Trockenzeit

Traumstrände mit türkisem Wasser vor hellgebem Sand, von ein paar Palmen beschattet, im Hintergrund in kräftigem Grün bewaldete Hügel, Pfade die durch den Regenwald zu erfrischenden Wasserfällen führen, bunte Häuser, die sich an die Hänge schmiegen, dazu Reggaemusik, blauer Himmel und Sonne pur. So das Bild, das man von karibischen Inseln im Kopf hat. Und es stimmt, aber es stimmt nicht immer. Während in Tobago der Reggae und Calypso allgegenwärtig war, hört man in den Minibussen auf den nördlicher gelegenen Inseln oft nur moderne, westliche Rythmen, den Bass zu stark aufgedreht, wie überall in der Welt. Steelbands gibt es noch, sie treten abends in Restaurants und Bars auf, die eher von Touristen frequentiert sind. Allerdings gibt es in Tobago zum Karneval einen Wettbewerb unter den Steelbands. Es ist also nicht komplett zur Touristenattraktion degradiert. Aber moderne Musik muss ja nicht schlecht sein. Ein toller Song im Soca Stil ist z. B. „Wrong again“ von Skinny Banton, der in Grenada oft lief und bei dem man die Füße nicht mehr stillhalten kann – einfach mal auf youtube anhören!

Auch der blaue Himmel und die Sonne sind keine Dauergäste in der Karibik. Nicht umsonst sind die Berge mit dichtem Regenwald bewachsen. Je höher die Inseln, desto eher steigen dort Wolken auf und regnen ab. Und das zu fast jeder Jahreszeit, nicht nur zur Hurricanesaison. Und auch an der Küste sind Regenschauer ganz normal. So hatten wir uns schon fast daran gewöhnt, mitten in der Nacht einmal aufzustehen und die noch geöffneten Fenster und Luken zu schließen, wenn uns die ersten Regentropfen aufweckten. Sehr lästig und oft war es auch kaum der Rede wert, was dann an Wasser vom Himmel viel, aber genügend um im Schiff noch eine höhere Luftfeuchtigkeit zu bekommen. Auch tagsüber hielt uns dieses Luke-auf, Luke-zu Spiel ständig auf Trab. Im März kamen meist nur noch ein paar Tropfen vom Himmel gefallen, die noch nicht mal das Teakdeck ganz nass machen konnten, aber in den Monaten davor schüttete es manchmal wie aus Kübel. Dann war der Himmel grau und wolkenverhangen, Böen zogen über das Wasser, das nun eine graublaue Farbe angenommen hatte. Dennoch waren auch da ganze Regentage eine Ausnahme, so kam die Sonne später doch noch zum Vorschein, verdampfte durch die Einstrahlung das Wasser auf der Straße, auf den Wiesen und den Blättern der Bäume, so dass man die hohe Luftfeuchtigkeit nun richtig spürte.

Seit einem Monat hat es hier nur sehr wenig geregnet. Zuerst noch ein paar Minischauer, vor allem nachts, doch seit zwei Wochen fiel kein Tropfen mehr vom Himmel. Das sieht man auch deutlich an den Bäumen am Ufer. Der bewaldete Hügel neben unserer Bucht zeigt kein üppiges Grün mehr, sondern viele blattlose Bäume, deren dürren Äste nun den Blick auf den Vulkanstein freigeben. Fast wie bei uns im Herbst, nur nicht so farbenfroh. Natürlich ist es in den Bergen im Inselinneren nicht so trocken wie hier, dennoch ist auch dort nun die regenärmste Zeit des Jahres. Ab nächsten Monat werden wir uns wahrschlich wieder an unser Luken Spiel gewöhnen müssen.

P.S. kaum hab ich diese Zeilen zu Ende geschrieben, fallen dicke große Regentropfen. Aber es hat uns nur etwas Bewegung verschafft. Als die Luken zu waren, hörte es auch schon wieder auf…

Blick vom Boot

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