One – Arthur

So, nun ist er da, der erste tropische Sturm in diesem Jahr. Es ist noch etwas früh, dennoch ist es nicht ungewöhnlich, dass sich im Mai die erste sogenannte tropische Depression entwickelt. Seit ein paar Tagen konnte man auf der amerikanischen Wetterseite der NOAA (www.nhc.noaa.gov) die Entwicklung mitverfolgen: zuerst war eine 40-60%ige Wahrscheinlichkeit dann eine 80% Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sich ein tropisches Tief bildet, dann wurde tatsächlich eine tropische Depression daraus und bekam den Namen One – also die erste Formation in diesem Jahr – und nun wurde daraus ein tropischer Sturm mit dem Namen Arthur. Das Entstehungsgebiet lag etwa zwischen Kuba und Florida, mittlerweile ist der Sturm im nördlichen Teil der Bahamas und wird voraussichtlich weiter Richtung Nord – Nordost ziehen.

Wir bekommen hier auf den kleinen Antillen nichts von dem Sturm mit, aber Segler die gerade den Atlantik in Richtung Azoren überqueren, könnten ihn abbekommen. Wir hoffen, dass alle die gerade dort Unterwegs sind aktuelle Wetterdaten bekommen und notfalls etwas nach Süden ausweichen können.

Auch für uns heißt es ab jetzt brav jeden morgen erst einmal in die Hurrikanevorhersage anzuschauen. Dass so früh schon solch ein tropischer Wirbelsturm entsteht ist eher unwahrscheinlich, die allermeisten Hurrikane bilden sich im August und September, dennoch bestätigen auch hier die Ausnahmen die Regel. Da kommen wir automatisch zur Frage nach dem Wohin. Die Frage, wo man sich zur Hurrikanesaison verdrückt, ist jedes Jahr aktuell, aber heuer ist es eine ganze Ecke kitzliger. Im Zuge von Corona sind viele Grenzen dicht. Während in normalen Jahren um diese Zeit viele Segler schon auf dem Weg sind, stecken zur Zeit die meisten in dem Land fest, in dem sie sich aufgehalten haben, während die Länder ihre Grenzen geschlossen haben. Nur wenige Länder konnten überhaupt angelaufen werden. Martinique war eine große Ausnahme, hier konnten zumindest Schiffe mit EU-Flagge und EU-Crew relativ problemlos einklarieren (mit zweiwöchiger Quarantäne), nicht EU-Schiffe die schon im Land waren, wurden nicht weggeschickt. Die normale Wanderung nach Süden – Grenada oder Trinidad – ist nicht möglich, nach Norden in die USA oder Kanada nur sehr bedingt. So haben einige europäische Segler die den Sommer im westlichen Atlantik verbringen wollten, sich wegen der großen Unsicherheit kurzerhand entschlossen, doch über den Atlantik nach Europa zu segeln. Die Azoren haben sich auf die Segler eingestellt und zwei Häfen „geöffnet“. Die Crew darf nicht an Land sonder muss im Hafenbecken ankern, bzw. am Quarantänesteg anlegen, aber man bekommt Lebensmittel und Wasser ans Schiff und darf auch Diesel tanken. Nach zwei Tagen muss offiziell wieder abgelegt werden, aber nach neueren Berichten darf man auch länger liegen bleiben, wenn z. B. das Wetter zu schlecht zum Auslaufen ist. Auf der Seite des TO ( www.trans-ocean.org ) kann man einige Schiffe virtuell bei der Atlantiküberquerung begleiten….

Wir hatten geplant, die Hurrikanesaison in Trinidad zu verbringen. Piccolina soll nach zwei Jahren dringend mal wieder gekrant werden und wir haben uns dort die Facilities ja schon angeschaut und gesehen dass die Werften eine recht professionelle Arbeit machen. Der Krantermin war schon gebucht, als die Coronakrise ihre Schatten auch auf die Karibik warf. Nachdem nun zwei Monate alles dicht war, hört man leise Stimmen, die darauf hoffen lassen, dass sich die Inseln langsam wieder öffnen. Die meisten Inseln der kleinen Antillen hatten nur eine handvoll Krankheitsfälle. Durch die rasche Schließung der Grenzen bzw. streichen der internationalen Flüge und Lockdown-Maßnahmen konnten fast überall große Ausbrüche verhindert werden, so dass einige Inseln mittlerweile keine aktiven Fälle mehr melden. Dennoch herrscht natürlich Unsicherheit. Wie es aussieht müssen wir mit einer zweiwöchigen Quarantäne rechnen, aber wir hoffen Ende Juni weiter in den Süden segeln zu dürfen.

Derweil sind wir wieder umgezogen. Nachdem wir acht Wochen in der idyllischen Petit Anse d’Arlet geankert haben, sind wir wieder nach St. Anne bzw. Le Marin gesegelt. Aus geplanten drei Stunden wurden kurzerhand sieben, da wir die ganze Strecke gegenan kreuzen mussten, bei überraschend hoher Welle. War doch eine recht ruppige Fahrt. Hier können wir wieder im richtigen Supermarkt einkaufen und endlich! seit acht Wochen wieder in einen Waschsalon. Da wir keine Waschmaschine an Bord haben war die letzten Wochen Handwäsche angesagt….

Adieu Anse d’Arlet
Blitzsauberer Waschsalon in Le Marin

Ach übrigens – unsere Gasflaschen sind wieder gefüllt. Nun können wir wieder nach Herzenslust kochen und backen.

Frische Würstchen vom Metzger mit Kartoffelsalat

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