Petit Anse d’Arlet

Es ist mittlerweile fast zwei Wochen her, seit sich unser Anker hier in der Petit Anse d’Arlet eingegraben hat. Seitdem ist viel passiert – nein, auf dem Boot ist es sehr ruhig, aber in der Welt ist plötzlich der Teufel los.

Dass Frankreich einen Tag nach unserer Ankunft in der Bucht eine Ausgangssperre verhängte, erfuhren wir erst kurz vorher durch einen befreundeten Segler (Maik vom Seefalke, siehe Link in den rechten Spalte). Dieser wiederrum konnte gerade noch ohne große Änderungen nach einer dreitägigen Reise in Mexico einklarieren. Wobei die Einreiseformalitäten in Mexico von Haus aus schon recht langwierig sind. Jedenfalls betrachteten wir Anfangs recht ungläubig den Strand vor unserem Boot und als wir sahen, wie er sich leerte war ganz klar, dass sich auch Martinique sehr strikt an die Ausgangssperre hält. Wir hatten noch zwei Tage zuvor ordentlich Essen eingekauft – wenn wir schon mal mit dem Dinghy direkt zum Supermarkt fahren, dann muss sich das auch lohnen. Dort war viel los gewesen, aber vielleicht ist das am Sonntag vormittag hier ja üblich. Dennoch die Menschen waren einigermaßen entspannt und außer bei den Engpässen von Wurst, Käse und Butter war das Warenangebot ganz normal. Anmerkung : schon seit wir in Martinique eingereist sind, fielen uns die teils leeren Regale bei Käse, Butter und Milchprodukten auf, die allerdings auf die Streiks in Frankreich zurückzuführen waren. Also hieß es auch für uns ab jetzt : Wir bleiben auf dem Boot. Anscheinend ging auch die Polizei im Ort herum und informierte die Segler die an Land waren über die Auflagen.

Leerer Strand….
Der Ankerplatz und der leere Dinghysteg

Mittlerweile sind wir bei Tag elf der Ausgangssperre angekommen. Seither waren wir drei Mal kurz an Land, um ausgegangene Medikamente (ja es gibt eine Apotheke in dem kleinen Ort), Brot, frisches Obst und Gemüse, und andere Lebensmittel einzukaufen. Anse d’Arlet ist nur ein kleiner Ort, ein großer Supermarkt ist natürlich nicht vorhanden, aber es gibt eine Bäckerei, einen Obst und Gemüsestand der täglich geöffnet hat und einen kleinen Tante-Emma Laden. Als wir am gestrigen Donnerstag mal wieder an Land waren, gab es auch einen mobilen Metzger mit seinem Wagen, der wie wir erfuhren, einmal die Woche hier seine Waren verkauft. Das ist doch toll! So können wir nun auch mal lecker Rindersteaks in die Pfanne hauen.

Warteschlange vor dem Gemüsestand – schön mit Abstand
Ansonsten leere Plätze
…und Straßen

Seit wir vor fast drei Jahren auf’s Boot gezogen sind, haben wir uns ziemlich von den Nachrichten abgekoppelt. Meistens werden eh nur schlechte Nachrichten weitergegeben und selbst wenn man nach sechs Monaten das erste Mal wieder Fernsehnachrichten schaut hat man das Gefühl nichts verpasst zu haben. Die gleichen Katastrophenmeldungen, die gleichen Streitereien von Politikern und und und….. Nein das brauchen wir alles nicht mehr. Doch jetzt ist es etwas anders. Jetzt sind wir froh Neuigkeiten zu erfahren. Ist doch das Ausmaß der gegenwärtigen Krise immens – wer hätte gedacht, dass es so schnell gehen kann. Andererseits ist die Welt so sehr vernetzt, im Nachhinein betrachtet eigentlich kein Wunder. Was uns ein wenig zu Schaffen macht ist die sich ständig ändernde Situation in Bezug auf Grenzen. Ursprünglich wollten wir ja zuerst nach Guadeloupe, dann weiter nach Antigua bzw. nach Barbuda. Gleich zu Anfang gab es Meldungen, dass auf den Iles de Saint in Guadeloupe ausländische Boote gebeten wurden zu gehen. Allerdings bin ich mir nicht mehr sicher ob die Berichte so stimmen, mittlerweile hört man von Seglern dass in Guadeloupe soweit alles OK sei. Die Grenze zu Antigua & Barbuda wurde lange als offen geführt, allerdings wird seit ein paar Tagen Reisenden aus Italien, Frankreich etc. eine Quarantäne auferlegt und nur noch ein Hafen ist zum Einklarieren geöffnet. Gilt hier Martinique als Frankreich? Offiziell ist das so, allerdings sind gestern wohl Schweden über Guadeloupe in Barbuda eingetroffen, die wohl ganz normal einklariert haben? Es ist alles ein bischen unsicher. Viele Grenzen in der Karibik, deren Staaten ja oft sehr klein sind, manchmal sogar nur aus einer Insel bestehen, sind geschlossen, bei einigen muss man in eine 14 tägige Quarantäne, bei der man nicht von Bord darf. Und innerhalb der letzten Woche gab es ständig Änderungen und neue Bestimmungen. Deshalb haben wir für uns beschlossen einfach erst mal hier zu bleiben. Was sollen wir wo anders hin, wenn wir dort auch nicht von Bord dürfen? Ganz davon abgesehen geht es uns hier prima, wie vorhin beschrieben haben wir vor Ort alles was wir brauchen – maximal mit dem Bier könnte es einen Engpass geben, oh weh! Ansonsten beschäftigen wir uns auf dem Boot, gehen schwimmen, oder mal zu den Felsen am Strand zum Schnorcheln. Bis jetzt hatte niemand was dagegen. Bis auf den Schwell der die letzte zwei Tage reinkam ist es eine sehr ruhige und beschauliche Ankerbucht. Vielleicht zwanzig Boote liegen momentan hier vor Anker, aber trotz Corona ist immer noch ein ganz ordentlicher Wechsel. Was seit einer Woche signifikant auffällt ist das Ausbleiben der Charteryachten, die meist Freitag oder Samstag abend in nicht unerheblicher Zahl eingefallen sind, um das Boot dann einen Tag später in den Charterbasen in der Nähe abzugeben. Seit letzten Sonntag haben wir keine Yacht von den großen Anbietern mehr gesehen. Kein Wunder wenn keine Touristen mehr ins Land dürfen. Dafür fliegt nun täglich der Polizeihelikopter über die Ankerbucht und Zoll und Polizei schauen auch mal mit großen RIBs vorbei (allerdings wollten sie von uns noch nie was wissen).

Schildkröte beim grasen
Am Hausriff….
sind viele bunte Fische

Mittlerweile gibt Berichte in deutschen Medien, die wortgewaltig von gestrandeten (????) Seglern berichten, die nun bangen nicht mehr nach Hause zu kommen, oder sich jetzt schon Sorgen machen wegen der nächsten Hurrikanesaison die in gut zwei Monaten beginnt und nun panisch nach den deutschen Behörden rufen. Davon möchten wir uns ausdrücklich distanzieren. Es gibt wohl Fälle von Seglern die nach einem langen Schlag nun in Häfen ankommen die geschlossen sind. Das ist natürlich schwierig. Dennoch dürfen sie dann meist vor oder im Hafenbecken ankern und sie werden von Land mit Wasser oder Lebensmittel versorgt. Es gibt nur ganz wenige anderslautende Berichte, wonach wirklich Boote am einlaufen gehindert, bzw. aktiv weggeschickt wurden. Das geht natürlich gar nicht! So etwas muss einerseits kritisch hinterfragt werden, andererseits auf internationaler Ebene im Nachgang geandet werden müssen, wenn dies tatsächlich so der Fall war. Auch ein Problem haben Yachties, die gerade auf Heimaturlaub sind und nun nicht mehr aufs Boot und/oder zum Partner zurückkehren dürfen. Ganz davon abgesehen, dass Auslandskrankenversicherungen oft nur einen sechswöchigen Aufenthalt im Heimatland absichern. So schnell wie die Einschränkungen im Flugverkehr eingetrudelt sind, konnten sich viele nicht mehr auf den Weg machen, bzw. wer hätte das Ausmaß vor zwei Wochen vermutet.

Während ich hier sitze und berichte, fährt im Dorf ein Auto mit einer Lautsprecherdurchsage, die wir zwar akustisch nicht verstehen können, aber ejn kurzer Blick ins Internet zeigt, dass Frankreich die Ausgangssperre weitere zwei Wochen bis zum 15. April verlängert. Das war absehbar. Dennoch hoffen wir, wie vermutlich alle, auf eine möglichst rasche Besserung. Wer weiß, vielleicht ist der Virus ja schon viel verbreiteter und läuft sich schneller tot als vermutet. Schön wärs.

In diesem Sinne: bleibt gelassen aber vorsichtig, nehmt’s wie es kommt und macht das Beste draus. – Und ein großes Dankeschön an alle, die einfach versuchen einen guten Job zu machen!

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