Wir gehen in die vierte Woche

Heute werden es drei Wochen, seit Frankreich die Ausgangssperre verhängt hat. Am Tag zuvor hatten wir hier in der Bucht Petit Anse d’Arlet unseren Anker fallen lassen. Mittlerweile hat fast jedes Land Beschränkungen eingeführt – manche meiner Meinung nach nicht unbedingt zielführend und nachvollziehbar. Uns geht es hier verhältnismäßig gut, seit in Frankreich die Maßnahmen erlassen wurden, waren wir vier mal an Land und haben Lebensmittel gekauft, bis jetzt wollte noch niemand unseren Passierschein sehen, den wir mitgeführt haben. In Martinique darf noch Alkohol verkauft werden, was in anderen Ländern als erstes untersagt wurde. Allerdings kostet die Halbliterdose des einheimischen Biers Lorraine hier im Dorf schlappe 2,50€. Da schluckt man als Deutscher erst mal trocken….ist es doch ein Aufschlag von fast 50 Prozent. Doch die Auswahl in der Épicerie ist sehr begrenzt und außerdem haben wir z. Z. außer Lebensmittelkosten keine Ausgaben, also wandern doch jedesmal ein paar Dosen in den Rucksack. So ein Bier als Sundowner ist halt doch lecker.

Tag 22

Wir vertreiben uns die Tage indem wir liegengebliebene Sachen erledigen – insofern wir die benötigten Materialien an Bord haben. Das Steckschot wurde abgeschliffen und bekam eine neue Lackierung, allerdings möchten wir die finale Schicht mit einem neuen Pinsel aufbringen. Rolf hat das Spiralkabel von unserer UKW-Funke ausgewechselt. Nicht ganz so trivial wie sich das anhört, denn da wir kein Ersatzteil mit dem richtigen Stecker gefunden haben, musste er nun sowohl Stecker, als auch Mikro von Hand anlöten. Bei so dünnen Kabeln, schaukelndem Boot und nur grobem Bordlötkolben ein Geduldspiel, aber das Funkgerät funktioniert, und das alte Spiralkabel, das sich immer mehr von seiner Gummiummantelung verabschiedete, konnten wir nun endlich entsorgen. Eine neue, genauere Steuerung für den Kühlschrank per Arduino ist auch in Arbeit. Nebenher wird Wäsche gewaschen (da fällt ja momentan wenig an), gekocht, Brot gebacken, das Boot geputzt – und ja, wir sind auch viel im Internet unterwegs oder halten mit Freunden Emailkontakt. So sind wir mittlerweile auf dem Laufenden, was in Europa und der Welt gerade passiert, und wie das Virus alle in Atem hält. Hier einen Link zu einer Website, die viele Daten, Statistiken und Kurven veröffentlicht, die allerdings auch gut beschreibt weshalb viele Auswertungen nur bedingt aussagekräftig sind, gerade bei Prozentangaben der Todesfälle. Also bitte nicht nur die bunten Kurven anschauen, sondern auch den meines Erachtens sehr interressanten Text beachten https://ourworldindata.org/coronavirus .

frisch lackiert…
Das neue Spiralkabel
Frisch aus dem Ofen

Wie gesagt geht uns hier sehr gut, gerade auch wegen dem Hintergrund, dass man als Segler nur noch in ganz wenige Länder offiziell einreisen darf. In der Südsee lehnen manche Länder die Einreise strikt ab, oft dürfen ankommende Segler noch vor Anker gehen, können aber nicht einklarieren und dürfen auch nicht von Bord. Wasser und Lebensmittel bekommen sie von anderen Yachties oder von Behörden „geliefert“. Oft hört man, dass schwimmen, surfen o. ä. untersagt ist, wenn man dann noch in einer Ecke liegt wo es keinen Handyempfang oder WLan gibt ist es natürlich nicht so spaßig. Ganz davon abgesehen ist es aus medizinischer Sicht mehr als fragwürdig, Segelboote in Quarantäne zu halten, die zwei, drei oder mehr Wochen auf dem Meer unterwegs waren und bei der Ankunft keine Sympthome zeigen. Doch wie gesagt macht nicht alles Sinn. Freunde von uns liegen seit drei Wochen vor Barbuda vor Anker. Nun gibt es auch dort eine Ausgangssperre.. So dürfen sie nicht ins Dorf, aber auch nicht zurück zur Hauptinsel Antigua, dafür können sie dem Zoll eine Liste mit benötigten Lebensmitteln mitgeben, die sie von ihm auch geliefert bekommen. Interessant ist auch die Aussage, dass sie nur morgens bis 12Uhr an den Strand dürfen. Immerhin, in vielen Ländern sind die Strände gesperrt…Da finde ich die Maßnahme in Baden Württemberg allein vom Namen her schon besser: denn Kontaktsperre zeigt ja eher worauf es ankommt und der Begriff Ausgangsverbot der mit zig Ausnanmen so verkompliziert wird dass sich kaum jemand auskennt, muss nicht verwendet werden. Ist in Bayern spazierengehen im Wald oder oder die Motorradtour alleine gestattet? Die Ansteckungsgefahr ist ja praktisch genauso gering, als wenn ich zuhause sitze und mir die Decke auf den Kopf fällt. Immerhin kann man für den Weg zur Arbeit auch noch öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Bitte nicht falsch verstehen: ich denke dass es gut war, strikte Maßnahmen zu ergreifen, aber spätestens wenn Lockerungen kommen, sollten die weiter bestehenden Einschränkungen nachvollziehbar sein. Für mich gehört da durchaus auch dazu, zu versuchen bestimmte Risikogruppen mehr aus dem Alltagleben herrauszuhalten als andere. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass schon jetzt mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gedroht wird, wenn z. B. ältere Personen länger Auflagen bekommen als jüngere. Ein Blick auf die Todesraten nach Alter bei den Infizierten zeigt doch die Notwendigkeit, abgesehen davon, dass man der arbeitende Bevölkerung zuerst mehr „Normalität“ geben sollte. Die allermeisten Rentner und Pensionäre werden damit auch sicher kein Problem haben und froh sein, wenn weiter in die Rentenkassen eingezahlt wird…

Nur Fischerboote liegen am Strand

Die meisten Langfahrtsegler die wir kennen, nehmen die Unsicherheit um Corona erst mal einigermaßen gelassen und erroire die Möglichkeiten die ihnen im Momet bleiben.. Welche Grenzen sind offen bzw. mit welchen Auflagen, wohin könnte man ausweichen wenn die Hurrikansaison kommt? Einige möchten ja auch wieder zurück nach Europa. Auf den Azoren sind zwar die Häfen auch alle geschlossen, es gibt jedoch drei Anlaufpunkte, wo Yachten vor Anker gehen können und Wasser, Diesel und Lebensmittel bekommen können. Das ist gut und wichtig. Ein Zwischenstopp auf den Bermudas ist im Augenblick allerdings nicht möglich. Aber auch unter den Yachties gibt es schwarze Schafe. Laut einer Pressemitteilung von der Regierung St. Vincent & the Grenadines wurden drei Häfen auf den südlichen Inseln auch deshalb geschlossen, weil sich Segler nicht an irgendwelche Quarantänevorschriften halten wollten. Somit wird es also noch enger für uns….Natürlich hoffen auch wir, dass sich die Lage bald insgesamt entspannt und bevor die Wirbelstürme kommen, Länder ihre Grenzen wieder öffnen, die Auserhalb oder weiter am Rand der Hurrikanzone liegen. Noch haben wir etwa zwei Monate Zeit…

Wir genießen die Sonnenuntergänge

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