Santa Cruz de Tenerife

Nach einigen Wochen auf der „grünen Insel“ wurde es mal wieder Zeit für Luftveränderung. Also warteten wir auf guten Wind der uns nach Santa Cruz de Tenerife bringen sollte. Am Montag war es soweit, angesagt waren zuerst östliche Winde, gefolgt von Nordost. Der Plan war nach Norden zu segeln, bis der Winddreher erfolgt ist, um dann die Nordostspitze von Teneriffa anlegen zu können. Soweit so gut, nach dem ablegen motoren wir an der Westküste von La Palma nach Norden, bis wir oberhalb der Insel auf gleichmäßigen Ostwind treffen. Einige Stunden segeln wir nach Norden, doch der angesagte Nordostwind läßt auf sich warten. Also kreuzen wir etwas auf, bis wir endlich – es ist schon dunkel – den gewünschten Kurs anlegen können. Nachts kommen wir gut voran, doch am nächsten Vormittag dreht der Wind immer weiter nach Ost und wir müssen abfallen und später sind zwei Holeschläge nötig um die Nordspitze von Teneriffa zu umrunden. Mittlerweile ist es schon wieder dunkel geworden – die Tage sind aber auch echt kurz zu dieser Jahreszeit! Auf dem Weg nach Santa Cruz kommen wir an einer Ankerbucht vorbei. Es ist schon stockdunkel, wir können die Felswände nur schemenhaft wahrnehmen, plötzlich bläst es mit bis zu 17 Knoten, auch im vermeintlichen Windschatten der Bucht die Barancos herunter. Wir hören die Wellen am Strand unweit vom Boot und sehen im Taschenlampenlicht die weißen Schaumkronen. Das ist uns bzw. eher mir etwas ungeheuer, da wir die Dimensionen bei der Dunkelheit schlecht einschätzen können. Wir beschließen direkt nach Santa Cruz in die Marina zu fahren. Etwa eine Stunde später sind wir an der richtigen Hafeneinfahrt – im Gegensatz zur schwarzen Küste zuvor ist die Stadt und das Hafengelände hell beleuchtet. Die Marina besitzt keinen Rezeptionssteg für Boote die neu ankommen, dafür kann man sie 24 Stunden am Tag anfunken, damit sie Neuankömmlinge einweisen. Wir bekommen gleich am ersten Ponton einen Platz an einem großen Finger und zwei Marineros helfen beim anlegen. Sehr guter Service. Wir sind müde, trinken unseren wohlverdienten Anleger nach 180 gesegelten Meilen, essen noch eine Kleinigkeit und fallen in die Kojen.

Die Nordküste Teneriffas

Am nächsten Tag klarieren wir ein und machen uns ein erstes Bild von Santa Cruz. Die Marina liegt direkt vor der Stadt und wir sind in fünf Minuten im Zentrum.

Blick vom Boot auf die Berge im Norden

Wir genießen es mal wieder in einer großen Stadt zu sein und bummeln durch die Straßen. Meist Hochhausschluchten, aber schön gemacht, mit Bäumen gesäumt, viele Straßencafes und alles ziemlich sauber und aufgeräumt. Die Stadt gefällt uns – das können wir auf den ersten Blick sagen. Wir können viel zu Fuß erreichen, doch es gibt auch eine riesige Busflotte, die nicht nur die Viertel der Hauptstadt, sondern alle Teile der Insel miteinander verbindet. Der Busplan ist ein ganzes Heft, da werden wir sicher noch ein paar Tage brauchen, bis wir uns genau zurechtfinden….

Auch schön: am Abend gibt das Symphonieorchester Tenerife ein kurzes Konzert in den Innenstadt. Wo gibt es dann denn noch? Sehr schön!


Neue Freunde und ein kurzes Wiedersehen

Seit wir ein eigenes Boot besitzen, sind wir, wie viele Fahrtensegler auch, Mitglied im Verein TransOcean. In den Häfen sind die meisten Vereinsmitglieder am TO-Stander an der Backbordsaling zu erkennen und seit wir Festlandeuropa verlassen haben, sehen wir die entsprechende Flagge an der Mehrheit der deutschsprachigen Boote.

Über die ganze Welt verteilt gibt es auch Stützpunkte des TO. Falls man Probleme hat, spezielle Fragen oder bestimmte Dinge vor Ort auftreiben möchte kann man sich an den Stützpunktleiter wenden. Hier in Tazacorte hat sich Frederico der Aufgabe angenommen. Er lebt schon viele Jahre mit seiner Frau auf La Palma. Sie kennen die Insel und die Leute hier und können die ein oder andere amüsante Geschichte erzählen.  Manchmal trinken wir morgens gemeinsam einen Kaffee im Marinarestaurant, vor ein paar Tagen haben wir sie zusammen mit Patrick von der Ballerina in ihrem Häuschen besucht und über den tollen Ausblick zum Hafen gestaunt.

Frederico (EA8AEW) ist sehr aktiv im Amateurfunk, (nicht nur) über Kurzwelle sehr gut vernetzt und hilft gern Seglern die unterwegs sind z. B. mit Wetterinfos. Vielen Dank Rolande und Frederico für den netten Abend bei euch!

Ein Wiedersehen unter Seglern hatten wir mit Annabelle und Fred die mit ihrer IO vor dem Sprung über den Teich noch einen Abstecher nach La Palma machten. Vor knapp einem Jahr lernten wir die beiden auf der Insel Porto Santo kennen. Die beiden Franzosen mussten im Frühjahr zurück in die Bretagne. Jetzt sind sie seit Oktober wieder in den Süden unterwegs und segelten extra über La Palma um uns zu treffen. Weihnachten in der Karibik wird wohl nicht mehr ganz klappen, aber sie freuen sich darauf dort Sylvester feiern zu können. Wir wünschen den beiden eine reibungslose und schnelle Überfahrt zu den kleinen Antillen und sind gespannt wann und wo wir die zwei mal wieder sehen werden.

Arbeit und Vergnügen

Nachdem uns unsere Piccolina das letzte Jahr zu wunderbaren Zielen gesegelt hat, ist es an der Zeit unsere Kleine mal wieder etwas zu pflegen. Also bekommt unser Boot innen ein paar Lackschichten aufgetragen. Je nach Zustand des Holzes wird es nur leicht angeschliffen, oder der alte Lack muss ganz weg. Danach muss der ganze Schleifstaub der sich überall im Boot abgesetzt hat weggeputzt werden, bevor wieder frischer Lack aufgetragen werden kann. Bei ganz abgeschliffenem Holz sind das fünf Schichten Klarlack, gefolgt von zwei bis drei Schichten mattem Lack. Dazwischen müssen die frisch gestrichenen Hölzer gut trocknen. Also sieht unser Tagesablauf zur Zeit etwa so aus, dass früh morgens eine feine Lackschicht aufgebracht wird, dann packen wir unsere Sachen (bzw. sie stehen schon oben im Cockpit) und wir verlassen das Boot, damit möglichst wenig Staub aufgewirbelt wird, der sich auf den frisch lackierten Flächen absetzen könnte.

der Salon wird zum lackieren präpariert

Somit sind wir tagsüber unterwegs: in der Hafenkneipe beim Kaffee, mal an den Strand, bummeln in Los Llanos, zum Infomuseum nach El Paso, mit den Bussen über die Insel nach Fuencaliente, Santa Cruz oder hoch in den Norden, mal mit kleinen Wanderungen oder nur einfach so… den Tag vertreiben, möglichst ohne auf dem Boot zu sein. Das Wetter macht es uns gerade einfach, denn seit einigen Tagen ist gefühlt wieder Sommer eingekehrt – nur abends, gleich nach Sonnenuntergang wird es oft empfindlich kühl. Aber da sind die bepinselten Flächen trocken genug, dass kein Staub mehr anhaftet.

Wanderung im Cubo de la Galga:

Weihnachtsstern am Straßenrand

Unruhige Nächte

Bis jetzt war im Hafen von Tazacorte sehr selten Schwell zu spüren. Auch wenn der Wind mal etwas auffrischte lagen wir meist recht ruhig. Doch die letzten Tage war selbst in der gut geschützten Marina deutlicher Schwell zu spüren. Manchmal ruckte das Boot stark in die ständig knarzenden Festmacher ein. Kein Grund zur Sorge, in anderen Häfen ist so etwas fast Normalzustand, aber es ist halt nicht so ruhig und angenehm wie sonst.

Ganz anderes sieht es drausen vor der Insel aus. Schon Tage vorher hieß es von überall her, dass Wellenwarnung für Samstag und Sonntag, nun auch noch für den Montag ausgegeben worden ist. Obwohl es am Samstag auch hier teilweise ordentlich geblasen hat, sind diese Wellen nicht hier entstanden sondern kommen vom Nordatlantik. Dort muss ganz schön was los gewesen sein, wenn es hier noch so tobt. Am Samstag fing es an mit Wellen von immenser Höhe, die an die Wellenbrecher und die Steilküste klatschen und den Strand überspülen. Noch konnten wir gefahrlos von der Promenade aus zuschauen, nur die große Kaimauer war für Fußgänger gesperrt. Zusammen mit unserem Besuch, Sybille und Peter, die hier auf Wanderurlaub sind, sitzen wir im kleinen Dorf von Puerto de Tazacorte und betrachten während des Mittagessens wie immer wieder große Wellen den Strand heraufkommen und am kleinen Wellenbrecher innerhalb der Bucht mächtige Gischtfontänen entstehen. Doch so richtig gemütlich können wir aber leider nicht sitzen, da es manche Windböen schaffen, Sand und Blätter bis auf unsere geschützte Terrasse zu wehen.

Sybille und Peter zu Besuch auf Piccolina

Später im Cafe an der Marinaeinfahrt sehen wir wie die Wellen hinter dem riesigen Wellenbrecher auf die Küste zurollen. Das dumpfe Grollen, wenn das Wasser gegen die Kaianlagen und die Felsküste donnert, ist weithin zu hören. Vorgelagerte Felsen werden von den Wassermassen einfach überspült, als wenn sie nicht vorhanden wären. Mit Sorge betrachten wir auch eine unbewohnte Yacht vor Anker, die nicht in Sicherheit gebracht wurde und nun die Wellen voll abbekommt. Furchtbar anzusehen, wie es das Schiff meterhoch anhebt bis die Ankerkette straff gespannt ist, um dann wieder auf das Wasser zu klatschen. Wir hoffen alle, dass die Yacht die Nacht übersteht. Bei diesen Bedingungen kann niemand zu dem Boot hinausfahren, das wäre viel zu gefährlich.

die Yacht vor Anker, bei noch wenigen Wellen, ein paar Tage zuvor

Unser Besuch verabschiedet sich am Abend, die beiden müssen wieder auf die andere Inselseite fahren. Schade dass wir nicht so viel unternehmen konnten, da wir unsere Piccolina bei dem starken Wind und dem Schwell nicht lange alleine lassen wollten. Vielen Dank für den Besuch und wir hoffen dass es euch dennoch bei uns gefallen hat.

In der Nacht zum Sonntag werden die Wellen noch höher. Am Morgen liegt das Schiff zwar noch am Ankerplatz, aber der Mast ist gebrochen… Auf der Uferpromenade Richtung Dorf liegen Sand und Steine, von der kleinen Begrenzungsmauer zum Strand sind teilweise die oberen Steinplatten weggespült worden. Teile der Promenade sind gesperrt, da immer wieder Wasser überkommt. Und die Wellen: sie sind mächtig. Faszinierend und angsteinflößend zugleich. Ein unglaubliches Schauspiel, dem man stundenlang zuschauen könnte. Die Kaimauer im Puerto wird manchmal komplett überflutet, auch über 12m hohe äußere Kaimauer vom Hafen auf der anderen Seite der Bucht kommt Spritzwasser über.

… der Mast ist gebrochen…

So sieht Puerto de Tazacorte normalerweise aus…

…zum Vergleich

Fotostrecke Wellen

Ab Montag sollen die Wellen merklich kleiner werden, dann heißt es erst mal aufräumen in Puerto de Tazacorte. Auch auf anderen Inseln gab es Schäden, laut Nachrichten ist besonders die Nordküste von Teneriffa betroffen.

Jetzt muß erst mal aufgeräumt werden

 

Fremdsegeln

Piccolina liegt ja nun schon seit einigen Wochen hier im Hafen von Tazacorte. Da kam letzte Woche kurzfristig ein Angebot von unserem Freund Patrick einen Schlag mit ihm auf seiner Baltic 51 mitzusegeln. Patrick, langjähriger Skipper den wir auf den Azoren kennenlernten, ist ab diesem Winter mit der Ballerina, eine als ehemaliges Regattaschiff konzipierte Yacht, unterwegs und wir sind schon sehr gespannt darauf Segel zu setzen. Mit dabei Frank, ein langjähriger Freund von Patrick, der auch die Woche zuvor schon an Bord der Ballerina war. Am Mittwoch legten wir am Spätnachmittag ab, setzten Groß und Genua und kreuzten bei leichter NW-Brise Richtung Norden. Es war schon Dunkel, als wir in den Bereich der Düse vor der NW Spitze von La Palma gelangten. Über Nacht hatten wir dann wunderbares Segeln in einigem Abstand der Nordküste, bis gegen Morgen der Wind einschlief. Erst nach ein paar Stunden unter Motor hatten wir wieder genügend Wind , nahmen zunächst Kurs auf Teneriffa, um dann auf Grund der Windvorhersage doch nach Süden Richtung La Gomera abzufallen. Dort fiel dann nachts gegen 4 Uhr der Anker in einer recht ruhigen Ankerbucht, die vom hohen NW-Schwell weitestgehend verschont blieb. Nach einem ordentlichen Anleger fielen wir in die Kojen und verbrachten einen weiteren Tag in der schönen Bucht. Tags darauf setzten wir vor der SO-Küste La Gomeras wieder die Segel und hatten einen wunderbaren Segeltag zurück nach La Palma.

Fazit: ein herrlicher Ausflug mit der Ballerina – vielen Dank Patrick. Es hat sehr viel Spaß gemacht und Ballerina segelt sich wunderbar – sowohl bei frischem Wind als auch schon bei schwacher Brise. Für das leibliche Wohl hatten wir gut gebunkert und Frank zauberte daraus erstklassige Leckerbissen. Gutes Schiff – gute Crew – meist guter Wind – so schön kann segeln sein.