Saharastaub

In Süddeutschland ist es nicht unbekannt: bei bestimmten Wetter- und Windbedingungen schafft es Saharastaub über die Alpenkette. Der Himmel wird diesig, oft mit einem leicht gelbem Farbstich. Autos, Fenster, alle Oberflächen werden von einer feinen Staubschicht überzogen. Staub der tausende Kilometer aus dem Süden kommt. In Deutschland ein seltenes Phänomen, in anderen Ländern eine Wetterlage die einen speziellen Namen bekommen hat. Sowohl die Kanaren (dort Calima genannt), als auch die Kapverden (hier heißt es Bruma seca oder Harmattan) sind aufgrund ihrer Nähe zur Sahara oft betroffen. Der Himmel ist trüb, die Sicht sehr reduziert, die Luft heiß, aber feucht, da diese bei ihrer Reise übers Meer viel Luftfeuchtigkeit aufgenommen hat. Die Einheimischen mögen keine Calima –  oder Bruma seca. Der feine Staub setzt sich nicht nur auf den Oberflächen ab, sondern geht auch auf die Lunge. Sportliche oder anstrengende Aktivitäten sollten vermieden werden. 
Für uns war es offensichtlich, als wir von den Kapverden ablegten. Nach nur vier Wochen auf den südlichen Inseln war unser Rigg praktisch paniert mit rotem Sand und wir freuten uns auf den ersten Regenschauer der alles wieder abwaschen würde. Leider mussten wir fast bis Kourou warten. 

Seit zwei Tagen können wir hier in Martinique die Sonne nur noch erahnen. Riesige Staubwolken haben sich letzte Woche auf den Weg über den Atlantik gemacht. Um diese Jahreszeit ein normaler Prozess, aber das Ausmaß dieser Wolke ist extrem.

Der erste Tag war noch moderat
Satellitenbild einer Saharastaubwolke

Doch der Saharastaub birgt auch Positives. Mit ihm kommt Dünger für den Regenwald.  Im Amazonasbecken gehen jährlich geschätzt viele Millionen Tonnen Sand und Staub nieder. Darunter sind ca. 22.000 Tonnen Phosphor, aber auch Eisen und andere Mineralstoffe, ein sehr wichtiger Dünger für die Pflanzen dort. Während der Stickstoff in einem Kreislauf eingebunden ist und durch verottende Pflanzen wieder ins Erdreich kommt und dort von den Bäumen aufgenommen werden kann, wäscht sich Phosphor wohl schneller aus und wird mit den Flüssen aus dem Gebiet abtransportiert. Der Regenwald ist auf den Staub der über den Atlantik kommt angewiesen und auch die karibischen Inseln werden dadurch gedüngt. Dieses Phänomen haben wir in den letzten Tage hautnah mitbekommen. Seit drei Tagen wurde die Sicht immer schlechter, der blaue Himmel verschwand zusehens – nicht durch graue Regenwolken, sondern durch einen gelbgrauen Staubschleier, der sogar die Sonne verdeckte. Wie bei uns im Hochnebel. Der Roche du Diamant, ein markanter Felsen in ca. 10km Entfernung, der immer gut von unserem Ankerplatz zu sehen war, ist seit Tagen im Dunst verschwunden. Sonnenuntergänge? – Fehlanzeige! Alles verliert sich im Staub. Der wiederum reizt zu trockenem Husten. Es herrscht Warnstufe 10 (von 10), von Sport wird abgeraten und empfindliche Personen sollten wohl besser zuhause bleiben, denn die Partikel sind teilweise so fein, dass sie bis in die kleinsten Lungenverästelungen gelangen. Morgen soll es wieder besser werden!

Saharastaub nach seiner Atlantiküberquerung
Die Sicht ist extrem eingeschränkt

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