Genau so haben wir uns das vorgestellt: Die Sonne scheint, ein paar weiße Wolken ziehen langsam dahin, das Meer ist tiefblau, die Wellen 1,5 bis 2 Meter hoch und der Nordost weht mit ungefähr 20 Knoten. Wir kommen endlich mal gut und trotzdem angenehm vorwärts. Das ist Passatsegeln vom Feinsten. Wir hoffen, dass es noch ein paar Tage so weitergeht. Am Morgen besuchte uns ein Vogel und jagte lange Zeit fliegende Fische neben uns. Sehr spannend zu beobachten, wie er die Fische unter der Wasseroberfläche aufs Korn nimmt, manchmal im Sturzflug ins Wasser taucht. Doch die meiste Beute macht er tatsächlich wenn er die Fische im Flug erwischt. Mit einer irren Geschwindigkeit jagt der Vogel hinterher und schwupp. Die Erfolgsquote war gar nicht so schlecht. Innerhalb einer Stunde hat er mindestens 5-6 Mahlzeiten erwischt. Danach kurz mit Salzwasser hinunterspülen und gut. Unglaublich wie hervorragend die Tiere an diese Lebensbedingungen angepasst sind. Immerhin sind wir in jede Richtung mindestens 900 Meilen weg von der nächsten Landmasse. Apropos: Wir haben Bergfest. Seit heute Nacht liegt nun mehr als die Hälfte der Strecke in unserem Kielwasser. Ansonsten gibt es nur alltägliche Dinge zu vermelden: jeden zweiten Tag wird Brot gebacken. Ganz einfach mit Mehl, Salz und Trockenhefe, bzw. heute probieren wir eine Brotbackmischung, die wir auf den Kanaren gekauft haben. Bis jetzt alles sehr lecker. Das einzige was uns ein wenig Kopfzerbrechen macht ist unsere Kurzwellenfunke. Das empfangen der Wetterdaten über das Pactormoden funktioniert prima, aber beim Sprechfunk ist wohl der Wurm drin. Wir verstehen – je nach Wetterlage – die Intermarrunde aus Deutschland können aber von dort nicht gelesen werden. Selbst auf den Kanaren kommen wir nicht gut an. Aber dieses Problem können wir während dem Segeln nicht beheben und so werden wir uns erst in Kourou richtig damit beschäftigen. Das wichtigste für uns sind die Wetterdaten und die bekommen wir jeden Tag (bzw. z.Z. eher jede Nacht) gut heruntergeladen.
Noch ca. 830 Seemeilen bis Kourou
//WL2K Atlantiküberquerung – 7. Tag
Nun sind wir bald eine Woche auf dem Atlantik unterwegs und haben noch keine 700 Seemeilen auf der Logge. So langsam waren wir noch nie. Aber der oft wenige Wind in Verbindung mit dann doch ganz beachtlichen Wellen läßt unseren Schnitt erheblich sinken. Bei 12 Knoten will unsere Kleine mit dieser Besegelung noch nicht so recht. Aber wir kommen vorwärts, müssen nicht motoren und solange nirgends schlechtes Wetter in Sicht ist, haben wir kein Problem langsam zu sein. Es ist merklich wärmer geworden, dazu scheint immer öfter die Sonne. Viel zu tun gibt es nicht – gut so. Wache gehen, schlafen (auch tagsüber, denn nachts bekommt man etwas zu wenig), kochen, essen, lesen, aufs Meer blicken und Vögel und fliegende Fische beobachten. Letztere haben erstaunliche Flugeigenschaften. Wir sehen sie 50 oder 100 Meter weit fliegen, dabei schlagen sie auch gern mal einen Haken. Oder sie ditschen kurz auf der Wasseroberfläche auf und dann geht es nochmas 20 Meter weiter. Manchmal sind es ganze Schwärme, die wahrscheinlich vor irgendwelchen Räubern flüchten. Vögel sehen wir selten. Meist Sturmtaucher die dicht über der Wasseroberfläche fliegen und außer zum Brüten, die ganze Zeit auf dem Meer leben. Ansonsten ist nicht viel los hier. Hi und da mal ein Frachter auf dem AIS, die sind aber oft 30, 40 Seemeilen weit weg. Das wars. Mal sehen wir lange wir noch brauchen, wir hoffen bald Bergfest feiern zu können…
Noch ca. 1140 Seemeilen bis Kourou
//WL2K Atlantiküberquerung – 5. Tag
Heute gab es leckeren frischen Mahi-Mahi (Goldmakrele?) zu Essen. Wir hatten ihn zwar schon am Vortrag an der Angel, aber da war das Mittagessen gerade fertig, als die Angel loszurrte – frei nach Murphy. Wenn man den ganzen Tag kaum was zu tun hat, rauscht die Leine, wenn man gerade beschäftigt ist, oder schlafen will. So mussten die frischen Filets eine Nacht im Kühlschrank ausharren, bis wir sie zubereiteten: ganz einfach, nur Salz, Pfeffer, ein wenig Mehl und dann in Butter angebraten, zuletzt ein paar Tropfen Zitronensaft. Dazu Curryreis und unsere letzten roten Tomaten als Salat. Yammi. Das ist nun unser zweiter Fisch den wir auf diesem Schlag aus dem Wasser ziehen. Leider war der erste etwas klein und wir hätten ihn gern wieder freigelassen, aber er hatte den Haken soweit im Schlund, dass wir diesen nicht mehr rausbekamen… und so wanderte auch der kleine Mahi-Mahi in die Pfanne. Die Angel ist jetzt eigentlich jeden Tag drausen – außer wir haben schon Frischfisch im Kühlschrank, oder vielleicht kommt ja auch mal die Zeit, dass wir Fisch nicht mehr sehen können. Im Moment ist es jedenfalls eine leckere Abwechslung.
Am Nachmittag kam dann endlich mal wieder die Sonne raus. So schön, gleich ist das Meer nicht mehr grau, sondern leuchtet in herrlichem Blau. Die Wellen hatten immer noch eine beträchtliche Höhe, die jedoch über Nacht langsam abgenommen hat – der Wind leider auch. Insgesamt hatten wir doch mit etwas mehr Wind gerechnet und wir sind ziemlich langsam, da wir bei unserem Rigg mit dem Spiebaum nur die kleine Fock, bzw. die halbe Genau setzen können. Aber eigentlich ist es auch ziemlich egal, wie lange wir brauchen, solange kein schlechtes Wetter angesagt ist.
Noch 1250 Seemeilen bis Kourou
//WL2K Atlantiküberquerung – 4. Tag
Die Tage gleichen sich. Der Himmel ist immer noch wolkenverhangen, der Wind alles zwischen 13 und 25 Knoten. Bordroutine ist eingekehrt – zumindest tagsüber, doch auch unser Wachrythmus wird besser. Die ersten Nächte sind immer etwas schwierig. Die Schiffsbewegungen und die Geräuschkulisse lassen uns anfangs schlecht schlafen. Ein festes Wachsystem haben wir keins. Jeder geht solange Wache, bis er müde ist, dann wird der Partner geweckt. In den ersten Nächten ist oft schon nach 2 Stunden Schichtwechsel, mittlerweile sind es meist 3 Stunden und mehr. Die Nächte sind immer noch stockduster, der wenige Mond ist durch die Wolken überhaupt nicht zu sehen. Gestern hat es sogar das erste Mal etwas geregnet. Seit wir von den Kapverden losgesegelt sind, ist ein Punkt in der Bordroutine hinzugekommen. Gleich nach Sonnenaufgang übers Schiff gehen und die toten fliegenden Fische einsammeln, die sich über Nacht hierher verirrt haben. Irgenwie werden sie wohl durch unsere Seitenlichter animiert über die Wasseroberfläche zu fliegen und landen dann versehentlich auf dem Boot, denn tagsüber sehen wir zwar ab und zu welche fliegen, aber sie kommen nicht auf Deck. Rolf ist übrigens schon mal ein Fisch des Nachts im Cockpit auf den Beinen gelandet. Was für ein Schreck! Ansonsten gehts uns gut, langsam gewöhnen wir uns an die Schaukelei, obwohl es manchmal ganz schön lästig sein kann. Gerade bei so Tätigkeiten wie kochen, auf Toilette gehen etc. Das Schiff ist ständig in Bewegung und giert nach beiden Seiten. Aber das wird wahrscheinlich nicht besser werden….
//WL2K Atlantiküberquerung – 1 + 2 Tag
Was für ein Start. Der Himmel ist wolkenlos, beim Ablegen bläst eine angenehme Brise. Da wir nicht wissen, ob im Kanal zwischen den Inseln Sao Vicente und Santo Antao ein Düse steht, setzen wir das Groß ganz konservativ ins zweite Reff und die Fock. Aber auch im Kanal ist alles gut, kein bösen Überraschungen. Kaum sind wir aus der großen Bucht von Porto Grande raus, können wir Kurs anlegen und den Baum schiften. Nun segeln wir mit Schmetterling (Fock auf der einen, Groß auf der anderen Seite angeschlagen. Herrlich. So schön kann segeln sein! Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Am späten Nachmittag kommen wir in die Abdeckung von Santo Antao. Der Wind nimmt immer mehr ab, bald haben wir so wenig, dass unsere Windfahne nicht mehr steuern kann. In der Hoffnung, dass wir bald wieder Wind bekommen – immerhin sind wir schon 15 NM von der Insel entfernt, steuern wir eine Weile von Hand, doch dann muß unser elekrischer Autopilot ran. Nach dem perfekten Start eine furchtbare Nacht. Bei den laut schlagenden Segeln kann die Freiwache kaum ein Auge zutun. Dazu gerade noch zwei Knoten Fahrt – so nervtötend kann segeln sein. Wir stehen es durch, schifften am frühen Morgen das Groß, was die Geräuschkulisse ein wenig dämpft und schließlich am späten Vormittag kommt er dann doch, der Wind. Langsam wird er mehr, nicht sehr stark, aber bei konstanten 16-22 Knoten können wir endlich wieder schön segeln.
Leider ist der Tag bewölkt, nur hin und wieder ist die Sonne zu sehen. Um uns herum nur Wasser. Auf dem AIS sind noch einige Signale von Frachter und Tanker. Wir queren die Route Brasilien – Ärmelkanal. Aber nur einen sehen wir in echt, alle anderen tauchen nur auf dem Bildschirm auf. Es ist warm. Selbst in der Nacht reicht eine leichte Jacke und kurze Hosen. Leider ist auch die zweite Nacht dunkel und bewölkt. Wir sind bei abnehmendem Mond losgefahren, das wird also die nächsten Nächte so bleiben – zumindest was die Helligkeit betrifft. Dafür segeln wir nun schön leise durchs dunkel. Die Freiwache freuts….
Etmale: 1. Tag 79NM , 2. Tag 114 NM noch ca. 1565 NM bis Fr. Guyana