Step by step die Westküste nach Süden

Es heißt die westliche Küste von Sardinien ist die wilde Küste. Das zeigte sie uns nur kurz und zwar als wir von Alghero nach Bosa segeln. Der Mistral war erst einen Tag abgeklungen und es war noch überraschend viel, recht kurze Welle. Nicht schön zum Segeln und als der Wind etwas nachlässt müssen wir sogar den Motor bemühen, da die Segel nur noch schlagen und keinen Vortrieb mehr bringen. Gut dass es nicht sehr weit zu unserem Tagesziel ist. Als wir in die Abdeckung des Capo Marragiu kommen nimmt die Welle etwas ab, doch kurz zuvor zeigt sie nochmals was sie drauf hat, und unser 5L Wasserkanister reist sich aus der Halterung und fällt auf den Boden. Leider geht dabei unsere praktische Plastik Wasserpumpe kaputt und wir können sie nur notdürftig flicken. Kein Problem – kostet ja nicht viel, aber bald stellen wir fest, dass in Italien diese großen Wassergebinde gar nicht verkauft werden und somit gibt es auch keine Ersatzpumpe zu kaufen. So ärgerlich, denn in Spanien bekommt man diese an jeder zweiten Hausecke! Unser Etappenziel für heute heißt Bosa und hier gibt es sowohl eine bezahlbare Marina, als auch einen kostenfreien 24h Liegeplatz, doch wir entscheiden uns für den recht geschützten Ankerplatz vor dem Ort Bosa Marina. Auch dort ist eine kleine Marina die ein paar geschützte Stege hinter einer großen Kaimauer besitzt. Zwischen Strand und Pontoons gibt es Platz für ein paar Boote. Einziger Nachteil: um nach Bosa zu gelangen, muss man mit dem Dinghy um die Kaimauer herum, sozusagen übers Meer, um in den Fluß zu gelangen, der zur Stadt führt. Der Stadtkern liegt zwei Meilen flußaufwärts. Schon von weitem sieht man die bunten Häuser die sich an den Hang schmiegen, geschützt vom alten Castello, das oben auf dem Hügel thront. Obwohl schon September ist es immer noch heiß und die schmalen, hohen Gassen in der Altstadt spenden willkommenen Schatten. Nur wer zur Burg hoch will muss wohl oder übel ein Stück in der Sonne gehen. Dennoch lohnt es sich, den der 360° Ausblick ist fantastisch. Bosa gefällt uns, natürlich sind auch hier noch viele Touristen unterwegs, aber es ist nicht mehr ganz so voll, wie in Alghero. Oder man merkt dass die Hochsaison zu Ende geht? Nach dem Stadtbummel wird es spannend ob wir trocken zum Boot kommen, denn der Seewind weht auflandig zur Flußeinfaht und plötzlich sind da viel größere Wellen als am Vormittag. Doch alles geht gut, sowohl wir, als auch unsere Einkäufe werden nicht nass, und kaum sind wir um die Kaimauer herum ist auch schon wieder Ententeich.

Früh morgens legen wir ab Richtung Süden
Nach dem Capo Marragiu sind die Wellen kleiner
Der Ankerplatz ist prima geschützt
Das bunte Bosa liegt flussaufwärts
Schattige Gassen

Maximale Spurbreite: Ape 50 😉
Blick vom Castello
Die Anlage wurde im 11.Jht angelegt und im 13.Jht ausgebaut

Im Fluß liegen die Boote extrem gut geschützt
Traditionelles Segelboot

Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass wir uns Zeit lassen können um nach Süden zu segeln, denn die Großwetterlage ist ziemlich ruhig. Derweil hangeln wir uns mit dem Seewind die Küste hinunter. Hat man das erst mal entdeckt ist es wunderbar. Meist setzt der auflandige Wind um die Mittagszeit ein und ist sehr gut zum Segeln geeignet. Es gibt viele schöne Ankerbuchten an der Westküste und Auswahl ist nicht immer einfach. Besonders angetan hat es uns die Bucht bei Santa Caterina di Pittinuri. Die bizarr geformten weißen Felsen machen diesen Küstenabschnitt zu etwas Besonderem und wir sind ganz begeistert nach unserer abendlichen Dinghyrunde an der Küste entlang.

Vor Anker in Santa Caterina di Pittinuri
Piccolina liegt alleine vor den weißen Felsen
Total schön

Mondlandschaft?

Doch auch weiter südlich, nach der großen Bucht von Oristano zeigt Sardinien was es an Steilklippen, Grotten und Buchten zu bieten hat. Man kommt aus dem Schauen gar nicht heraus.

Wir segeln weiter….
Manchmal ist es sehr gemächlich
Vor Putzu Idu haben Windsurfer ihren Spaß
Die Lagune

Vor der kleinen ehemaligen Minenstadt Buggerru können wir ab einer Tiefe von 16 Metern den Grund erkennen – nein, nicht nur erkennen, wir sehen die Struktur des Sandbodens oder kleine Felsen, so klar ist das Wasser. In der Cala Domestica ankern wir ein paar Tage, weil das Wetter immer noch sehr ruhig ist. Hier kann man sehr schön schnorcheln (allerdings kein Vergleich zu Karibik oder Azoren, wo es so viel mehr Fische gibt), die Küste mit dem Dinghy erkunden oder einfach nur vom Boot aus die Landschaft genießen.

An der Westküste Sardiniens sind wenig Boote unterwegs

Besser geht’s nicht

Spiegeleiqualle – glücklicherweise harmlos

Ein paar Meilen weiter, in Porto Flavia treffen wir befreundete Segler, die wir auf den Azoren kennengelernt haben. Anne und Stefan, unterwegs mit ihrer SY Mokendeist sind auf dem Weg nach Westen und wir verbringen ein paar vergnügliche Stunden mit ihnen. Es gibt ja immer sehr viel zu erzählen. Gemeinsam besichtigen wir den eigentlichen Porto Flavia. Eine ehemalige Anlegestelle für Frachtschiffe direkt an der Felsklippe. Dort wurden sie mit Gestein beladen, dass in den Minen in der direkten Umgebung abgebaut wurde. Die Erze wurden in großen Silos zwischengelagert, die im Inneren des Berges direkt in den Fels gehauen waren. Durch den oberen Schacht wurden die Silos befüllt, im unteren Schacht wurde das Gestein auf ein Förderband abgelassen und direkt zum Frachtschiff transportiert. Die Anlage war bis in die 1960er Jahre in Betrieb.

Der Pan dem Zucchero – Zuckerhut

Abendrunde mit dem Dinghy

Alte Loren
Momentan darf man nur in den oberen Stollen
Porto Falvia im Inneren

Nach über zwei Wochen an Sardiniens Westküste segeln wir auf die kleine vorgelagerte Insel San Pietro. Das Eiland hat etwas über 6000 Einwohner und die einzige Stadt, Carloforte, ist einen Besuch wert. Auch auf San Pietro gibt es viele schöne Strände, mit interessanten Felsformationen und türkisem Wasser, aber bei uns steht erstmal einkaufen auf der Liste. So leer waren die Schapps schon lange nicht mehr. Von unserer Ankerbucht kommen wir bequem mit dem Bus in die Stadt und zurück. Als wir wieder unser Dinghy vom Strand ins Wasser gezogenen haben und gerade unseren Motor starten wollen werden wir massiv von zwei Badegästen angeschrien. Keinen Motor! Wir machen den Motor aus, entschuldigen uns, das Gezeter geht weiter. Ohne dass sie wissen, wie langsam und vorsichtig wir in den Buchten unterwegs sind, werden wir einfach pauschal beschimpft. Wir rudern zu unserem Boot – wollen uns nichts nachsagen lassen. Nur kurze Zeit später fährt eine Segelyacht unter italienischer Flagge mit Touristen an Bord mit Vollgas – geschätzt sieben Knoten – zwischen den Ankernliegern und dem Strand hindurch. Hier haben wir schon oft Schwimmer gesehen. Auf unsere Handzeichen dass er doch bitte langsamer fahren solle, werden wir nun vom Skipper mit Worten und mit Gesten beschimpft. Ja, das ist unser Tag!

In den Gassen von Carloforte

Am nächsten Tag ist etwas auflandiger Wind angesagt. Wir wollen erst abwarten, doch die Welle wird rasch unangenehm am Anker und so verholen wir auf die Nachbarinsel San Antioco nur 2,5sm entfernt. Am Abend zieht ein Gewitter auf und Piccolina bekommt eine Süßwasserdusche. Der Ankergrund hält gut und alle Ankernlieger haben genügend Abstand. Als die Front durchgezogen ist, können wir ruhig schlafen.

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