Charlottville / Tobago

Irgendwie hatten wir geglaubt, dass Charlottville eine kleine Stadt sei. Immerhin kann man hier einklarieren, also gibt es ein Customs- und ein Immigrationbüro. Customs ist auch so gut wie immer besetzt, nur Immigration sorgt oft für Unmut, da an manchen Arbeitstagen niemand auftaucht. Bei der Ankunft ist das ja nicht schlimm, man geht halt am nächsten Tag wieder hin und schaut ob geöffnet ist. Das Ausklarieren muss da schon besser geplant werden. Dazu muss man wissen,, dass der Papierkram offiziell am Tag der Abfahrt erledigt werden muss. Das kann man hier ziemlich vergessen. Hat man also einen fixen Abfahrttermin, ist es ratsam schon ein, zwei Tage vorher im Büro zu erscheinen – am besten nicht vor 10 Uhr, da der Beamte von Scarborough kommt und eine Stunde unterwegs ist.

Karibisch bunt

Das mit der Einklarierungsbehörde passt irgendwie zu Charlottville. Das Dorf hat einen kleinen Ortskern, den Hang hinauf sind weitere bunte Häuser gebaut. Es gibt zwar mindestens vier kleine Minimärkte, aber die Auswahl war selbst auf den Kap Verden besser! Dazu hat jeder Laden das gleiche: Magarine und etwas Chederkäse im Kühlschrank, ein paar Gemüse- und Obstdosen, Reis, Linsen und braune Bohnen, Milch, Limo und noch ein paar Non-Food Dinge wie Spüli und Klopapier, das wars. Ziemlich enttäuschend. Immerhin gibt es noch einen Gemüseladen, in einer kleinen Wellblechhütte, der eine ganz ordentliche Auswahl hat, und ein Stück weiter ist der Laden der Fischereigenossenschaft, der fangfrischen Fisch anbietet. Ein richtiger Lichtblick dagegen ist die örtliche Bibliothek. Für umgerechnet ca. 3 Euro darf man (zu zweit) für ein halbes Jahr die Infrastruktur benutzen. Das heißt man darf Bücher ausleihen (es gibt sogar welche über Bootswartung etc.), bekommt einen Internetzugang für eigene Geräte oder kann an einem der vier Computer ins Netz. Selbst wenn die Bibliothek geschlossen hat, kann man sich vor das Gebäude setzen und das WiFi benutzen, das immer angeschaltet bleibt. Ein toller Service für so ein kleines Nest, der von vielen Yachties genutzt wird.

Die Bibliothek von Charlottville

Es gibt auch ein paar einfache Restaurants und Bars, eine liegt herrlich direkt am Sandstrand vor dem Dorf – hier ist auch ein bewachter Badestrand. Da kann man gemütlich ein Bier trinken, aufs Meer schauen und im Hintergrund laufen Weihnachtslieder im Reggaerhythmus. Was es alles gibt! Rund um die große Bucht sind noch einige Sandstrände verteilt. Einer liegt gleich beim Boot. Allerdings ist das anlanden mit dem Dinghy meist nicht einfach, wenn, wie oft der Fall, Schwell in die Bucht hereinläuft. Dafür kann man das Gummiboot vor Anker lassen und am Hausriff schnorcheln gehen. Auch hier trübt der Schwell die Freude, da das Wasser nicht mehr ganz so klar ist wegen den aufgewirbelten Schwebstoffen. Trotzdem ist es wunderbar in die Unterwasserwelt einzutauchen, mit den Korallen und den vielen bunten Fischen.

Typisches Fischerboot

Letzten Samstag ist dann etwas Aufregung im Dorf. Ein kleines Krezfahrtschiff kommt in die Bucht. Plötzlich dürfen wir mit unserem Dinghy nicht mehr an den Jetty. Natürlich hat uns das niemand vorher gesagt und so ist die Aufregung groß, dass ein paar Schlauchboote dort festgemacht sind. Die müssen sofort weg! Klasse Planung. Aber für die Gäste wird natürlich alles gemacht – auch wenn diese kein Geld im Dorf lassen, denn sie haben auf dem Schiff ja Vollpension. Nur ein paar Gäste lassen sich an Land bringen und gehen am Strand spazieren. Am nächsten Mittag ist dann schon wieder Abfahrt – Tobago in 15 Stunden… Wenigstens ist der Clipper hübsch anzuschauen.

Die Seacloud II in der Bucht

Wenn wir richtig einkaufen möchten müssen wir nach Scarborough. Es fahren täglich Busse für umgerechnet ca. 1 Euro oder Maxitaxis für den doppelten Preis. Die Fahrt dauert über eine Stunde, da sich die Straße an der Südküste entlangschlängelt und es gibt kaum eine Gerade die länger ist als 400 Meter. Das lässt das Herz eines jede Motorradfahrers höher schlagen, wäre da nicht der Verkehr. Da wird überholt, auch direkt vor der Kurve und gefahren dass die Reifen schon mal quitschen. Bei manchem Taxifahrer fragt man sich, wie er nur so alt werden konnte. Trotz der schönen Landschaft, den eindruckvollen Bäumen am Straßenrand und der tollen Aussicht auf die südlichen Buchten kann man die Fahrt oft nicht geniesen, sondern sitzt verkarmpft im eng gepackten Minivan und wartet sehnlichst darauf bald heil anzukommen.

Auch in der Ankerbucht ist ein Kommen und Gehen. Seit einer Woche kommen nun immer wieder Yachten von „drüben“, die Tobago entweder direkt von den Kap Verden anlaufen, oder von Barbados einen Südschlenker einbauen. Viele sind nur wenige Tage hier und segeln dann weiter nach Grenada und Martinique. Dennoch ist im Vergleich zu den kleinen Antillen wenig los. 10 bis 15 Yachten zählen wir meist, das ist im Vergleich echt übersichtlich. Leider läßt das Wetter die letztenTage sehr zu wünschen übrig. Manchmal regnet es denn ganzen Tag, selten scheint die Sonne mehr als drei Stunden am Sück. Aber das müsste bald besser werden, denn langsam neigt sich die Regenzeit dem Ende zu. Statistisch gesehn zumindest. Dann dürfte es nur noch ab und zu einen Schauer geben….

Schietwetter bei 27°C

Auf nach Tobago

Genau vier Tage liegen wir an der Muring vor Chaguaramas. Wir besorgen noch ein paar Dinge im Bootszubehörgeschäft, fahren zweimal nach Port-of-Spain und decken uns im großen Supermarkt ein. Kurz vor unserer Abreise freuen wir uns Rob und Janine wieder zu sehen, zwei Südafrikaner, die mit uns in Französisch Guyana und Suriname waren. Zufällig treffen wir sie auf einem Werftgelände, wo ihr Boot gerade auf dem Trockenen steht. Ab jetzt werden wir nur noch sporadisch Leute treffen die wir kennen. Zuviele Boote sind in hunderten von Buchten verstreut, da ist es großer Zufall wenn man sich sieht, oder man verabredet sich…

Auch in Trinidad weihnachtet es sehr

Vor dem Ablegen aus Chaguaramas gibt es noch einen kleinen Aufreger. Schon seit dem frühen Morgen liegt eine alte kleine Fähre am Tanksteg. Da wir auch mal wieder Diesel bunkern müssen fahren wir mit dem Dinghy vorbei um zu fragen, wann der Ponton wieder frei ist. Die Antwort ist, dass die Tanke, nachdem das Fährschiff gebunkert hat, leer ist. Noch besser ist die Aussage, dass sie – heute ist Freitag – bis Montag keinen Diesel mehr bekommen, wegen dem Wochenende! Tolle Planung – das Schiff hat den Diesel anscheinend schon vor einer Woche bestellt. Wir sind ziemlich angesäuert, immerhin haben wir schon nach Tobago ausklariert und möchten erst in eine Ankerbucht verholen, um ganz früh am Montag nach Tobago loszufahren. Wir diskutieren mit dem Tankwart. Schließlich gibt er uns den Tipp, dass es nochmal eine Tankstelle gibt, eine knappe Meile weiter buchtauswärts. Wir geben unserem Dinghy die Sporen und schauen uns das erst mal an: Eine kleine Tanke, direkt am Ufer. Laut Besitzer bei Hochwasser 10-11 Fuß Wassertiefe. Das sind 3 Meter, sollte also reichen. Wir fahren zurück zum Boot, machen uns schnell startklar (Hochwasser ist jetzt), dann legen wir ab zur Tankstelle. Tatsächlich, 3,3 Meter zeigt unser Lot beim anlegen, alles im grünen Bereich. Wir füllen unseren Tank mit 200 Liter Diesel – seit den Kap Verden das erste Mal, dass wir tanken. Dann verholen wir ums Eck in die Scottland Bay. Eine wunderbar geschützte Ankerbucht.

Raus in die ruhige Bucht

Leider sind wir nicht alleine hier, mit uns liegen noch drei Boote über Nacht vor Anker. Aber es es sehr ruhig und zum ersten mal seit Suriname können wir wieder Brüllaffen hören, die sich im dichten Wald herumtreiben. Die Bucht ist nicht sehr groß, auf drei Seiten von bewaldeten Bergen umgeben und hat schönes ruhiges Wasser. Das wissen auch die Einheimischen und am Wochenende ist tagsüber der Bär los. Kleine und große Motorboote kommen in die Bucht, die Gäste springen ins Wasser und haben Spaß. Wenn es dunkel wird, fahren die meisten Boote wieder zurück, ein, zwei Discoboote drehen mit lauter Musik noch eine Runde – dann ist es wieder still. Die Nächte sind lau und sternenklar.

Zwei Tage später gehen wir noch in der Nacht Anker auf. Kein Mond ist zu sehen, im Restlicht von der entfernten Stadt sind die Konturen der Berge zu erkennen, aber auf der Westseite ist alles sehr dunkel. Wir fahren im engen Kanal zwischen Trinidad und der kleinen Insel Mono nach Norden. Am Ausgang wirds etwas spooky. Das Wasser wird kabbelig und scheint in verschiedene Richtungen fließen zu wollen. Dann kommen leuchtende Schaumkronen auf uns zu. Durch die Wasserbewegung kommen bestimmte Algen zum Leuchten und das Wasser bekommt einen hellgrünen Schimmer. Piccolina tanzt ein paar Minuten auf der unruhigen, steilen Welle, dann ist alles wieder normal, wir fahren raus in den Atlantik. Viele Lichter von Schiffen sind zu sehen, aber es ist teilweise sehr schwer abzuschätzen wie weit sie entfernt sind. Manche Fischer haben sehr helle Lichter, die meilenweit zu sehen sind, andere Boote, mit schwachen Funzeln, sind manches mal näher, obwohl schlechter zu sehen. Doch bald wird es Tag, da ist es einfacher. An der Nordseite von Trinidad schiebt uns der Neerstrom mit knapp einem Knoten. Wir fahren unter Motor, da wir Wind direkt von vorne haben, das soll den ganzen Tag so bleiben. Als wir noch ca. 25 Meilen von der Südküste Tobagos entfernt sind, werden wir ziemlich durchgeschüttelt.

Der Strom fließt nun mit knapp zwei Knoten uns entgegen und die Welle ist so steil und hoch, dass wir uns manchmal fast feststampfen. Sehr unangenehm. Es wird erst wieder besser als wir in die Abdeckung von Tobago kommen. Am späten Nachmittag umrunden wir das Riff an der Westseite und sehen wie sich die Wellen darüber brechen. Kurze Zeit fällt unser Anker in der kleinen Mt. Irvine Bay auf acht Meter Wassertiefe. Etwas Schwell schafft es in die Bucht, aber im großen und ganzen liegen wir recht geschützt. Jetzt haben wir uns ein kühles Anlegerbier verdient und können ganz entspannt unser vorgekochtes Curry genießen.

Tobagos Nordküste – wolkenverhangen
Fischer bei den „Sisters“
Fegattvogel im Segelflug

Gleich am nächsten Morgen geht es dann weiter an der Nordküste entlang in die Man of War Bay, vor dem Dorf Charlottville. Hier müssen wir uns wieder bei Custom und Immigration melden. Die Bucht ist groß und die nördliche Seite – genannt Pirates Bay – ist recht geschützt. Allerdings fällt der Grund steil ab und so ankern wir hier auf 20 Meter Tiefe. Mit uns liegen noch weitere zehn Boot in der Bucht. Grüne Berge ragen steil auf, einige Sanstrände locken, allerdings ist das Wetrer trüb und wolkenverhangen, was der Szenerie einen etwas düsteren Touch gibt.

Vor Anker in der Pirazes Bay
tropischer Regenschauer
jetzt ist die Bucht wieder zu sehen

Ruhige Tage in Chacachacare

Nach zwei Wochen in der Bucht von Chaguaramas wird uns der Lärm von den Booten und Werften, die grellen Scheinwerfer, die nachts teiweise voll in unsere Kabine leuchten und der fast tägliche Dieselgestank zuviel. Wir kaufen ordentlich frische Lebensmittel und verholen uns auf die etwa sechs Meilen entfernte Insel Chacachacare. – Was für ein Unterschied! Außer uns liegt nur noch ein Katamaran in der Bucht, das Wasser – obwohl auch hier von dunkelgrüner Farbe – ist viel klarer. Nur wenig Sediment des Orinokos trübt es ein wenig ein. Rings um uns sind bewaldete Hügel über denen Dutzende von Geiern kreisen. Kaum haben wir unseren Anker eingefahren, sehen wir keine 40 Meter weiter eine Wasserschildkröte luftholen, um gleich darauf wieder abzutauchen. Es ist ruhig und die Luft ist herrlich. Nichts wie rein in Wasser – auch das ist einfach wunderbar. Hier bleiben wir!

Chaguaramas iam frühen Morgen
Fischer aus Venezuela

Genauso ist es. Wir bleiben über eine Woche vor der Insel vor Anker. Meistens sind wir alleine, ab und zu kommen Motorboote, die einen Tagesausflug hierher machen, die sich aber spätestens wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet auf den Heimweg machen. Später erfahren wir, das mache Einheimische glauben, auf der Insel würde es spuken. Vielleicht auch, weil hier im vorigen Jahrhundert die Leprakranken gewohnt hatten. Seit die Krankheit heilbar ist, ist die Insel aber nicht mehr bewohnt, nur einige halbverfallene Häuser zeugen noch von der Zeit. Es ist wunderbar still, so ruhig, dass wir bei Windstille den Generator der fünf Seemeilen entfernten Ölbohrplattform hören können. Morgens beobachten wir die Pelikane, die an der Uferzone entlang fliegen und im Sturzflug ihr Fischfrühstück fangen. Gleich am zweiten Tag sehe ich einen Stachelrochen, als ich im niedrigen Wasser schnorcheln gehe. Hier kann man wirklich Ruhe tanken.

Ankerbucht vor Chacachacare
Meist herrlich ruhig
…auser am Sonntag Nachmittag…

Allerding haben wir uns auch Arbeit aus Chaguaramas mitgenommen. Eine neue Toilettenpumpe muss eingebaut werden und unsere Polster im Salon bekommen einen neuen Überzug. Das hält uns beschäftigt, denn leider bekomme ich fast eine Woche Badeverbot weil ich mir den Zehen am Vorschotbeschlag blutig geschlagen habe – so ein Mist. Mit Wunden ist in dem Klima nicht zu spaßen, also gehe ich lieber nicht ins Wasser, bis eine frische Haut die Wunde verschlossen hat.
Zwischendurch werden wir vom Zoll kontrolliert. Unglaublich wie leise sich das Boot anschleicht – wir hören keine Schraubengeräusche, sondern erst Stimmen der Zöllner, die unsere Einklarierungspapiere sehen möchten. Drei Offizielle mit geladenen Gewehren im Anschlag, da wird einem schon kurz etwas komisch zumute. Aber es läuft alles sehr freundlich ab, und da wir erklären, dass wir noch einige Tage hier bleiben, kommen Sie vier Tage später nochmals vorbei, umrunden unser Boot und als wir hoch kommen und winken, gibt einen „thumbs up“ und sie fahren wieder weiter. Sie haben einfach geschaut ob alles OK ist.

Neue Polsterbezüge im Salon
Red Snapper

Doch wir können nicht ewig bleiben. Wir müssen nochmals nach Chaguaramas, nicht nur weil unser frisches Obst aufgebraucht ist, sondern auch weil wir uns beim Zoll und Immigration abmelden müssen, wenn wir nach Tobago weitersegeln möchten. Also gehts nochmal ein paar Tage an die Muring vor Trinidad

Chaguaramas / Trinidad

Die Bucht von Caguaramas liegt an der Nordwestecke Trinidads und ist unter den Yachties ein bekanntes Hurricanehole. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Insel von einem Hurrikan getroffen wird ist sehr gering. In den letzten gut 100 Jahren lag sie nur einmal in der direkten Zugbahn. Dazu kommt dass Chaguaramas sehr gut von Osten geschützt ist und sich praktisch kein Schwell aus dieser Richtung aufbauen kann. Es gibt noch andere Ankerbuchten nicht weit von hier, sowohl auf der Hauptinsel als auch auf den kleinen Inseln um die Nordwestspitze herum. Auch dort kann man gut liegen, aber die allermeisten Yachten kommen hierher und einige hundert Segel- und Motorboote werden hier über die Hurrikansaison an Land gestellt. In Chaguaramas sind eine handvoll Werften, die sich auf Freizeitboot eingestellt haben, entsprechend ist hier (fast) alles zu bekommen was das Seglerherz begehrt. Verschiedene Shipchandler bieten alles ums Boot, dazu gibt es Segelmacher, Motorwerkstätten, aber auch Restaurants und Supermärkte direkt auf den Werftgeländen. Fast überall gibt es Dinghydocks, so dass man direkt von einer Werft zur anderen fahren kann, ohne weit laufen zu müssen. Wir sind hergekommen um Ersatzteile für unseren Wassermacher (Umkehrosmoseanlage) zu kaufen, deren Hersteller auch hier vor Ort ist. Davon abgesehen, findet man bei den Bootsbedarfausrüstern immer was, was man noch brauchen kann. Deshalb liegen wir hier nun an einer Muringboje, direkt vor den Werften. Nachteil: Zubringer- und Arbeitsboote der trinidadischen Öl- und Gasindustrie machen auch hier in der Bucht fest. Was tagsüber manchmal noch recht interessant ist, kann nachts ganz schön lästig werden. Denn Zeit ist Geld und hier wird anscheinend nahezu rund um die Uhr gearbeitet. Bis spät in die Nacht legen Schiffe an, morgens um fünf werden wir oft vom nervend piependen Gabelstapler geweckt, grelle Scheinwerfer leuchten bis in unsere Kojen. Auf Dauer ist uns das entschieden zu laut. Ein weiterer Wehrmutstropfen ist das Wasser in der Bucht. Eigentlich wäre es ganz schön und klar, von dunkler, grüner Farbe. Immer wieder sehen wir Trompetenfische von stattlicher Größe vorbei schwimmen. Was aber leider auch täglich stinkend vorbei schwimmt ist Diesel. Wir sind uns noch nicht ganz schlüssig ob es von der Tankstelle kommt, oder von den venezoelanischen Fischern, die mit uns in der Bucht liegen und per Kanister tanken – da kann ja schon mal was daneben gehen.

Blick vom Boot in Chaguaramas
Trompetenfisch in relativ klarem Wasser

Die Hauptstadt Trinidads liegt kaum 20 Kilometer entfernt und ist per Bus oder Maxi-Taxi (Minibusse die überall halten) bequem und sehr günstig zu erreichen. Port-of-Spain hat einen schlechten Ruf, was die Sicherheit angeht, aber tagsüber ist es kein Problem. Wir werden oft angesprochen, woher wir kommen. Gestern trafen wir auf eine Dame, die zur Fußball WM in Deutschland war. Sie bestätigte uns, dass die BRD ein sehr schönes Land ist – aber so KALT!! Tja, kein Wunder. Die Temperaturen hier sind noch nie unter 25°C gefallen…da gegenüber sind selbst die Sommernächte in Deutschland sehr kühl.

gut plaziert…

Die Stadt ist eine sonderbare Mischung aus gläsernen Hochhäusern (meist Regierungsgebäude), oft etwas heruntergekommenen Gebäude in der Innenstadt, immer wieder etwas deplatziert wirkenden steinerne alte Kirchen, bunte Läden, Straßenstände mit Obst und Gemüse. Die Parks sind etwas lieblos, große Grünflächen mit wenig schattenspendenden Bäumen. Dafür sind manch eindrucksvolle Exemplare in den Gärten in den besseren Wohnvierteln.

Neue…
und alte Prachtbauten
Typische Straße in Port-of-Spain

Solange wir an der Muring liegen, können wir das WiFi-Netz einer Werft benutzen, das ganz passabel funktioniert. Gleich bei unserem ersten Besuch in der Hauptstadt wollten wir uns eine Prepaid-SIM kaufen mit Internetdatenvolumen und auch Gesprächminuten ins Ausland. Wir erstanden eine SIM mit internationalen Gesprächseinheiten, dazu ein paar GByte Daten. Als ich jedoch in Deutschland anrufen wollte, war direkt nach dem Verbindungsaufbau Schluß. Nichts ging mehr, meine Gesprächseinheiten waren leer. Als wir zehn Minuten später im Telefonladen standen und uns beschwerten, fanden die Damen hinterm Tresen heraus, dass die internationale SIM-Karte nur für USA, Kanada und die karibischen Inseln funktioniert. Nach einiger Diskussion und der Frage ob denn Deutschland etwa nicht international sei, konnten wir die SIM-Karte zurückgeben und bekamen unser Geld zurück. Allerdings war es uns nicht möglich bei den Telefonanbietern eine Prepaid-SIM mit internationalem Gesprächguthaben zu kaufen – unglaublich! Das hat bis jetzt überall funktioniert. Und gerade hier, wo man überall wieder mit Kreditkarte zahlen kann, wo einen vieles an USA erinnert: keine Chance. Vielleicht gerade weil es sehr auf die USA bezogen ist….? Immerhin funktioniert unsere deutsche SIM-Karte im roaming Betrieb, wir sind also, wenn auch teuer, immer erreichbar.

Unsere Nähmaschine wurde auch mal wieder ausgepackt. In einem tollen Stoffladen in der Stadt haben wir Material gekauft um unsere Polster im Salon zu beziehen. Außerdem stehen noch ein paar kleinere Ausbesserungsarbeiten an und schließlich habe ich einige „blanke“ Gastlandflaggen genäht. Die können wir bemalen, falls wir eine Flagge nicht kaufen können – so wie zuletzt für Surinam und Trinidad &Tobago.

bunte Auswahl
Gastlandflaggen selbst gemalt

Trinidad besitzt eine schöne Vogelwelt. Selbst hier in der Bucht macht es Spaß den Fregattvögeln und den Pelikanen zuzuschauen. Zwei ganz unterschiedliche Spezies und doch sind beides hervorragende Flieger. Pelikane sitze gerne auf dicken Pfählen die im Wasser stehen und ist dann eher von plumper Statur, wenn er fliegt, gleitet er jedoch sehr elegant ganz dicht übers Wasser (Groundeffekt). Der Fregattvogel fliegt oft mit der Thermik und ist überaus wendig mit seiner schmalen Silouette. Abends sehen wir manchmal Schwärme von kleinen Papageien wahrscheinlich in ihr Nachtlager fliegen. Es gibt einige Parks in denen man Vögel beobachten kann. Vielleicht besuchen wir noch einen, es könnte aber auch sein, dass wir bald einen Chaguaramas Koller bekommen und möglichst schnell eine ruhige Ankerbucht aufsuchen.

Prima Aussicht

Überfahrt nach Trinidad

Am späten Samstag Vormittag kippt die Tide im Surinam River. Zeit für uns abzulegen. Als wir unter der Brücke bei Paramaribo durchfahren schiebt uns die Strömung mit über einem Knoten und wird teilweise sogar noch stärker, bis zu zwei Knoten. Wir fahren vorbei an der Waterkant, dem Fort Zeelandia, New Amsterdam und dessen Fort, winken nochmals zum Abschied, dann geht’s langsam raus auf den Atlantik. Bei den letzten Tonnen wird das Wasser ziemlich kabbelig, da wir den Wind auf der Nase haben und somit Wind gegen Strom. Aber kaum sind wir an der Ansteuerungstonne angekommen, können wir Segel setzen und Kurs Trinidad anlegen. Die nächsten 36 Stunden haben wir ein Traumsegelwetter. Schöner Halbwindkurs, unsere Piccolina rauscht mit 7-8 Knoten durchs Wasser und es ist dabei wunderbar leise. Kein Geklapper in den Schränken, keine Wellen die an die Seiten klatschen, wir gleiten geschmeidig durchs Wasser – fantastisch. Wir sind schnell, der Plotter sagt uns eine Ankunftszeit am Dienstag vorraus. Doch die Wettervorhersage behält recht – der Wind wird schwächer und unstet. Dafür können wir uns an Deck ausgiebig abduschen und das tiefblaue Wasser betrachten, das wir so vermisst haben. Blauer geht es nicht. Man könnte meinen man schaut bis an den Meeresgrund. Nicht umsonst gibt es den Ausdruck Blauwassersegeln, wenn man weit ab den Küsten segelt. Nachts nieselt es leicht, aber es ist immer noch so warm dass wir selbst in der Nacht in kurzen Hosen und T-shirt Wache gehen können. Ohne Wolken und wenn der Mond noch nicht aufgegangen ist, haben wir Zeit den unglaublichen Sternenhimmel zu betrachten. Direkt über dem Horizont ist es zu dunstig, aber über uns erstreckt sich die Milchstraße deutlich als heller Streifen über das Firmament und tausend leuchtende Sterne….

Vor Trinidad umfahren wir ein großes Gebiet mit vielen Ölbohrplattformen. Manche sind recht nah, doch sie sind groß und nicht zu übersehen und in der Nacht sehr hell beleuchtet. Wir segeln an der Ostküste Trinidads entlang – mehr schlecht als recht, die Segel stehen gerade noch so und flappen bei jeder größeren Welle enervierend. Dennoch machen wir noch über zwei Knoten Fahrt. Das ändert sich am frühen Vormittag an der nördlichen Inselseite. Hatten wir bis dahin über einen Knoten Strom der uns schob, sind wir nun vielleicht zu nah unter der Küste (aber immer noch 4 Meilen entfernt) oder die Tide ist stärker als der Guyanastrom. Jedenfalls setzt nun der Strom mit ein bis zwei Knoten gegen uns und der Wind ist komplett eingeschlafen. Da wir innerhalb der Bürozeiten in Chaguaramas ankommen wollen um keine „Overtime“ Gebühr zahlen zu müssen starten wir den Motor. Vorbei an den schroffen, üppig grünen Bergen der Nordküste geht es durch einen kleinen Kanal zwischen der Nordwestspitze Trinidads und einer kleinen Nebeninsel. Wir sehen Pelikane im Formationsflug vorbei fliegen und bewundern die schroffen Klippen am Ufer. Die Bucht von Chaguaramas hat nicht ganz so viel Charme. Viele Werften sind hier angesiedelt – nicht nur für Sportboote auch für große Frachter, Fischer- und Arbeitsboote. Wir legen am Zollsteg an und stellen fest dass wir durch die eine Stunde Zeitverschiebung genau zur Mittagspause angekommen sind. So können wir im Cafe am Pontoon noch ein Sandwich essen, bevor es ans einklarieren geht.

Sonnenaufgang an der Nordküste Trinidads
Anfahrt an die Nordwestspitze
schroffe grüne Hügel

Was als erstes auffällt ist der krasse Akzent der Trinidadians. Wow. Ich dachte die Australier oder Neuseeländer sind manchmal schlecht zu verstehen, aber das hier ist wirklich nochmal eine andere Nummer. Oft muss ich nachfragen, wenn zu schnell und für mich zu undeutlich gesprochen wird. Aber alle sind sehr freundlich, auch bei der Immigration und dem Zoll, so dass wir uns knapp drei Stunden später in der Ankerbucht ein Boje raus suchen können und dann erst mal ganz gemütlich unseren Anleger trinken. Wir sind gut angekommen, morgen machen wir unser Dinghy parat und schauen uns erst mal genauer um….