Sightseeing etwas anders

Martinique lockert ganz langsam seine Einschränkungen, die seit 17. März bestanden haben. Seit ca. einer Woche müssen sich Schiffe die den Ankerplatz wechseln wollen nicht mehr bei der CROSS AG (Behörde die die Gewässer um die Insel bewacht) melden. Man darf ohne Einschränkung nun innerhalb der 12 Seemeilenzone segeln, ebenso sind auch sämtliche Wassersportarten von Surfen, Paddeln über Schwimmen wieder offiziell erlaubt. Allerdings sind immer noch die meisten Strände auf Martinique geschlossen und es ist nicht erlaubt sich dort aufzuhalten. Die Srände fallen unter die Zuständigkeit der Bürgermeister, die argumentieren, sie hätten zu wenig Personal um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren. Nach dem Willen der Präfektur wären die Strände schon auf – und ganz ehrlich – da es im Augenblick wenig Touristen auf der Insel gibt wären die Strände sicher nicht sehr voll. Im Gegenteil, jetzt treffen sich die Einheimischen dafür auf Grillplätzen in den Bergen und in den frischen Bergflüssen zum baden. An den Stränden wäre viel mehr Raum für so viele Leute.

Leere Strände

Wir mieten uns für eine Woche sehr günstig ein Auto. Erstens möchten wir uns nochmal die Insel anschauen, zweitens sind unsere Vorräte ziemlich weggefuttert und wir möchten ordentlich bunkern. Es ist ja immer noch geplant nach Trinidad zu segeln und da können wir hier viel günstiger und besser einkaufen. So klappern wir erst einmal viele Läden ab: Intersport, Decathlon, Baumärkte, und natürlich die riesigen französischen Supermärkte von Hyper U und Carrefour. Das geht nur mit dem Auto, da alles verstreut in großen Industriegebieten nahe der Hauptstadt liegt. In den Geschäften herrscht das normale Getümmel wie vor Corona, allerdings halten sich geschätzt ca. 80% der Kunden an die vorgeschriebene Maskenpflicht und überall ist Desinfektionsmittel am Eingang aufgestellt, das zum einen rege benutzt wird und zum anderen überraschenderweise nirgends leer war.

Wenn uns der Trubel zuviel wurde, sind wir einfach aus der Stadt raus gefahren. Martinique gefällt uns prima (mit Ausnahme vom alltäglichen Verkehrschaos um die Hauptstadt Fort de France). Der Norden der Insel ist sehr bergig. Dadurch werden die ankommenden Passatwolken gestaut, die somit abregnen und den dichten tropischen Regenwald bewässern. Da wir leider teilweise schlecht zu Fuß sind, können wir keine großen Wanderungen unternehmen, doch auch die Straßen durch die Berge sind ein echter Genuss. Farne, Baumfarne und riesige Laubbäume säumen den Straßenrand und ganz toll sind die blühenden Helikonien deren scharlachroten Blüten in der Sonne leuchten. Im Nordwesten der Insel liegt die frühere Hauptstadt St. Pierre an den Hügeln des Vulkans Montagne Pelée, das bei einem Vulkanausbruch im Jahr 1902 vollständig zerstört wurde und heute ein eher verschlafenes Städtchen ist. Von dort kann man an der Küste entlang südlich fahren. Die Westküste zeigt sich in diesen Monaten extrem trocken, nur von verdorrten Bäumen und gelbem Gras bewachsen. Der Regen schafft es nicht über die Berge. Das wird wahrscheinlich erst im Sommer anders werden.

Wilde Orchideenblüte
An der Westküste

Der Süden der Insel ist nicht ganz so extrem unterschiedlich. Zwar ist auch hier der Osten grüner als der Westen, doch wird hier auch viel Landwirtschaft betrieben. Vor allem Bananen und Zuckerrohr werden auf weiten Feldern angebaut. Die Bananen werden exportiert, das Zuckerrohr in einer der vielen Destillen zu Rum verarbeitet. Gerne hätten wir noch die ein oder andere Rhumdestillerie angeschaut, aber diese haben alle noch geschlossen, genauso wie der botanische Garten. Letzteres ist mir total unverständlich und extrem schade, hat er doch eine sehr gute Reputation.

Rhum, Rhum, Rhum….

Auch blöd, dass die Restaurants immer noch geschlossen haben. So haben wir halt immer ein paar Brote und kalte Getränke mit dabei und versuchen nette Plätze, die nicht zu sehr frequentiert sind zu finden. Gleich bei Le Marin gibt es einen Picknickplatz mit schönem Blick in die Bucht. Dort sehen wir einen Frachter der gerade Motoryachten verlädt. Nicht gerade die preisgünstigste Variante um über den Atlantik zu kommen, aber in diesem Jahr auch bei Segelbooten sehr beliebt, da Corona den Zeitplan der ein oder anderen Crew völlig über den Haufen geworfen hat.

Schöner Picknickplatz

Zwar darf man nicht an die Strände, aber es gibt ein paar nette Wege im Süden der Insel, die daran vorbeiführen. Meist führt der Pfad durch Mangroven oder Mischwald, wo es viel im Unterholz raschelt…. Jetzt im Frühjahr werden an der Ost und Südostküste riesige Mengen an Sargassum angespült, das teilweise zu einer richtigen Plage geworden ist. Wenn es am Strand verrottet, duftet das nicht sehr lecker. Die Sargassumteppiche die weit in den Atlantik, teilweise bis vor die afrikanische Küste reichen, hatten auch wir auf unserer Atlantiküberfahrt im Mai letzten Jahres gesehen. Hier werden sie durch die östliche Strömung an den Antillen angeschwemmt.

Trockenen Fußes durch die Mangroven
Im Schlamm tummeln sich die kleinen….
… im Wald rascheln die großen Krabben
Einsiedlerkrebs
Kolibri
Angeschwemmtes Sargassum

One – Arthur

So, nun ist er da, der erste tropische Sturm in diesem Jahr. Es ist noch etwas früh, dennoch ist es nicht ungewöhnlich, dass sich im Mai die erste sogenannte tropische Depression entwickelt. Seit ein paar Tagen konnte man auf der amerikanischen Wetterseite der NOAA (www.nhc.noaa.gov) die Entwicklung mitverfolgen: zuerst war eine 40-60%ige Wahrscheinlichkeit dann eine 80% Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sich ein tropisches Tief bildet, dann wurde tatsächlich eine tropische Depression daraus und bekam den Namen One – also die erste Formation in diesem Jahr – und nun wurde daraus ein tropischer Sturm mit dem Namen Arthur. Das Entstehungsgebiet lag etwa zwischen Kuba und Florida, mittlerweile ist der Sturm im nördlichen Teil der Bahamas und wird voraussichtlich weiter Richtung Nord – Nordost ziehen.

Wir bekommen hier auf den kleinen Antillen nichts von dem Sturm mit, aber Segler die gerade den Atlantik in Richtung Azoren überqueren, könnten ihn abbekommen. Wir hoffen, dass alle die gerade dort Unterwegs sind aktuelle Wetterdaten bekommen und notfalls etwas nach Süden ausweichen können.

Auch für uns heißt es ab jetzt brav jeden morgen erst einmal in die Hurrikanevorhersage anzuschauen. Dass so früh schon solch ein tropischer Wirbelsturm entsteht ist eher unwahrscheinlich, die allermeisten Hurrikane bilden sich im August und September, dennoch bestätigen auch hier die Ausnahmen die Regel. Da kommen wir automatisch zur Frage nach dem Wohin. Die Frage, wo man sich zur Hurrikanesaison verdrückt, ist jedes Jahr aktuell, aber heuer ist es eine ganze Ecke kitzliger. Im Zuge von Corona sind viele Grenzen dicht. Während in normalen Jahren um diese Zeit viele Segler schon auf dem Weg sind, stecken zur Zeit die meisten in dem Land fest, in dem sie sich aufgehalten haben, während die Länder ihre Grenzen geschlossen haben. Nur wenige Länder konnten überhaupt angelaufen werden. Martinique war eine große Ausnahme, hier konnten zumindest Schiffe mit EU-Flagge und EU-Crew relativ problemlos einklarieren (mit zweiwöchiger Quarantäne), nicht EU-Schiffe die schon im Land waren, wurden nicht weggeschickt. Die normale Wanderung nach Süden – Grenada oder Trinidad – ist nicht möglich, nach Norden in die USA oder Kanada nur sehr bedingt. So haben einige europäische Segler die den Sommer im westlichen Atlantik verbringen wollten, sich wegen der großen Unsicherheit kurzerhand entschlossen, doch über den Atlantik nach Europa zu segeln. Die Azoren haben sich auf die Segler eingestellt und zwei Häfen „geöffnet“. Die Crew darf nicht an Land sonder muss im Hafenbecken ankern, bzw. am Quarantänesteg anlegen, aber man bekommt Lebensmittel und Wasser ans Schiff und darf auch Diesel tanken. Nach zwei Tagen muss offiziell wieder abgelegt werden, aber nach neueren Berichten darf man auch länger liegen bleiben, wenn z. B. das Wetter zu schlecht zum Auslaufen ist. Auf der Seite des TO ( www.trans-ocean.org ) kann man einige Schiffe virtuell bei der Atlantiküberquerung begleiten….

Wir hatten geplant, die Hurrikanesaison in Trinidad zu verbringen. Piccolina soll nach zwei Jahren dringend mal wieder gekrant werden und wir haben uns dort die Facilities ja schon angeschaut und gesehen dass die Werften eine recht professionelle Arbeit machen. Der Krantermin war schon gebucht, als die Coronakrise ihre Schatten auch auf die Karibik warf. Nachdem nun zwei Monate alles dicht war, hört man leise Stimmen, die darauf hoffen lassen, dass sich die Inseln langsam wieder öffnen. Die meisten Inseln der kleinen Antillen hatten nur eine handvoll Krankheitsfälle. Durch die rasche Schließung der Grenzen bzw. streichen der internationalen Flüge und Lockdown-Maßnahmen konnten fast überall große Ausbrüche verhindert werden, so dass einige Inseln mittlerweile keine aktiven Fälle mehr melden. Dennoch herrscht natürlich Unsicherheit. Wie es aussieht müssen wir mit einer zweiwöchigen Quarantäne rechnen, aber wir hoffen Ende Juni weiter in den Süden segeln zu dürfen.

Derweil sind wir wieder umgezogen. Nachdem wir acht Wochen in der idyllischen Petit Anse d’Arlet geankert haben, sind wir wieder nach St. Anne bzw. Le Marin gesegelt. Aus geplanten drei Stunden wurden kurzerhand sieben, da wir die ganze Strecke gegenan kreuzen mussten, bei überraschend hoher Welle. War doch eine recht ruppige Fahrt. Hier können wir wieder im richtigen Supermarkt einkaufen und endlich! seit acht Wochen wieder in einen Waschsalon. Da wir keine Waschmaschine an Bord haben war die letzten Wochen Handwäsche angesagt….

Adieu Anse d’Arlet
Blitzsauberer Waschsalon in Le Marin

Ach übrigens – unsere Gasflaschen sind wieder gefüllt. Nun können wir wieder nach Herzenslust kochen und backen.

Frische Würstchen vom Metzger mit Kartoffelsalat

Gas-Run

Wie wohl die meisten Segelboote auch, kochen wir auf der Piccolina mit Gas. Für uns hat es viele Vorteile, es (ver)brennt sauber, es kann am Herd sehr genau eingestellt werden, die Hitze ist schnell da, aber auch gleich weg, wenn die Flamme auf klein gestellt wird. Nach einer Umstellungsphase vom normalen Cerankochfeld zuhause, koche ich viel lieber mit Gas. Es hat natürlich auch seine Nachtteile. Die Gasflaschen dürfen nicht im Innenraums des Schiffs gelagert werden, sondern brauchen eine Entlüftung außerbords, da Gas schwerer ist als Luft und sich somit an der tiefsten Stelle im Boot, der Bilge, sammeln könnte, falls ein Gasleck besteht. Der Herd hat natürlich automatische Absperrventile, damit kein Gas ausströmt, wenn die Flamme ausgeblasen wird, direkt hinter den Gasflaschen ist bei uns ein elektrisches Ventil installiert, das wir vom Herd aus bedienen können. So ist sichergestellt, dass kein unerwünschtes Gas aus den Flaschen unerkannt ins Boot strömen kann (mal abgesehen davon, dass das Gas mit einer stinkenden Substanz parfümiert ist, die in Spuren zu riechen ist). Unsere Gasflaschen sind vorne im Ankerkasten untergebracht. Ziemlich bescheuert, aber vom Hersteller so installiert (nachfolgende Boot der gleichen Werft haben eine wesentlich bessere Lösung). So sehen unsere deutschen Stahlgasflaschen, die wir nun seit ca. drei Jahren mit uns herumfahren aus, als wären sie fünf mal so alt, bekommen sie bei strammen Überfahrten immer wieder mal etwas Salzwasser ab. Das mag Stahl überhaupt nicht. Aber da wir ja immer in anderen Ländern unterwegs sind, können wir die Gasflaschen nicht mehr tauschen, da selbst in Europa fast jedes Land einen anderen Gewindeanschluss hat, ganz zu schweigen vom Rest der Welt (das wäre doch mal eine sinnvolle Aufgabe der EU, das zu Vereinheitlichen! ). So sind wir also darauf angewiesen, unsere deutschen Flaschen füllen zu lassen. Wenigstens sind wir nicht auf ein Gas beschränkt. Da wir Propangasflaschen haben, kann auch Butan oder LPG gefüllt werden, da Propan einen höheren Dampfdruck als Butan hat und unserem Herd ist es ziemlich egal. In einigen Ländern ist es überhaupt kein Problem ausländische Gasflaschen füllen zu lassen, ist eine Marina in der Nähe, braucht man oft nicht einmal einen Adapter, da die Füllstationen auf andere Gewinde eingestellt sind und Adapter haben. So z.B. auf Gran Canaria oder Teneriffa, in Galizien, Surinam, Grenada oder in Mindelo auf den Kap Verden. Leere Gasflasche abgeben, am nächsten Tag die volle Flasche abholen, manchmal dauerte es auch nur ein paar Minuten, und wir konnten die frisch gefüllten Stahlzylinder gleich wieder mitnehmen.

Doch es gibt auch Länder in denen es verboten ist, ausländische Gasflaschen zu füllen. So z.B. in Portugal, wo wir unsere erste eigene Füllaktion starten mussten. Auch in Frankreich ist es verboten. Fremde Flaschen werden nicht gefüllt. Gut wenn man dann seine eigenen Adapter dabei hat. Kurz nach unserer Ankunft in St. Anne füllten wir unsere beiden deutschen 5kg Gasflaschen mittels einer großen französischen. Die erste Füllung dauerte knapp 30 Minuten, dann war der Gaszylinder gefüllt, doch bei der zweiten Flasche wollte es nicht so recht klappen. Dabei ist es eigentlich recht einfach: die zu füllende Flasche unten, die volle Flasche auf den Kopf gedreht darüber gehängt. Nun werden die beiden Flaschen mittels eines Druckschlauches verbunden. Zuerst den oberen Zylinder vorsichtig aufdrehen, dann den unteren, somit ist ein Vereisen eines Ventils unwahrscheinlicher. Wer möchte kann auch die Verschraubungen mit Lecksuchspray auf Undichtigkeiten prüfen und natürlich sollte der Füllvorgang an einer gut belüfteten Stelle erfolgen, so dass, sollte doch mal etwas Gas ausströmen dieses nicht ins Bootsinnere gelangen kann. Mittels einer elektronischen Flaschenwaage kann der Füllvorgang einfach überprüft werden. Doch warum floss kein Butan in unsere zweite Gasflasche? Im Gegenteil, hatte der Stahlzylinder eher ein wenig an Gewicht verloren, als wir ihn an das Butan anschlossen. Nach einigem Hin und Her, wurde uns der Grund klar: besagter Zylinder hatte noch eine Restmenge Propan intus. Nun hat Propan einen ca. 8 fachen Dampfdruck im Vergleich zu Butan. Also egal was wir machen, der Druck in der Propanflasche ist viel höher als der in der Butanflasche. Da geht mit nix mit füllen durch Schwerkraft. Letztlich konnten wir die zweite Flasche erst füllen, als das Propan verbraucht war, was unsere Theorie untermauert. Sollte noch ein Rest Butan in der zu füllenden Flasche sein, dürfte es wohl keine Schwierigkeiten machen.

Füllaktion in St. Anne

So eine 5 kg Flasche Gas hält bei uns meist 5-6 Wochen. Allerdings sind nun zu Coronazeiten die Bedingungen etwas verschärft. Wir backen viel Brot selbst, da wir nur selten an Land gehen und da wir viel Zeit haben, werden die Gerichte eher etwas aufwändiger in der Zubereitung. Deshalb waren wir uns einig, dass die zweite Flasche die nun schon in Betrieb war, sicher nicht so lange hält. Als wir am Samstag beim Einkaufen im Dorf waren, hätten wir gerne eine französische Gasflasche an der Bar am Eck mitgenommen, aber: alle Flaschen sind leer, die neue Lieferung kommt in der nächsten Woche. Soweit so gut….

Alle Gasflaschen sind leer…

Dann am Montag morgen, kurz bevor der Frühstückskaffee fertig ist die Meldung: „Das Gas ist aus“ – Puuuhhh! Aber wir hatten es ja geahnt. Also machen wir bald unser Dinghy klar und fahren damit in die nächste nördlich gelegene Bucht, die Grande Anse d’Arlet. Mit dem kleinen Gummiboot raus aus der geschützten Bucht ist schon ein komisches Gefühl. Das geht nur wennn es wenig Wind und Welle hat, so wie heute, und selbst jetzt schiebt uns der Schwell ganz ordentlich von hinten an. Aber bald sind wir an der Huk vorbei, die Wellen bleiben hinter uns und vor uns liegt die Ankerbucht. Hier liegen mindestens 4 mal so viel Boote wie unserer Bucht, am Ufer gibt es viele (geschossene) Restaurants und Cafes. Ist bestimmt sehr nett und viel los bei normalen Verhältnissen. Im Ort gibt es einen kleinen Laden, der Gasflaschen verkauft, aber auch hier – kein Gas. Der Nachschub komme vielleicht morgen, heißt es auf unsere Anfrage. Tja – zwei Tage keinen Kaffee oder Tee, keine Frühstückseier und nur kalte Küche? OK, es wäre nicht dramatisch, aber halt auch nicht lecker.

Schwell bricht sich am Ufer
auf dem Weg in die andere Bucht
Ein Teil der ankernden Boote
Weiter vorne wirds wellig….

Nun, so ein Boot ist ja nicht ganz klein – und man fährt so allerhand mit sich spazieren, was man denn so brauchen könnte. Rolf kam da eine Idee…. die nach Recherche im Internet etwas verfeinert wurde…. und kaum eine Stunde später kochte das Wasser in unserem Wasserkessel!! Yippih! Hier die Lösung: Man nehme eine Aludose – wir opfern uns und trinken gleich mal ein Lorraine – schneidet den Boden dreifingerhoch ab. Das Oberteil wird auch abschnitten, ein klein wenig höher. Der Deckel wird entfernt und die Wandung des Oberteils wird eingeschnitten damit die Teile leichter ineinanderpassen. Aus dem übrigen Mittelstück wird ein „Kamin“ gefertigt der etwas kleiner im Durchmesser ist und in den oberen und unteren Dosenfalz passt. Der Kamin bekommt unten acht Löcher, das Oberteil 16. Nun wird der Brenner mit ca. 25ml Brennspiritus gefüllt und angezündet. Die Flüssigkeit fließt durch die unteren Löcher im Kamin in den Zwischenraum von Kamin und Unterteil der Aludose. Durch das Erwärmen des Spiritus, verdampft dieser und tritt durch die oberen Löcher aus, wo er auch zu brennen anfängt. Bei uns war etwas feintuning in Bezug auf die Lochgröße nötig, aber nun haben wir eine Notlösung die nicht nur zum Wasserkochen reicht….

Wir schnitzen uns einen Kocher
Fertig!
Gleich gibt’s Kaffee

Immer noch im Lockdown

Tja, das hätten wir uns so wirklich nicht träumen lassen. Wir sind nun seit 40 Tagen auf der Piccolina, ohne dass wir – außer zum Einkaufen – irgendwelche Landgänge unternommen haben. Wir vertreiben uns die Zeit, indem wir im Internet surfen, Blogs von anderen Seglern lesen, jeden Tag lecker kochen (mal sehen wie lange das Gas reicht), viel Kaffee und Tee trinken. Wenn wir im Cockpit sitzen können wir Schildkröten beobachten, wenn sie zum Luft holen auftauchen. Manchmal sehen wir zwei, drei gleichzeitig. Das ist ein netter Zeitvertreib, wenn man viel Muse hat. Oder wir schauen den Fregattvögel zu, wie sie ohne einen einzigen Flügelschlag in der Thermik oder mit Wind stundenlang über dem Wasser kreisen. Wenn ein Fischerboot von drausen hereinkommt, begleiten sie es aufgeregt, in der Hoffnung, dass etwas für sie abfällt. Die wenigen Pelikane von der Bucht sind dann auch zur Stelle, genauso wie die kleinen, quirrligen Seeschwalben. So wird das Fischerboot von einem Schwarm Vögel begleitet, immer zur Stelle, wenn Innereien oder kleine Fische im Wasser landen. Ein tolles Schauspiel können wir manchmal kurz nach Sonnenuntergang beobachten. Meist sind ein paar Vögel, die aufgeregt über einer Stelle kreisen und ins Wasser stechen das erste Anzeichen. Wenn wir Glück haben und es ist nahe beim Boot, hören wir wie plötzlich Wasser plätschert. Die Wasseroberfläche spritzt und sprudelt, fast als würde es kochen. Dann springen in langem Bogen Fische aus dem Wasser – wahrscheinlich Thun. Die Jäger haben Schwärme von Tausenden von kleinen Fischen zusammen und Richtung Oberfläche getrieben. Nun kann ihre Beute nicht mehr aus und der Thun schnappt sie sich in schnellen Vorstössen, so dass er sogar aus dem Wasser herrausschießt. Auch die Seeschwalben bekommen ihren Teil ab, da nun die kleinen Beutefische direkt an der Oberfläche schwimmen.

Lecker essen ist wichtig
Schildkröte beim Luftholen
Gleich zwei auf einmal

Tagsüber gehen wir auch gern schnorcheln, schrubben den Rumpf unter Wasser (unglaublich wie schnell das hier wächst), und freuen uns über unser SUP, mit dem wir hin und wieder in der Bucht paddeln, darauf Dehnungsübungen oder Yoga machen oder einfach drauf rumlümmeln, die Beine ins Wasser hängen und dabei den Sonnenuntergang betrachten. Mittlerweile regnet es wieder öfter, aber die Temperaturen sind nach wie vor ideal. Tagsüber sehr warm, abends einfach herrlich angenehm. Da können wir wunderbar im Cockpit sitzen und die lauen Abende genießen. Immerhin wird es hier ja schon kurz nach sechs dunkel. Und da wir im Augenblickimmer alleine sind, schauen wir uns einen Film oder eine Serie von der Festplatte an. Da kann man sich in einer Woche alle drei Staffeln von “ Better call Saul“ reinziehen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben (übrigens die „Vorgeschichte“ des Anwalts der Serie „Breaking Bad“, wunderbar schräg)

Rein in Aquarium…
Angelfish
Warum der wohl Kofferfisch heißt?

Jetzt im April bereiten sich viele Segler auf die Atlantiküberquerung vor. Ein befreundetes Pärchen kam vor dem Absprung noch kurz vorbei um ein paar Dinge zu tauschen, bevor sie am nächsten Morgen nach St. Martin aufbrachen, dem letzten Stop hier in der Karibik. Danach geht es für sie via Azoren nach Portugal. Jedoch dürfen sie vorraussichtlich überall erst nach einer zweiwöchigen Quarantänezeit an Land, deshalb möchten die beiden die Zwischenstopps nur zum Verproviantieren nutzen und gleich weitersegeln, sobald das Wetterfenster günstig ist. Wir drücken ihnen die Daumen für eine angenehme Überfahrt.

Es machen sich nicht nur Segler auf eigenem Kiel auf den Weg. Ein großes Thema dieses Jahr ist der Yachttransport. Letzte Woche wurden in Le Marin schon viele Yachten auf Schiffe verladen, im kommenden Monat gibt es nochmals einige Termine. Dabei werden Yachten per Kran auf das Deck eines Frachters gehoben und Huckepack nach Europa transportiert. Es gibt aber auch spezielle Schiffe die nur für den Yachttransport konzipiert sind. Diese können ihr Deck absenken, so dass die Boote in den Transporter hineinfahren können, dort werden sie von Tauchern verzurrt, das Wasser wird abgelassen und die Fracht wird danach nochmals richtig für die Überfahrt gesichert. Am Zielhafen dann das gleiche Spiel rüchwärts. Die Transportbranche hatte wohl schon die letzten Jahre immer mehr Zulauf, doch durch die Coronakrise sind die Aufträge nochmals deutlich gestiegen.

In einigen Ecken der Welt scheint sich die Lage – gerade für Segler – wieder etwas zu enspannen. So dürfen Yachties in den Marquesas und auf französisch Polynesien, die vor coronafreien Inseln ankern wieder ohne Einschränkungen an Land. Auch für die Inselbewohner sind die Ausgangssperren aufgehoben worden. Nur neuankommende Yachten haben eine zweiwöchige – in manchen Ländern bis zu vierzigtägigen! – Quarantänezeit. Kannn man nachvollziehen, dass sich die Einheimischen keine Coronafälle auf die Inseln holen wollen. Also sind sie nun sehr vorsichtig.

Wir sind gespannt wie es in der Karibik weitergeht. Die ersten Inseln haben keine aktiven Fälle mehr und sind coronafrei. Wann und vor allem wie sie allerdings die Grenzen öffnen, ist noch völlig unklar. Auf den meisten Inseln der kleinen Antillen kommen jedoch weitere Fälle hinzu, zwar wenige, doch oft sind auch die Krankenhäuser nicht sehr gut ausgestattet. Einige Inselstaaten können nicht einmal selbst testen und müssen die Proben zu Labors auf andere Inseln schicken. Hier auf Martinique ist die Versorgung relativ gut, es gibt jedoch wahrscheinlich durch die enge Anbindung an Europa etwas mehr Fälle. Mittlerweile ist die Zahl auf 175 gestiegen, bei einer Bevölkerung von knapp 400.000 Einwohnern. Das sind wenig, immer wieder kommen ein paar Fälle hinzu. Maskenpflicht gibt es (noch) nicht in Frankreich. Dennoch werden auch vereinzelt welche getragen. Wenn sie aber dann von Mund gezogen wird, um mit dem Mann vom Gemüsestand zu sprechen, fragt man sich schon, ob die Trägerin der Maske auch den Sinn dahinter versteht. Und nicht alle gehen auf Abstand. So begrüßen sich immer noch einige Wenige ganz traditionell mit Küsschen, nach dem Motto, wir sind ja sicher gesund. Hoffen wir dass es so ist und auch so bleibt

Mondaufgang in Anse d’Arlet

Trockenzeit

Traumstrände mit türkisem Wasser vor hellgebem Sand, von ein paar Palmen beschattet, im Hintergrund in kräftigem Grün bewaldete Hügel, Pfade die durch den Regenwald zu erfrischenden Wasserfällen führen, bunte Häuser, die sich an die Hänge schmiegen, dazu Reggaemusik, blauer Himmel und Sonne pur. So das Bild, das man von karibischen Inseln im Kopf hat. Und es stimmt, aber es stimmt nicht immer. Während in Tobago der Reggae und Calypso allgegenwärtig war, hört man in den Minibussen auf den nördlicher gelegenen Inseln oft nur moderne, westliche Rythmen, den Bass zu stark aufgedreht, wie überall in der Welt. Steelbands gibt es noch, sie treten abends in Restaurants und Bars auf, die eher von Touristen frequentiert sind. Allerdings gibt es in Tobago zum Karneval einen Wettbewerb unter den Steelbands. Es ist also nicht komplett zur Touristenattraktion degradiert. Aber moderne Musik muss ja nicht schlecht sein. Ein toller Song im Soca Stil ist z. B. „Wrong again“ von Skinny Banton, der in Grenada oft lief und bei dem man die Füße nicht mehr stillhalten kann – einfach mal auf youtube anhören!

Auch der blaue Himmel und die Sonne sind keine Dauergäste in der Karibik. Nicht umsonst sind die Berge mit dichtem Regenwald bewachsen. Je höher die Inseln, desto eher steigen dort Wolken auf und regnen ab. Und das zu fast jeder Jahreszeit, nicht nur zur Hurricanesaison. Und auch an der Küste sind Regenschauer ganz normal. So hatten wir uns schon fast daran gewöhnt, mitten in der Nacht einmal aufzustehen und die noch geöffneten Fenster und Luken zu schließen, wenn uns die ersten Regentropfen aufweckten. Sehr lästig und oft war es auch kaum der Rede wert, was dann an Wasser vom Himmel viel, aber genügend um im Schiff noch eine höhere Luftfeuchtigkeit zu bekommen. Auch tagsüber hielt uns dieses Luke-auf, Luke-zu Spiel ständig auf Trab. Im März kamen meist nur noch ein paar Tropfen vom Himmel gefallen, die noch nicht mal das Teakdeck ganz nass machen konnten, aber in den Monaten davor schüttete es manchmal wie aus Kübel. Dann war der Himmel grau und wolkenverhangen, Böen zogen über das Wasser, das nun eine graublaue Farbe angenommen hatte. Dennoch waren auch da ganze Regentage eine Ausnahme, so kam die Sonne später doch noch zum Vorschein, verdampfte durch die Einstrahlung das Wasser auf der Straße, auf den Wiesen und den Blättern der Bäume, so dass man die hohe Luftfeuchtigkeit nun richtig spürte.

Seit einem Monat hat es hier nur sehr wenig geregnet. Zuerst noch ein paar Minischauer, vor allem nachts, doch seit zwei Wochen fiel kein Tropfen mehr vom Himmel. Das sieht man auch deutlich an den Bäumen am Ufer. Der bewaldete Hügel neben unserer Bucht zeigt kein üppiges Grün mehr, sondern viele blattlose Bäume, deren dürren Äste nun den Blick auf den Vulkanstein freigeben. Fast wie bei uns im Herbst, nur nicht so farbenfroh. Natürlich ist es in den Bergen im Inselinneren nicht so trocken wie hier, dennoch ist auch dort nun die regenärmste Zeit des Jahres. Ab nächsten Monat werden wir uns wahrschlich wieder an unser Luken Spiel gewöhnen müssen.

P.S. kaum hab ich diese Zeilen zu Ende geschrieben, fallen dicke große Regentropfen. Aber es hat uns nur etwas Bewegung verschafft. Als die Luken zu waren, hörte es auch schon wieder auf…

Blick vom Boot