Immer noch im Lockdown

Tja, das hätten wir uns so wirklich nicht träumen lassen. Wir sind nun seit 40 Tagen auf der Piccolina, ohne dass wir – außer zum Einkaufen – irgendwelche Landgänge unternommen haben. Wir vertreiben uns die Zeit, indem wir im Internet surfen, Blogs von anderen Seglern lesen, jeden Tag lecker kochen (mal sehen wie lange das Gas reicht), viel Kaffee und Tee trinken. Wenn wir im Cockpit sitzen können wir Schildkröten beobachten, wenn sie zum Luft holen auftauchen. Manchmal sehen wir zwei, drei gleichzeitig. Das ist ein netter Zeitvertreib, wenn man viel Muse hat. Oder wir schauen den Fregattvögel zu, wie sie ohne einen einzigen Flügelschlag in der Thermik oder mit Wind stundenlang über dem Wasser kreisen. Wenn ein Fischerboot von drausen hereinkommt, begleiten sie es aufgeregt, in der Hoffnung, dass etwas für sie abfällt. Die wenigen Pelikane von der Bucht sind dann auch zur Stelle, genauso wie die kleinen, quirrligen Seeschwalben. So wird das Fischerboot von einem Schwarm Vögel begleitet, immer zur Stelle, wenn Innereien oder kleine Fische im Wasser landen. Ein tolles Schauspiel können wir manchmal kurz nach Sonnenuntergang beobachten. Meist sind ein paar Vögel, die aufgeregt über einer Stelle kreisen und ins Wasser stechen das erste Anzeichen. Wenn wir Glück haben und es ist nahe beim Boot, hören wir wie plötzlich Wasser plätschert. Die Wasseroberfläche spritzt und sprudelt, fast als würde es kochen. Dann springen in langem Bogen Fische aus dem Wasser – wahrscheinlich Thun. Die Jäger haben Schwärme von Tausenden von kleinen Fischen zusammen und Richtung Oberfläche getrieben. Nun kann ihre Beute nicht mehr aus und der Thun schnappt sie sich in schnellen Vorstössen, so dass er sogar aus dem Wasser herrausschießt. Auch die Seeschwalben bekommen ihren Teil ab, da nun die kleinen Beutefische direkt an der Oberfläche schwimmen.

Lecker essen ist wichtig
Schildkröte beim Luftholen
Gleich zwei auf einmal

Tagsüber gehen wir auch gern schnorcheln, schrubben den Rumpf unter Wasser (unglaublich wie schnell das hier wächst), und freuen uns über unser SUP, mit dem wir hin und wieder in der Bucht paddeln, darauf Dehnungsübungen oder Yoga machen oder einfach drauf rumlümmeln, die Beine ins Wasser hängen und dabei den Sonnenuntergang betrachten. Mittlerweile regnet es wieder öfter, aber die Temperaturen sind nach wie vor ideal. Tagsüber sehr warm, abends einfach herrlich angenehm. Da können wir wunderbar im Cockpit sitzen und die lauen Abende genießen. Immerhin wird es hier ja schon kurz nach sechs dunkel. Und da wir im Augenblickimmer alleine sind, schauen wir uns einen Film oder eine Serie von der Festplatte an. Da kann man sich in einer Woche alle drei Staffeln von “ Better call Saul“ reinziehen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben (übrigens die „Vorgeschichte“ des Anwalts der Serie „Breaking Bad“, wunderbar schräg)

Rein in Aquarium…
Angelfish
Warum der wohl Kofferfisch heißt?

Jetzt im April bereiten sich viele Segler auf die Atlantiküberquerung vor. Ein befreundetes Pärchen kam vor dem Absprung noch kurz vorbei um ein paar Dinge zu tauschen, bevor sie am nächsten Morgen nach St. Martin aufbrachen, dem letzten Stop hier in der Karibik. Danach geht es für sie via Azoren nach Portugal. Jedoch dürfen sie vorraussichtlich überall erst nach einer zweiwöchigen Quarantänezeit an Land, deshalb möchten die beiden die Zwischenstopps nur zum Verproviantieren nutzen und gleich weitersegeln, sobald das Wetterfenster günstig ist. Wir drücken ihnen die Daumen für eine angenehme Überfahrt.

Es machen sich nicht nur Segler auf eigenem Kiel auf den Weg. Ein großes Thema dieses Jahr ist der Yachttransport. Letzte Woche wurden in Le Marin schon viele Yachten auf Schiffe verladen, im kommenden Monat gibt es nochmals einige Termine. Dabei werden Yachten per Kran auf das Deck eines Frachters gehoben und Huckepack nach Europa transportiert. Es gibt aber auch spezielle Schiffe die nur für den Yachttransport konzipiert sind. Diese können ihr Deck absenken, so dass die Boote in den Transporter hineinfahren können, dort werden sie von Tauchern verzurrt, das Wasser wird abgelassen und die Fracht wird danach nochmals richtig für die Überfahrt gesichert. Am Zielhafen dann das gleiche Spiel rüchwärts. Die Transportbranche hatte wohl schon die letzten Jahre immer mehr Zulauf, doch durch die Coronakrise sind die Aufträge nochmals deutlich gestiegen.

In einigen Ecken der Welt scheint sich die Lage – gerade für Segler – wieder etwas zu enspannen. So dürfen Yachties in den Marquesas und auf französisch Polynesien, die vor coronafreien Inseln ankern wieder ohne Einschränkungen an Land. Auch für die Inselbewohner sind die Ausgangssperren aufgehoben worden. Nur neuankommende Yachten haben eine zweiwöchige – in manchen Ländern bis zu vierzigtägigen! – Quarantänezeit. Kannn man nachvollziehen, dass sich die Einheimischen keine Coronafälle auf die Inseln holen wollen. Also sind sie nun sehr vorsichtig.

Wir sind gespannt wie es in der Karibik weitergeht. Die ersten Inseln haben keine aktiven Fälle mehr und sind coronafrei. Wann und vor allem wie sie allerdings die Grenzen öffnen, ist noch völlig unklar. Auf den meisten Inseln der kleinen Antillen kommen jedoch weitere Fälle hinzu, zwar wenige, doch oft sind auch die Krankenhäuser nicht sehr gut ausgestattet. Einige Inselstaaten können nicht einmal selbst testen und müssen die Proben zu Labors auf andere Inseln schicken. Hier auf Martinique ist die Versorgung relativ gut, es gibt jedoch wahrscheinlich durch die enge Anbindung an Europa etwas mehr Fälle. Mittlerweile ist die Zahl auf 175 gestiegen, bei einer Bevölkerung von knapp 400.000 Einwohnern. Das sind wenig, immer wieder kommen ein paar Fälle hinzu. Maskenpflicht gibt es (noch) nicht in Frankreich. Dennoch werden auch vereinzelt welche getragen. Wenn sie aber dann von Mund gezogen wird, um mit dem Mann vom Gemüsestand zu sprechen, fragt man sich schon, ob die Trägerin der Maske auch den Sinn dahinter versteht. Und nicht alle gehen auf Abstand. So begrüßen sich immer noch einige Wenige ganz traditionell mit Küsschen, nach dem Motto, wir sind ja sicher gesund. Hoffen wir dass es so ist und auch so bleibt

Mondaufgang in Anse d’Arlet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.