Martinique: Bananen, Zuckerrohr und Rum

Weiße Sandstrände umsäumt von Palmen, davor türkisenes, klares Wasser das in der Sonne glitzert, das sind die Bilder die man von der französischen Karbikinsel Martinique im Kopf hat. Vielleicht noch den tropischen Regenwald an den steilen Vulkanhängen im Norden und Inneren der Insel. Doch was einem sofort auffällt bei einer Rundfahrt sind die ausgedehnten Zuckerrohrfelder, die flächenmäßig mindestens mit den Bananenplantagen gleichziehen. Letztere sorgen jedoch für negative Schlagzeilen. Denn hier wurde jahrelang ein Pestizid eingesetzt, das nun die Böden versäucht. Die Bananen selbst sind frei von der giftigen Chemikalie, aber nicht nur Martinique, sondern auch Guadeloupe, eine weiter französische Antilleninsel, müssen ihr Trinkwasser über Kohlefilter reinigen und teilweise wird das Pestizid in dort angebautem Wurzelgemüse nachgewiesen.

Plage de Salines
Strand bei Tartane
Blick auf „Diamante“

Eine andere Haupteinnahmequelle ist Rum, der in den rund zehn verschiedenen Destillen auf der Insel produziert wird. Der Grundstoff Zuckerrohr wird auf weiten Flächen der Insel angebaut. Ist man mit dem Auto auf Nebenstraßen unterwegs, ist die Sicht genauso eingeschränkt, als wenn man in Süddeutschland durch Maisfelder fährt. Dennoch ist eswunderbar anzusehen, wenn der Wind über die Felder streicht und die langen Blätter der Stauden wie große Wellen vor sich her treibt.

Zuckerrohr
Felder wiegen sich im Wind

Es gibt etliche Destillen zu besuchen, wir besichtigen J.M. im Norden von Martinique. In einem Seitental, ganz idylisch zwischen tropischen Pflanzen gelegen, wird man durch die Produktionsanlagen geleitet, kann sich die verschiedenen Schritte der Rumherstellung hautnah anschauen. Leider ist es keine richtige Führung, bei der ein Guide über die verschiedenen Schritte der Rumherstellung erzählt, dafür ist man unabhängig und zeitlich nicht gebunden. Man bekommt einen kleinen Flyer mit auf den Weg – auch in englisch – der kurz die einzelnen Stationen erläutert. Rhum J.M verwendet dabei für seine Produktion eigenes Quellwasser aus den Bergen Martiniques.

Blick auf die Rumfabrik
Sehr schön gelegen

Eine Fahrt durch die Inselmitte Martiniques ist irre. Die Straße schlängelt sich durch vulkanusche Berge und dichtem tropischen Regenwald. Riesige Farne und Baumfarne wachsen entlang der Strecke, Bäume von Philodendren bewachsen und Helikonien säumen den Weg. Allerdings: es regnet, teilweises schüttet es regelrecht und die Berggipfel sind in dicke Wolken gehüllt. Erst als wir wieder in St. Pierre im Nordwesten der Insel auf Meereshöhe sind, kommt die Sonne zum Vorschein und tatsächlich können wir noch einen raschen Blick auf den kurzzeitig wolkenfreien Vulkan Montagne Pelèe erhaschen, dessen Ausbruch im Jahr 1902 die damalige Hauptstadt in Schutt und Asche legte. Nur drei Personen kamen damals in St. Pierre mit dem Leben davon. Die Westküste Martiniques ist viel trockener und erinnert ein klein wenig an die kanarischen Inseln, nicht zuletzt wegen einigen schwarzen Sandstränden.

In St. Pierre

Kitesurfer lieben den Osten der Insel. In den Lagunen weht der Passatwind konstant und frei von Turbulenzen, allerdings ist man etwas dem Atlantikschwell ausgesetzt, trotz vorgelagerter Riffe.

Schwell an der Ostküste

Übrigens hat nun der Coronavirus auchdie französische Insel erreicht. Es gibt einige wenige bestätigte Fälle und vor der Hauptstadt liegt ein Kreuzfahrtschiff in Quarantäne. Andere Inselstaaten haben ein Einreisestopp für Reisende die aus betroffenen Gebieten (auch Deutschland ) einreisen verhängt. Wir bekommen glücklicherweise dennoch nicht ganz so viel mit von der Pandemiehysterie, sehen uns aber teilweise etwas ungläubig vermehrt die Nachrichten aus Europa an. Natürlich ist es schrecklich wenn Menschen an dem Virus sterben. Aber ist es überhaupt möglich, eine Ausbreitung zu verhindern, wenn manche Menschen nur sehr milde oder teilweise gar keine Symthome aufweisen, den Virus aber weiterverbreiten können. Bleibt die Frage, wie belastbar die Fallzahlen der Infizierten wirklich ist – wie hoch ist die Dunkelziffer? Und noch eine Zahl zum Schluß: 2019 starben allein in Deutschland 3075 Menschen bei Verkehrsunfällen – sicherlich viele unverschuldet….Dennoch fahren wir jeden Tag unbekümmert Auto oder mit dem Fahrrad.

In diesem Sinne: passt auf euch auf und bleibt gesund!

Martinique / St. Anne

Martinique gehört zwar zur EU, dennoch müssen wir hier einklarieren. Das ist denkbar einfach hier in St. Anne – wie auch an anderen Standorten. Wir suchen das Café Boubou, nur eine Querstraße weiter vom großen Dinghysteg aus. Dort stellen wir fest, dass wir eine etwas ungünstige Zeit gewählt haben, denn es sind noch drei Personen vor uns, die auch einchecken möchte. Aber kein Problem, können wir während des Wartens schon mal einen Cafe ou lait trinken und da das Prozedere ziemlich flott geht, haben wir noch nicht ganz ausgetrunken, als der Check-in-Computer frei wird. Keine zehn Minuten später haben wir unsere Daten im PC eingetragen und das benötigte Formular ausgefüllt. Der Wirt stempelt das ganze ab, bekommt eine kleine Gebühr dafür (3 Euro) und damit sind wir offiziell einklariert. So einfach kanns gehen!
Wir schauen uns erst mal das Städtchen an. Es gibt zwei kleine Supermärkte, einen Bäcker mit einem großen Sortiment, einige Restaurants, meist direkt vorne am Strand und ein paar einfachere Cafés. Dazwischen sind Souvenirläden, es gibt einen Fischmarkt und eine Apotheke vorne am Platz bei der Kirche. Man kann sich auf Steinbänken unter schattenspenden Bäumen ausruhen, oder am Sandstrand direkt im Städtchen. Folgt man der Uferstraße trifft man auf weitere schöne Strände. Man sieht, dass St. Anne auf Touristen eingerichtet ist. OK, man sollte vielleicht nach dem Preis fragen, bevor man etwas konsumiert. Uns hat es mal wieder erwischt, mit zwei Cafe ou lait zum Preis von 11€. Das ist dann doch etwas sportlich, vor allem wenn das gleiche Getränk bei gleicher Qualität woanders die Hälfte kostet – nur der Ausblick ist nicht so schön. Aber den haben wir ja vom Boot. Nein, besagtes Café verdient an uns kein Geld mehr! Dennoch, in der zweiten Reihe sind die Preise vernünftig, dort trifft man dann auch eher Einheimische und das Angebot ist nicht schlechter.

Im Ankerfeld vor St. Anne

Wir freuen uns auch sehr, hier endlich wieder unsere französischen Freunde Annabelle und Fred von der IO wiederzusehen. Kennengelernt in Porto Santo, wiedergesehen auf La Palma, vor ihrer Atlantiküberquerung vor über einem Jahr. Da gibt es viel zu erzählen und abwechselnd hausgemachte französische und deutsche Küche zu genießen. Es sind nette Abende die wir miteinander verbringen und tagsüber gibt uns Fred die ein oder andere Windsurfstunde.
Überhaupt treffen wir hier eine Menge Freunde wieder: Rob mit seiner Matangi und Mel und Dan mit ihrer Cerise II, die mit uns in französisch Guyana und Suriname waren, Anna und Reinhard, die wir auf Carriacou kennenlernten und demnächst kommen Annabelle und Herve mit Familie, die wir seit Porto Santo nicht mehr gesehen haben. Ja, es ist viel los in Martinique, aber es ist nun mal auch ein guter Platz um Sachen zu organisieren oder einzukaufen. So haben wir auch wieder eine To-do Liste, die wir hier abhaken möchten.

Fred und Annabel
Crepes Gallette
Auf dem Weg zur Surfstunde

Die Tage fliegen nur so dahin und es kann sein schon dass man einen Nachmittag einfach spontan „verplappert“ wenn man Bekannte trifft. Es ist ja das schöne, dass wir praktisch keine fixen Termine haben und vieles spontan entscheiden. Dennoch ist es nicht so, dass wir nichts zu tun hätten. Im Gegenteil. Piccolina hält uns ganz schön auf Trab. Da müssen diverse Holzteile frisch lackiert werden – es ist unglaublich wie kräftig die UV-Strahlung hier ist und entsprechend stark leidet der Lack. Wenigstens können wir hier diese Arbeiten machen. Weiter im Süden – Surinam und Trinidad – war es fast unmöglich saubere Lackschichten aufzubringen, die dann auch richtig aushärteten, da die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit zu hoch war. Nun lackieren wir fast jeden Tag die Stellen, die der Sonne am meisten ausgesetzt sind. Ein anderes Beispiel ist der Edelstahl an Deck, der auch immer wieder Zuwendung braucht, da er spätestens nach einer rauen Überfahrt mit kostenloser Salzdusche gern etwas Flugrost ansetzt. Der lässt sich zwar problemlos wegpolieren, aber zwei, drei Stunden Arbeit sind es allemal. Auch im Inneren gibt es immer etwas zu tun – mal abgesehen von der normalen Putzerei (wer übrigens denkt, dass Boote die vor Anker liegen weniger verstauben als Gebäude an Land, liegt falsch). Hier möchten korrodierte Lichtschalter und kaputte Toilettenpumpen repariert, Motoren gewartet und der Chrom regelmäßig poliert werden. Manche Dinge brauchen auch etwas länger, da sich die Fehlersuche schwierig gestaltet. So haben wir es einmal zwei Wochen lang nicht geschafft uns per Kurzwelle und Pactormodem in einer Relaystation einzuloggen. Schließlich fand Rolf heraus, dass im Steuerungsprogram des PCs das Passwort plötzlich fehlte. Wie kann das denn sein? Kleine Ursache, große Wirkung, seither läuft alles wieder fehlerfrei.
Es gibt den abgenutzten Spruch: auf Langfahrt zu gehen heißt, das Boot an den schönsten Plätzen der Welt zu reparieren. Naja, stimmt schon, aber ist doch wesentlich besser als es IRGENDWO zu reparieren…. Dafür können wir zwischendurch auch mal ins Wasser hüpfen, gemütlich in der Strandbar ein Bier trinken oder uns eben mal mit Freunden treffen.

Flaggenwerkstatt

St. Anne ist eine großzügige, um diese Jahreszeit gut geschütze Ankerbucht. Von hier aus kann man weiter in die Bucht von Le Marin fahren. Dort gibt es eine große Marina und ein beachtliches Muringfeld. Davor ist viel Platz für Ankerlieger. Allerdings muss man etwas auf die Riffe in der Bucht achten. Die Zufahrt ist gut betonnt – wir sind ja schließlich in Europa – und in und um die Marinagebäude gibt es praktisch alles was das Seglerherz begehrt. Von St. Anne nach Le Marin brauchen wir mit unserem Dinghy etwa zwanzig Minuten, dafür gibt es beim franz. Supermarkt Leader Price einen Dinghysteg für Yachtis an dem wir direkt anlegen können. Busse fahren mehrmals täglich nach Le Marin, allerdings sind die Abfahrtzeiten etwas variabel. Natürlich könnten wir auch mit Piccolina in die Bucht von Le Marin fahren, allerdings gefällt es uns in St. Anne besser. Das Wasser ist klarer, es gibt nette Strände und es ist nicht ganz so viel los. Vielleicht verholen wir noch für den großen Einkauf vor der Weiterfahrt….

Sonnenuntergang in St. Anne

Jetzt möchten wir allerdings erst einmal mehr von der Insel sehen und da wir auch ein paar Dinge in Fort de France zu erledigen haben, mieten wir uns für die nächsten Tage ein Auto, um auch an Land etwas mobil zu sein.

Sportlich segeln

So könnte man sie bezeichnen, die Fahrt von Bequia nach Martinique. Andere würden vielleicht auch sagen: “ da gab es mal wieder ganz schön viele Schlaglöcher auf dem Weg.“ Aber von vorne:
Wir wollten am Samstag früh nach Norden lossegeln. Somit klarierten wir am Freitag aus, um keine Overtime-Gebühr zu zahlen. Danach hatten wir offiziell 24 Stunden Zeit um aus dem Staat St. Vincent & den Grenadinen ausreisen. Ob das irgendwann, irgendwo kontrolliert wird, keine Ahnung. Egal, Freitag abend war das Dinghy eingepackt und im Inneren unserer Piccolina alles krängungsicher verstaut. Für Samstag war Wind um 20 Knoten angesagt, mit Böen um 28 Knoten. So wie die letzten Tage auch. Und genau so wie die letzten Tage pfeifen Böen mit weit über 30 Knoten durch die Ankerbucht. Schon die Nacht war unruhig und auch am Morgen ist keine Abnahme der Windstärke zu spüren. So richtig Lust haben wir ja keine, bei dem Wetter loszusegeln, aber weniger Wind ist die nächsten Tage auch nicht wirklich zu erwarten. Also dann los. Wir gehen Anker auf, setzen das Groß ins zweite Reff und rollen die Fock etwa zur Hälfte aus. Zuerst haben wir noch etwas Abdeckung von Bequia, doch dann – bumm – knallen die ersten Böen um die Insel und uns legt es auf die Backe. Die Wellen werden höher und steiler im Kanal zwischen St Vincent und Bequia. Es rumpelt ganz schön, dennoch laufen wir trotz unserer kleinen Besegelung über sieben Knoten schnell. Kein Wunder, zeigt unser Windmesser beständig um die 30 Knoten an.
Nach vier, fünf Meilen kommen wir dann langsam in die Abdeckung von St. Vincent. Die Wellen werden angenehmer, wir legen kurz noch einen Zahn zu, doch dann flaut der Wind ab. Fock ausgerefft, kurze Zeit später Groß ins erste Reff, doch wie befürchtet geht bald gar nichts mehr, obwohl wir mehr als 3 Meilen Abstand zur Küste halten. Also Motor starten, Fock einrollen und an der Insel entlang motort. Die Strömung schiebt uns noch etwas, doch dann werden die Wellen langsam wieder höher und kommen aus Norden, da sie um die Insel herumlaufen. Bald können wir auch wieder segeln. Wir binden gleich wieder das zweite Reff ins Groß und es dauert nicht lange, da müssen wir unsere Fock wieder reffen. Die Wellen werden höher und kommen immer mehr aus Osten. Schließlich sind wir wieder in einem Kanal. Diesmal zwischen den Inseln St. Lucia und St. Vincent. Die Wellen kommen ungebremst aus dem Atlantik, der Wind pfeift und Piccolina krängt erheblich in den Böen. Die Wellenhöhe war mit zwei Meter angegeben. In Echt sind die Wellen mindestens drei Meter hoch, genauso wie der Wind mit weit über 30 Knoten pfeift. Das haben wir schon befürchtet, allerdings kann einen die Wettervorhersage hier ganz schön aufs Glatteis führen.
Der Kanal zwischen St. Lucia und St. Vincent ist über 20 Meilen breit. Wir segeln hoch am Wind und können gerade so direkten Kurs St. Lucia anlegen. Wir sind nicht das einzige Segelboot das unterwegs ist. In der Karibik ist man nie alleine unterwegs. Anders als vor der südamerikanischen Küste oder auf dem Weg zu den Azoren oder den Kap Verden, wo nur Fischer oder Frachtschiffe den Weg kreuzten.
Etwas näher an St. Lucia nimmt die Wellenhöhe – und die Wellensteilheit ab und wir können einige Meilen wunderbar segeln. Ja, segeln kann wirklich schön sein….
Die letzte Stunde muss nochmals unsere „eiserne Genua“ herhalten, damit wir noch bei Tageslicht an der Ankerbucht ankommen, in der wir die Nacht verbringen möchten. Die Marigotbay ist zwar wunderhübsch, allerdings ist die eigentliche Bucht mit (sehr teuren) Muringbojen belegt und in der äußeren Bucht liegen schon einige Boote vor Anker. Wir quetschen uns hinter das letzte Boot, direkt neben der Klippe. Der Platz ist nicht optimal, aber der Anker hält und wir liegen ordentlich geschützt.

Auf dem Weg nach Martinique

Nach einer ruhigen Nacht, brechen wir wieder früh auf. Zwei Seemeilen später können wir Segel setzen, gleich darauf kommen die ersten Böen über die Insel gepfiffen – uiuiui. Das fängt ja schon wieder gut an…. Auch hier hat es der Kanal zwischen Martinique und St. Lucia in sich. Dafür sind es nur gute zwanzig Meilen bis nach St. Anne, ganz am Südzipfel der französischen Insel. Da wir den Kurs nicht anlegen können, müssen wir mal wieder aufkreuzen… Gerade jetzt ziehen einige Squalls über uns hinweg, mit Regen und kräftigen Windböen. Wir sehen kurzzeitig keine 50 Meter mehr. Doch bei der Anfahrt in die Ankerbucht scheint schon wieder die Sonne. Wir suchen uns ein freies Plätzchen, was in der riesigen Bucht kein Problem ist und der Anker fällt auf 5 Metern. Frankreich! Wir freuen uns auf leckere Wurst und Käse, frisches Baguett und Rotwein – Yammi!

Sonnenuntergang vor Martinique

Bequia

Zur Insel Bequia (ausgesprochen: Bekwei) sind es 25 Seemeilen. Gleich nach dem Anker-auf Manöver setzen wir das Groß ins erste Reff, rollen die Fock aus und ab der ersten Minute heißt es dann Segeln vom Feinsten. Zuerst raumschots aus den Tobago Cays heraus, dann Amwind Kurs nach Bequia. Unsere alte Dame lässts laufen und rennt im Schnitt fast sieben Knoten. Viel früher als gedacht sind wir um die Huk im Südwestzipfel der Insel und wir beschließen in die Admirality Bay aufzukreuzen.
Die Bucht ist recht voll, so wie wir das auch erwartet haben, aber es findet sich immer noch genügend Platz, wenn man nicht ganz vorne liegen muss.
Es ist zwar noch früher Nachmittag, dennoch ist der Landgang für heute gestrichen. Erst muss mal wieder unser Dinghy repariert werden, dessen aufblasbarer Boden mittlerweile so viel Luft verliert, dass wir jeden Tag nachpumpen müssen. Nebenbei gesagt haben wir da eine – nun ja – eine Mogelpackung gekauft. Wir entschieden uns für ein Hypalondinghy, das die UV Strahlung besser aushält. Leider ist aber der Boden mit Dropstichtechnik (sieht aus wie ein iSUP) aus PVC und da geht nun langsam die Klebenaht auf. Da die letzte Reparatur in Surinam ganz erfolgreich war, gehen wir es jetzt nochmal an, allerdings müssen wir erst mal die Löcher finden. Also Boden raus, aufgepumpt und ab damit ins Wasser. Wir finden vier Leckagen, alle an der Verklebung. Die werden nun nochmals mit PVC Patches verklebt und denen wird über Nacht Zeit gegeben zum Aushärten.
Nun haben wir wieder einen festen Boden im Schlauchboot. Mal sehen wie lange es dauert bis die nächsten Lecks auftreten.

perfektes Segelwetter
Ganz schön viel los…

Bequia gefällt uns auf Anhieb. Es gibt nichts besonderes zu sehen, aber es ist vieles etwas aufgehübscht und es gibt einen tollen Weg am Ufer entlang. Zuerst kommen viele Restaurants und Bars, dann ein Hotel, der Weg führt über einen bewaldeten Fels zum nächsten Strand. Auch hier gibt es ein hübsches Restaurant und viele einfache Stände die im Schatten der Bäume aufgestellt sind. Man kann sogar bis in die Lower Bay gehen, wenn man den Stufen über die nächste Felsnase folgt…
Auch in der Ankerbucht ist einiges geboten. Es gibt ein paar „Versorgungsboote“ die Yachten am Anker oder der Muring mit Wasser oder Diesel versorgen. Über den UKW Funk kann man auch Wäschereien anfunken, die Wäsche abholen und abends sauber wieder abliefern. Morgens fahren Boote mit frischem Baguett oder Croissants durch das Ankerfeld, Handwerker bieten ihre Dienste an, der Fotograf bietet die Aufnahmen vom eigenen Schiff an, die er bei der Anfahrt in die Bucht geschossen hat.
Dennoch, alles ist ziemlich entspannt, ob auf dem Markt, oder an den Souvenierständen, die Verkäufer sind freundlich, nicht aufdringlich. Es herrscht einfach eine gute Stimmung. Ab und zu kommen kleinere Kreuzfahrtschiffe in die Bucht, dann ist natürlich sehr viel los am Dinghysteg im Ort, dafür haben viele Bars an der Uferpromenade auch ein Dinghydock für Besucher. Sehr praktisch.
Eine schöne Bucht liegt im Süden der Insel. Da oft viel Schwell in die Bucht steht, sind keine Yachten hier vor Anker. Am Ufer stehen ein paar kleinere Hotels, mit schön angelegten Gärten und hohen Bäumen. Es ist wenig los am Strand, eine Karibikidylle.

die Friendshipbay an der Südküste

In unserer ersten Nacht hier in Bequia sind wir extrem ruhig gelegen – quasi im Ententeich. Das hat sich nun ziemlich geändert. Seit einigen Tagen, weht ein sehr kräftiger Passat und beschert uns immer wieder Böen mit bis zu 30 Knoten. Da schaukelts dann doch vor Anker. In den stärkeren Böen legt sich Piccolina dann leicht auf die Seite und wird vom Wind weggedrückt, bis sich die Ankerkette wieder strafft und das Boot aufstoppt. Mit dem Dinghy hat man fast keine Chance an Land zu kommen ohne nass zu werden. Einziger Trost: es ist so warm, dass es einem egal ist, und nach 10 Minuten sind die Klamotten spätestens wieder getrocknet.

…auch noch Wasser von oben…!
…dann scheint wieder die Sonne
Bunte Häuser, etwas andere Architektur

Tobago Cays

… sind wirklich speziell – zumindest in der Karibik. Ein großes, hufeisenförmiges Riff umschließt vier kleine Inseln und viele weitere Riffe und Untiefen im Areal. Es gibt mehrere Zufahrten zu den Tobago Cays. Wir kommen von Süden und motoren zwischen den Riffen hindurch, die als graue Flecken im dunkelblauen (tiefen) und türkisen (flacherem) Wasser auszumachen sind. Unsere elektronischen Karten stimmen, soweit wir das sehen können, gut mit den tatsächlichen Tiefen überein. Das gibt ein gutes Gefühl. Wir motoren südlich an der Insel Petit Bateau entlang, lassen das Ankerfeld mit bestimmt über 30 Yachten an Steuerbord liegen und biegen in den engen Kanal zwischen den Inseln Petit Bateau und Petit Rameau ein. Hier sind einige Muringbojen ausgelegt, aber ein Stückchen weiter kann man auch vor Anker gehen. Dort sind etwas weniger Boote, dafür hat man Ausblick auf ein paar Megayachten. Eine davon, die „Rising Star“ ist hier auch mehrere Tage vor Anker. Eine Yacht mit sicher 100 Meter Länge – die Größe eines kleinen Kreuzfahrtschiffs, aber dies ist eine Privatyacht mit vielen schönen Spielsachen im großen Bauch, die man sehen kann, wenn eine der seitlichen Klappen aufgeht….

Blaues und türkises Wasser bis zur Riffkante – im Hintergrund Canouan
Megayacht vor Anker

Die Tobago Cays sind ein Schnorchelparadies und ganz toll ist es mit Schildkröten zu schwimmen. Die gibt es hier zuhauf. Ein toller Spot liegt gleich bei der Insel Baradal. Im sehr flachen Wasser grasen sie am Grund und sind überhaupt nicht scheu. Wir lassen uns über ihnen treiben und schauen zu wie graziös sie sich im Wasser fortbewegen, kurz auftauchen um Luft zu holen und dann wieder abtauchen um weiterzufressen. Wir zählen mindestens fünf bis sechs Schildkröten auf diesem kleinen Areal, gut zu erkennen an den unterschiedlichen Zeichnungen auf dem Panzer. Ein tolles Erlebnis. Und obwohl wir in fast jedem Hafen oder Ankerbucht seit den Kap Verden Schilkröten gesehen haben, freuen wir uns jedesmal, wenn wir eine entdecken. Oft taucht eine nahe beim Schiff auf um Luft zu holen und ist nach ein paar Sekunden wieder weg, aber meist sind sie Standorttreu und man sieht die Schildkröte später an fast der gleichen Stelle wieder. So auch jetzt bei unserem Ankerplatz auf den Tobago Cay,s wo ein Tier gleich neben dem Boot auf fünf bis sechs Meter frisst.

Schildkröten gucken

Wenn man Fische sehen möchte geht man entweder an die kleinen Riffe bei den Inseln oder man fährt mit dem Dinghy ans hufeisenförmige Riff, das die Inselgruppe umgibt. Dort gibt es Bojen, an denen man das Dinghy festmachen kann, entweder direkt am Außenriff oder etwas innerhalb. Wir schnorcheln im geschützten Teil und tauchen ein in eine bunte Welt von Fischen und Korallen. Es gibt viel zu schauen. Einmal kreuzt ein anderthalb Meter großer Hai unseren Weg. Da stockt einem doch kurz der Atem, auch wenn es im Nachhinein „nur“ ein harmloser Ammenhai war, der im sehr flachen Riff patrollierte. Ein kurzer Besuch an die Riffkante des Außenriffs gibt den Blick frei auf steil abfallendes Terrain. Da wir uns nicht auskennen und die Strömung hier schon ziemlich mächtig ist, schwimmen wir wieder ins Innenriff. Trotz den ca. 27°C Wassertemperatur, wird es uns irgendwann mal kalt und wir kehren zurück zum Dinghy und damit zur Insel Petit Bateau.

Viele Rifffische

Hier gibt es einige bunte Holztische und Küchenpavillions, die abends Lobster oder Fisch zubereiten. Da wir noch frische Sachen an Bord haben, kochen wir lieber selbst, aber es ist eine nette Location um ein Bier zu trinken und dem Treiben am Strand und in den Küchen zuzuschauen. Heute sind wohl ganz wichtige Personen vor dem Strand am Schnorcheln. Gut zu erkennen an dem kleinen Motorkatamaran, der immer unweit der zweier Schnorchler „bella figura“ macht (das heißt mit möglichst wenig Motormanöver auf der Stelle bleibt), dazu noch der Bodyguard, der ohne Schnorchelausrüstung immer bei dem Paar bleibt und schon nervös wird, wenn ein Dinghy seine Chartergäste am Strand abholt. Dabei ist die viel bessere Stelle zum Schnorcheln 50 Meter weiter über dem Riff. Was muss das für ein Leben sein, wenn man sich zwar alles leisten kann, aber soviel Angst hat, dass man immer Bewacher braucht?

Am Strand vonPetit Bateau

Die High Society wird wieder zur „Rising Sun“ zurückgebracht, während wir nochmal schnorcheln gehen und zwei Stachelrochen beobachten. Sehr elegant gleiten sie durchs Wasser, nachdem der kleine, den großen Rochen von seinem Ruheplätzchen im Sand aufgeschreckt hat….

Doch auch das Paradies hat seine Schattenseiten. Seit zwei Tagen ankern wir nun hier. Es kommen und gehen viele Boote, es ist immer was los. Doch nun ankert ein Catamaran zwischen uns und der Yacht an der Boje. Das ist weit unter unserer Wohlfühlgrenz. Den (russischen?) Skipper kümmert es nicht, als wir ihn darauf ansprechen. Vor allem gibt es noch mehr als genügend Platz ein paar Meter weiter. Verärgert gehen wir Anker auf und verholen. Kaum haben wir wieder frisch geankert, steckt besagter Cat nochmals 15 Meter mehr Kette – er hat es also darauf angelegt uns zu verjagen! Unglaublich. Aber wir lassen uns den Tag nicht vermiesen, zumal wir hier auch gut liegen, nur eben ein klein wenig weiter weg vom Strand.

Ein Chartercat rückt uns auf die Pelle