Angra do Heroísmo

Seit gestern liegen wir an einem neuen Ankerplatz. Gleiche Insel, neuer Hafen. Die 15sm hierher waren praktisch ein Katzensprung. Alles was man innerhalb eines Tages erreichen kann empfinden wir zur Zeit als Kurztrip.

Die Südküste von Terceira

Auch hier in Angra kann man kostenlos vor Anker liegen. Nicht ganz so gut geschützt wie in Praia, aber bei den angesagten Westwinden sollte nicht allzuviel Schwell in die Ankerbucht stehen. Der Ausblick auf die Stadt ist klasse vom Boot aus! Weiß getünchte Häuser mit bunt bemalten Fensterumrandungen, prächtige Kirchen und ein imposantes Fort liegen rings um unseren Liegeplatz. Das Wasser ist kristallklar und herrlich blau. Es vergeht kein Tag ohne dass wir vom Boot aus ein Bad im Atlantik nehmen. Für uns angenehme 22 Grad, Karibiksegler wäre es wohl zu kalt.

Blick vom Boot auf Angra…
…und aufs Fort
Die Ankerbucht vor der Stadt

Angra ist seit den 80er Jahren Weltkulturerbe und wirklich sehr hübsch anzuschauen. Dennoch ist es selbst jetzt zur Hauptsaison nicht total von Touristen überrannt, sondern hat sich durchaus einen eigenen Charakter. Es macht Spaß durch die Gassen zu bummeln, durch den schönen Park zu streifen oder beim Kaffee die Leute auf der Straße zu beobachten, auch die kleine Wanderung auf den Hausberg Monte Brasil ist zu empfehlen, besticht er durch eine erstklassige Aussicht auf die Stadt.

Blick auf die Marina

Tourada a Corda

Terceira ist berühmt für die Straßenstierkämpfe die hier auf der Insel den Sommer über täglich irgendwo stattfinden. Die Tourada a Corda kann man jedoch nicht mit einem normalen Stierkampf vergleichen. Dank Carolyn und Mark, einem befreundeten britischen Pärchen, die mit ihrer Westerly auch hier vor Anker liegen, erfahren wir, dass am Abend in Biscoite eine Tourada stattfindet. Also nichts wie hin. Zusammen fahren wir mit dem Bus in den Norden der Insel, schauen uns erst das herrlich gelegene Strandbad in den Vulkanfelsen an – da müssen wir definitiv nochmal her!! – essen zur Stärkung einen typischen Rindereintopf (Alcatra), bevor wir uns auf die Suche nach den Stieren begeben.

Strandbad im Vulkanfels

Wir werden schnell fündig. In der Dorfmitte sind mehrere Straßen für die Tourada präpariert und alle Hauseingänge, ebenerdige Fenster und offene Plätze mit Sperrholz zugebaut, so dass der Stier keine Möglichkeit hat, von der Straße zu gelangen. Wir finden Platz in einer Bar, die mit einer Holzballustrade geschützt ist und warten gespannt auf den Stier. Ein Böllerschuß ertönt: der Stier wird aus seiner hölzernen Transportkiste gelassen. Ganz frei ist er jedoch nicht. Er hat einen geschätzt 100 Meter langen Strick um den Hals und zehn Männer (Pastores) können das Tier einbremsen, wenn es in die falsche Richtung abbiegt oder wenn ein zu unvorsichtiger „Torrero“ es nicht mehr rechtzeitig über die Holzabsperrung schafft. Männer reizen den Stier mit Schirmen oder Tüchern, so dass er sie die Straße hoch und runter jagt. Wenn die Wagemutigen über die Absperrung springen, kracht er manchmal mit voller Wucht gegen das Holz. Gut dass die spitzen Enden seiner Hörner mit kugelförmigen Abdeckungen geschützt sind, sonst würde das Sperrholz wahrscheinlich nicht lange halten. Nach 20 bis 30 Minuten wird der Stier wieder in seine Kiste getrieben, zwei Böllerschüsse zeigen an, dass keine Gefahr mehr besteht. Bei unserer Tourada werden insgesamt vier verschieden Stiere durch die Straße getrieben. Dazwischen bummeln die Einheimischen durch das Dorf, treffen Freunde, in Gärten oder Garagen wird bei Musik und Bier gefeiert, Straßenverkäufer haben Eis und Knabbereien im Angebot. Volksfeststimmung. Den Stieren passiert nichts, sie bekommen einen ordentlichen „work out“ und dann dürfen sie wieder auf ihre Weide.

Volksfeststimmung in Biscoite

In der Ankerbucht ist derweil ein Kommen und Gehen, wir treffen befreundete Crews und sitzen gern mal bei einem Sundowner in der Strandbar zusammen.

Blick von der Strandbar

Trübe Tage

Obwohl wir hier praktisch direkt im Azorenhoch sitzen, ist nicht immer Sonnenschein. Die letzten Tage waren oft trüb, dicke Wolken verhüllten die Berge und manchmal setzte feiner Nieselregen ein. Etwas unangenehm wenn man wie üblich im T-shirt unterwegs ist. Oft schafft es die Sonne dann am Abend aber doch noch und so oder so sind die Temperaturen meist sehr mild.

Wolkenverhangene Berge
manchmal sind sie nur noch zu erahnen

Die Ankerbucht ist gut besucht und drei befreundete Schiffe liegen direkt neben uns. So ist immer was los und wir gehen gemeinsam auf ein Bier an die Strandbar, es kommt jemand auf einen Kaffee vorbei oder wir unternehmen mit den Freunden einen Ausflug. Dazwischen werden die alltäglichen Arbeiten erledigt und Rolf versucht unsere Wlan Antenne zum laufen zu bekommen. Langweilig wird uns jedenfalls nicht.

abends scheint wieder die Sonne

Zu guter Letzt wünschen wir meinen ehemaligen Kollegen und allen Biberachern a scheene Schütza!

A scheene Schütza

 

Angekommen in Terceira

Nachdem wir über einen Monat auf der kleinen Insel Santa Maria verbracht haben, wurde es Zeit weiterzusegeln. Früh morgens legten wir ab und bei leichtem Ostwind ging es an Sao Miguel vorbei nach Terceira. Etwas über 24 Stunden waren wir unterwegs, bei wenig Welle und angenehmen Halbwindkurs und hatten viel Sonne, bis am Abend dicke Regenwolken den Himmel verdunkelten. Nass wurden wir nicht, aber wir hatten kurzzeitig mit einem Windloch zu kämpfen, durch das wir hindurch mussten. Die Nacht war mal wieder stockfinster, da half auch das Leuchtplankton nicht viel, das in unserem Fahrwasser aufleuchtete, wie viele kleine Sternschnuppen. Gut dass die Nächte im Sommer so kurz sind.

Nun liegen wir im riesigen Vorhafen von Praia do Vitoria, im Osten der drittgrößten Azoreninsel  vor Anker, gut geschützt und mit wenig Schwell. Viele sagen es ist der beste Ankerplatz auf den Azoren. Das Dinghy darf man in der Marina  festmachen, die bis auf den letzten Platz belegt ist, oder man landet am Sandstrand an, der keine 100 Meter entfernt und perfekt gepflegt ist.

vor Anker in Praia do Vitoria

Auch das Städtchen ist hübsch, mit netten Cafes und Restaurants, die kurze Fußgängerzone ist gesäumt mit Geschäften und in der kleinen Markthalle kann man frischen Fisch und Gemüse erstehen. Es sieht so aus, als würden wir hier ein paar Tage verbringen

Sonneninsel

So wird Santa Maria innerhalb der Azorengruppe bezeichnet und bisher hatten wir bis auf wenige Ausnahmen tolles Wetter hier. Meistens scheint spätestens ab Nachmittag die Sonne. Aber selbst wenn der Himmel Wolken verhangen ist, wird es nicht kalt und es lässt es sich wunderbar im T-shirt aushalten.

Nachdem wir unsere Kleine wieder ins Wasser verfrachtet haben, nehmen wir uns die Zeit, die Insel genauer zu erkunden. Mit einem Mietwagen fahren wir von einem Ende zum anderen und freuen uns an den blauen Schmucklilien die die Straßen säumen. Auch die Hortensien fangen gerade an zu blühen. Der Norden und Osten der Insel ist sehr grün und hügelig, Wiesen wechseln sich ab mit kleinen Baumbeständen. Nur die größeren Dörfer haben einen richtigen Ortskern, sonst sind einfach einige weiß getünchte Häuser in die Landschaft gesprenkelt. Mal ganz klein, mal richtige Anwesen, mit schön angelegten Zufahrten und Gärten.

Blick nach Norden

Wir machen einen Abstecher zu einem alten Steinbruch, unweit der Straße

früherer Steinbruch

Der Westen der Insel ist recht flach. Da der letzte Winter nicht sehr regenreich war, sind die Wiesen hier schon gelb und erinnern eher an mediterrane Spätsommer. Auf dieser Seite der Insel liegt auch der Flughafen, der bis in die 80er Jahre als Zwischenstopp für Transatlantikflüge gedient hat. Mittlerweile gibt es von Santa Maria aus nur noch wenige internationale Flüge, hauptsächlich wird die Nachbarinsel Sao Miguel oder Lissabon angeflogen. Dafür kann es mal sein, dass die Start- und Landebahn zu Übungszwecken genutzt wird. Warum sonst sollte die vierstrahlige Maschine rund 10 mal über unsere Köpfe zum bzw. vom Flughafen fliegen? Auch die ESA hat hier eine kleine Station mit einer Radarantenne um Ariane 5 Raketenstarts in Kourou zu tracken.

Blick nach Nordwesten

Toll sind auch die Salzwasserpools in verschiedenen Orten und die schönen Sandstrände. Das Wasser ist wunderbar warm, zwischen 20 und 22 Grad, für uns überraschend, mitten im Atlantik und unglaublich klar. Selbst im Hafen wimmelt es nur so von Fischen und die Fischer die ihre Boote an der Kaimauer festmachen, bringen enorme Mengen an Thunfisch und manchmal auch Goldmakrelen. Seltsamerweise bekommen wie diese auf dem Markt in Vila do Porto kaum zu sehen. Gegenüber den Fleischtheken ist das Fischangebot sehr übersichtlich. Sicherlich fangen die Einheimischen ihren Fisch selbst oder kaufen ihn direkt bei den Fischern.

Überall auf der Insel gibt es wunderschön angelegte Miradouros (Aussichtspunkte), teilweise mit Grill und Sitzgelegenheit. Bei einer solchen Aussicht kann man das Grillen doppelt genießen!

AtemberaubendeAussichten…

Bevor wir zum Hafen zurückkehren besuchen wir noch einen sehr hübsch gelegenen Leuchtturm.

Leuchtturm

Auch hier im Hafen wird es uns selten langweilig. Wir schauen den Möwen zu, manchmal kommt ein Fischadler zu Besuch (sehr zum Ärger der Möwen) und zwischen den Steinen sind Krebse zu beobachten. Ständig kommen und gehen Fischerboote, große Zodiacs mit Tauchgästen fahren mittlerweile fast täglich zu bekannten Tauchspots und auch die Locals haben ihren Spaß bei Wettrennen mit selbst gebauten Flößen. Nicht jeder kommt dabei trocken ans Ziel….

viel Spaß mit…