Carnaval in Las Palmas

Auf den Kanaren ist die 5.te Jahreszeit angebrochen.

Zuerst ist es etwas subtil, man sieht Faschingskostüme in den Geschäften und in Santa Catalina ist eine große Tribüne aufgebaut. Von den Veranstaltungen dort haben wir bis jetzt nicht viel mitbekommen. Mal ein bunter, durch laute rythmische Musik aufallender Karnevaltruck auf der Stadtautobahn, eine Übertragung im Kanarischen Fernsehen, das wars – bis gestern.  Wir hatten uns endlich mal wieder auf eine richtig ruhige Nacht gefreut, wenig Wind war angesagt, doch dann ab ca.  elf Uhr Nachts  wummerten Sambarythmen über das Hafengelände und wahrscheinlich auch über die halbe Stadt. Bis zum frühen Morgen ging das Spektakel,von einer erholsamer Nacht konnten wir nur träumen.

Heute waren auffällig viele Verkleidete in der Stadt unterwegs. Keine Frage das Karnevalfieber steigt. Am Abend kehren wir auf ein paar Tapas ein und ohne es geahnt zu haben sitzen wir an einem Logenplatz für den Karnevalsumzug. Heiße Rythmen werden durch die Gassen getrommelt, leichtbekleidete Frauen mit bunten Federn auf dem Kopf tanzen auf der Straße und viele kostümierte Gruppen begleiten den Umzug. Dass die Sambatänzerinnen eine hübsche Figur haben müssen, gehört hier übrigens nicht zum Einstellungskriterium. Es wackeln auch einige Mädels mit ein paar Kilos zuviel um die Hüften zur Musik. Wir finden das klasse, dass nicht alles so perfekt sein muss und der Stimmung schadet es keinesfalls, im Gegenteil!

Immer locker in der Hüfte!

Kosümierte Gruppe

 

Wind und Regen

ist nicht gerade das, was man sich für einen Urlaub auf den Kanaren wünscht. Doch genau in der letzten Woche bekamen wir von beidem eine ordentliche Menge ab und auch die Temperaturen waren nicht so wie man es von den südlichen Inseln erwartet. Schade für unsere Besucher, aber die ließen sich die gute Laune nicht verderben. Die Regenpausen wurden genutzt um mit dem Dinghy am Hausstrand anzulegen.

Fußwaschung am Strand
dunkle Wolken im Hafen

Um einen Eindruck von der Insel zu gewinnen, mieteten wir ein Auto. Ganz im Süden von Gran Canaria erwartete uns nicht nur etwas besseres Wetter, sondern auch die Dünenlandschaft bei Maspalomas. Kaum läßt man die riesigen Hotelburgen hinter sich, könnte man meinen man wäre in der Sahara – Sanddünen und Tamariskenhügel, im Hintergrund dunkle kahle Berge. Eine schöne Illusion, die allerdings gleich wieder zerbröckelt, wenn man in die falsche Richtung schaut, zu den weißen Häuserklötzen im Rücken oder den vielen Plastikliegestühlen am Strand. Der kräftige Wind bläst uns den Sand in die Augen, deshalb haben außer uns nur wenige Touristen den Weg in die Dünen gefunden.

Dünenlandschaft im Süden
Sand, Tamariskenhügel, vulkanische Berge – könnte auch im Süden Algeriens sein

Der südliche Teil der Insel gleicht einer Steinwüste. Kahle Berge, selbst in den Barancos (von Wasser geschaffene Schluchten) sind nur wenig grüne Pflanzen zu sehen. Dafür wachsen an der Küste große Touristenburgen aus dem Boden. Überall sind die Hänge mit weißen Hotels bedeckt, die auf sonnenhungrige Besucher warten. Eine angenehme Ausnahme bei diesen Retortenstädten ist Puerto Mogan. Das Städtchen hat sich seine Authentizität  bewahrt. Um den Hafen und im Stadtkern stehen landestypische Häuser und verbreiten eine gemütliche Atmosphäre, die Hotels liegen dezent im Hintergrund.

Der Norden der Insel gibt ein ganz anderes Bild. Die Städte und Dörfer sind umgeben von üppigem Grün.

grüne Vulkanlandschaft

Ficus (wie bitte heißt den die Mehrzahl von Ficus??), Palmen, Kakteen, Wolfsmilchgewächs und dazwischen quietschbunte Bougainvillea. Auch die Häuser sind oft mit Farben bemalt, die den deutschen Baubehörden die Nackenhaare aufstellen würden. Hier sieht man die ganze Farbpalette von kanariengelb über pink bis azurblau, da kann sich der Hausbesitzer ganz ausleben! (Ich frage mich gerade ob wir nur in Deutschland so bescheuerte  Bauvorschriften haben, die sogar Haus- oder Dachfarben vorschreiben…)

Leider werden wir auch bei der Fahrt durch die Berge nicht vom Regen verschont, aber wenn dann doch mal die Wolkendecke aufreißt, werden wir mit spektakulären Aussichten belohnt.

es regnete viel die letzten Tage
Aussicht auf die Hauptstadt

Und so ist die Woche sehr schnell rum und unsere Besucher müssen wieder zurück ins noch kältere Festlandeuropa. Derweil hoffen wir, daß das Wetter hier sich bald sonniger zeigt.

schön war’s

Junges Gemüse an Bord

Seit Samstag wohnen wir zu viert auf der Piccolina. Unsere Nichte mit Freund besucht uns  eine Woche in Las Palmas.

Besuch an Bord

Gemeinsam sind wir nun unterwegs in  Las Palmas bis die Füße schmerzen. Von Vegueta nach Santa Catalina und zum Strand Las Canteras. Dazwischen wird Kaffee getrunken und Eis gegessen.

Im Vegueta
Nördliche Küste

Heute wollten wir dem Botanischen Garten einen Besuch abstatten. Eigentlich hat dieser das ganze Jahr auf, nur wir erwischen den wohl einzigen Tag an dem der obere Eingang wegen Bauarbeiten gesperrt ist und nach gut zwei Kilometer Fußmarsch stehen wir am verschlossen unteren Eingangstor. Der letzte Bus ist gerade an uns vorbeigefahren. Perfekt! Also nochmal zwei Kilometer zur nächsten Haltestelle die um diese Zeit noch angefahren wird. Aber da alles sein Gutes hat, ist diese direkt neben einem Restaurant dessen leckerer Grillgeruch uns schon auf dem Weg aufgefallen ist. Also nichts wie rein.

lecker Gegrilltes

Las Palmas – erster Eindruck

Am zweiten Tag unserer Überfahrt ist herrliches Segelwetter: Wolkenloser Himmel, weniger Welle, konstante Brise. Die darauffolgende Nacht wieder sehr dunkel und lang. Wir haben keine direkte Begegnung mit Schiffen, dafür zeigt das AIS viel Großschifffahrt zu und vor den Inseln. Las Palmas Traffic ist auch schon zu hören.  So wird die Freiwache auch oft von Funkgesprächen zwischen der Verkehrszentrale und den Schiffen geweckt. Aber jede Nacht geht auch mal zu Ende. Wir werden von einem strahlenden Sonnenaufgang belohnt. Kurz vor unserer Ankuft schläft der Wind ein und so motoren wir die letzten sieben Meilen zum Hafen. Dort lassen wir in der Bucht neben der Marina den Anker auf acht Meter Tiefe fallen. Nachdem wir das Boot aufklariert und das Dinghy aufgeblasen haben, wollen wir uns mal ansehen wo wir gelandet sind.

am Ankerplatz

In der Marina gibt es wohl ein Dinhydock, dann müssen wir es nicht vorne am Sandstrand liegen lassen. Die Fahrt geht um die Nordmole rum, dann rein in die Marina, die riesig ist. Wir fragen einen Yachtie wo wir das Dinghydock finden. Ganz am anderen Ende ist ein kleiner wabbeliger Pontoon aus Plastikboxen installiert wo wir unser Gummiboot anbinden können. Der Hafen ist sehr voll, nur wenige freie Plätze sind zu sehen und es ist die Frage ob sie wirklich frei sind…

ziemlich voll der Hafen
wackelige Angelegenhei

Raus aus der Marina stehen wir erst mal vor der vierspurigen Stadtautobahn, die auch direkt am Strand vom Ankerplatz vorbeiführt. Keine hundert Meter weiter frisst sich ein Betonhammer in einer Baustelle durch den Teer. Auf der Straße fährt mit Blaulicht und lauter Sirene ein Krankenwagen entlang.  Ein kleiner Kulturschock nach sieben Wochen Porto Santo, wo das lauteste Geräusch das Horn der Fähre war, wenn sie im Hafen gedreht hat und die Brandung, wenn mal wieder ordentlich Schwell war. Wir holen tief Luft, finden eine Unterführung und gehen ein paar Straßen weiter. Hier ist es ruhiger und wir gewöhnen uns schnell wieder an Ampeln, Autoverkehr und Stadtflair. Wir sind wieder in Spanien und freuen uns auf gutes Essen, verständliche Sprache und wer weiß vielleicht gibt es hier Estrella Galicia (galizisches Bier)? Nach einem ersten leckeren Cafe con Leche sind wir schon fast angekommen und beim ersten Gang in der Supermarkt erfreuen wir uns an der großen Auswahl an Schinken, Lomo und Salami. Guter Dinge fahren wir zurück aufs Boot und verbringen eine wunderbar ruhige Nacht vor Anker. Ohne klappern oder geknarze von Festmachern. Herrlich.

Stadtautobahn
Am Anker vor Las Palmas

 

Startklar

Wie vor jedem größeren Schlag haben wir die letzten Tage routinemäßig mindestens einmal am Tag Gribfiles heruntergeladen. Das sind Wetterdaten, die (unseres Wissens) die NOAA (National Oceanic and Athmospheric Administration) zur Verfügung stellt und die von Wetterdiensten für ihre Wettervorhersagen aufbereitet werden. Wir sehen uns die Files mit entsprechend Programmen an (z. B. Zygrip). Dabei werden uns nicht nur die Winddaten angezeigt, je nach Belieben können wir Wellen (Schwell, Maximalwelle, Windsee… ) oder auch Niederschlag, Temperaturen usw.  für die nächsten sieben Tage herunterladen. Hier läuft das ganze über Internet, bei Bedarf können wir die Daten aber auch über Kurzwelle empfangen (dann allerdings etwas eingeschränkt was das Datenvolumen betrifft).

Seit Tagen spekulieren wir auf ein Wetterfenster das sich für das Wochenende abzeichnet um auf die Kanaren zu segeln. Je näher die Vorhersagen rücken, desto zutreffender werden sie. Es zeichnet sich der Samstag als geeigneter Abfahrtstermin ab. Heißt für uns, Piccolina wieder reisefertig zu machen. Außerdem nutzen wir nochmal die Gelegenheit unsere Wäsche kostenlos!! in der Marina zu waschen und zu trocknen. Zwischen den hunderten von Yachtemplemen ziert nunauch das Piccolinalogo die Kaimauer. Morgen nochmal Brot und frische Früchte einkaufen, dann kann es losgehen.

Das Piccolinalogo ziert die Kaimauer
Hunderte von Yachten haben sich verewigt

Wie so oft werden wir Porto Santo mit einem lachenden und einenem weinendem Auge verlassen. Wir freuen uns auf die Kanaren, klar, aber wir wären auch gerne noch ein paar Tage oder Wochen auf der kleinen portugiesischen Insel geblieben. Hätten jedesmal wenn wir auf unser Boot gegangen wären, in das glasklare Wasser gestarrt, Seegurken zwischen den Felsen gesucht oder den Babyfischen zugeschaut. Wären nochmal am langen Sandstrand spazieren gegangen, um danach „doisch boloisch“ im Marinacafe zu trinken. Wir werden oft an diese Tage zurückdenken, an die herzlichen Menschen die uns immer wieder versuchten ein paar Worte ihrer Sprache „schmackhaft“ zu machen. Nach den sechs Wochen hier, hatten wir manchmal schon fast das Gefühl dazu zu gehören. Im Cafe wünschte man einen „bom dia“, machmal wurden wir sogar angehupt, wenn wir mit unseren Fahrädern unterwegs waren, um uns mit erhobenem Arm aus dem Auto heraus zu grüßen. Das alles wird uns fehlen,genauso wie unser Lieblingshund Chico, der jeden Morgen auf der Ladefläche eines Pick ups angefahren kommt, um später unten am Wasser die Fische zu verbellen.

Porto Santo ist so klein, dass man es auf der Erdkugel gern übersieht, für uns war es so schön und so herzlich dass wir sehr froh sind, nicht vorbeigesegelt zu sein.

Ostküste
Basaltsäulen