löcher, das Oberteil 16. Nun wird der Brenner mit ca. 25ml Brennspiritus gefüllt und angezündet. Die Flüssigkeit fließt durch die unteren Löcher im Kamin in den Zwischenraum von Kamin und Unterteil der Aludose. Durch das Erwärmen des Spiritus, verdampft dieser und tritt durch die oberen Löcher aus, wo er auch zu brennen anfängt. Bei uns war etwas feintuning in Bezug auf die Lochgröße nötig, aber nun haben wir eine Notlösung die nicht nur zum Wasserkochen reicht….

Wir schnitzen uns einen Kocher
Fertig!
Gleich gibt’s Kaffee

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