Fahrt nach La Palma – Ankunft

Am letzten Tag unserer Fahrt nach La Palma packt unsere Piccolina ihren Rennmodus aus. Nein – ein Regattaschiff ist sie nicht unsere Kleine, aber auch sie kann schon mal aufs Gaspedal drücken. Seit dem Morgen des sechsten Tages ist stetiger Wind, die Welle nimmt immer mehr ab und Piccolina fliegt mit 8 Knoten durchs Wasser. Segeln pur. Am Abend binden wir schon mal das erste Reff ins Groß, langsamer werden wir dadurch aber nicht. Nachts ist dann die Genua dran, die wir verkleinern und immer noch rauschen wir ungebremst weiter. Am nächsten Morgen dann als wir zehn Meilen vor der Nordwestecke von La Palma sind reffen wir nochmals beide Segel, da die Insel für ihre Acceleration Zones, also für Bereiche in denen Düsen entstehen bekannt ist. Heute sind die Windböen nicht ganz so ausgeprägt – 25 Knoten zeigt unser Windmesser an, aber das ist uns auch ganz recht. Kaum sind wir an der Westküste der Insel, schläft bald der Wind ein und so motoren wir die letzte acht Meilen bis zum Hafen in Tazacorte. Dort legen wir uns nach einem kurzen Funkgespräch mit dem Marinero zuerst an den Tanksteg, direkt am Eingang der Marina, dann zeigt er uns unseren künftigen Liegeplatz und wir verholen Piccolina dorthin.

Nach gut sechs Tagen auf See, gönnen wir erst unserer Kleinen, dann uns ein wenig Pflege, bevor wir uns im Marinaoffice anmelden. Das groß Reinemachen um das ganze Salz an Deck zu entfernen kommt morgen.

Die Marina macht auf den ersten Blick einen sehr gepflegten und vor allem sicheren Eindruck. Die Hafenanlage ist von einem riesigen Brakewater geschützt, am Abend ist nicht der Hauch eines Schwells im Hafen zu spüren.

Jetzt sind wir wieder in Spanien! Um unsere Überfahrt zu feiern, gehen wir an der Promenade Chipirones essen, das sind fritierte kleine Tintenfische – sehr lecker. Dann noch zwei Bier und wir freuen uns auf eine Nacht in der wir mal wieder durchschlafen können. Bilder zur Überfahrt gibt es demnächst.

Azoren – ein Rückblick

Den Sommer auf den Azoren verbringen – auf den Gedanken wären wir von alleine wahrscheinlich gar nicht gekommen. Dank Heike und Bernhard, die uns davon vorgeschwärmt hatten, nahmen wir doch den weiten Weg auf uns und wir wurden nicht enttäuscht. Auch wenn wir von den insgesamt neun Inseln nur drei besuchten (man muss sich ja noch etwas für’s nächste Mal aufheben), haben wir doch einen ganz guten Eindruck vom Archipel gewonnen. Mitten im Atlantik gelegen, ist das Klima auf den Inseln überraschend warm, im Sommer geht die Wassertemperatur bis auf ca. 25°C hoch. Auch die Winter sind laut Einheimischen mild, je nach Insel jedoch mit viel Niederschlag oder Nebel verbunden. Das trockenste Eiland ist Santa Maria, doch auch hier kann es passieren, dass die Berge mehrere Wochen wolkenverhangen sind. Auf manchen Inseln darf sogar nur unterhalb 200m Höhe gebaut werden. Alles in Allem haben wir unsere Zeit hier sehr genossen, die Menschen sind sehr freundlich und relaxed, die Landschaft meist grün und bergig, das Wasser wunderbar klar, die Luft rein, da wundert es nicht, dass wir einige Mitteleuropäer kennengelernt haben, die sich hier niedergelassen haben.

Den Sommer über sind viele Fest auf den Inseln. Dieses Wochenende ist das Fischerfest im Hafen von Santa Maria. Alles ist hübsch geschmückt, es gibt Buden wo man lokales Essen kaufen kann, ein Zelt ist aufgebaut und gestern haben sie schon mal die Musikanlage getestet…. Wir rechnen mit einer langen und lauten Nacht. Am Sonntag gibt es einen Gottesdienst und eine Prozession, bei der eine Madonnenstatue zum Hafen getragen wird und an Bord eines Fischerbootes eine Stunde aufs Meer gefahren wird.

Die Fischerboote sind schon geschmückt

Das werden wir leider nicht mehr sehen, da wir morgen selbst aufbrechen möchten um wieder zu den Kanaren zu segeln. Wir rechnen mit 5-6 Tagen, die wir nach La Palma brauchen werden. Die Wetterkarten sagen moderaten Wind voraus. Allerdings werden wir dennoch das Sturmtief im Auge behalten, dass sich gerade vor der afrikanischen Küste entwickelt und das Potential zum Hurrikan hat, der dann Richtung Westen steuert.

 

Zurück in Santa Maria

Da unsere Zeit auf den Azoren leider bald zu Ende geht, sind wir seit einigen Tagen wieder auf der südwestlichen Insel Santa Maria. Die Überfahrt hierher war gut, nachdem wir die ersten 20 Meilen motoren mussten, konnten wir die restliche Strecke unter Segel zurücklegen. Da mehr Wind war als gedacht, kamen wir in der Nacht im Hafen von Vila do Porto an, aber wir kannten die Marina ja schon und so war es kein Problem zu so später Stunde hier anzulegen.

Wir verlassen Sao Jorge
und kehren nach Santa Maria zurück

Die Begrüßung am nächsten Morgen war sehr herzlich und wir freuen uns wieder hier zu sein, auf der netten kleinen Insel. Jedoch ist unser Aufenthalt mit viel Arbeit verbunden und gleich zwei Tage später wurde unsere Piccolina mal wieder an Land gestellt. Unser neuer Faltpropeller wartete in der Werft schon auf uns und so machten wir uns dran unseren Festpropeller, den wir ersatzweise montiert hatten, abzubauen. Da wir schon mit der Welle beschäftigt waren, tauschten wir auch das Wellenlager und die Stopfbuchse, was uns einige Tage Arbeit bescherte und auch die Schläuche in der Toilette wurden erneuert. Es gibt einen Spruch, laut dem Langfahrtsegeln bedeutet, das Boot an den schönsten Plätzen der Erde zu reparieren. Wir erwidern darauf immer, dass das doch immerhin besser ist, als an schlechten Plätzen schrauben zu müssen. Dementsprechend genossen wir nebenher ein paar kleine Ausflüge auf die Insel, oder gingen nach getaner Arbeit zum Baden in die schöne Bucht von Sao Lorenco.

In der Bucht von Sao Lorenco….
gibt es schöne Strände

Seit heute morgen sind wir nun wieder im Wasser, alles ist dicht (nicht ganz unwichtig bei einem Boot) und der neue Propeller funktioniert prima. Das mühsame Leiter hoch und runter ist vorbei und Piccolina schaukelt wieder sanft am Steg und leise knarzen die Leinen.

Es geht wieder ins Wasser

Es bleiben uns noch ein paar Tage hier auf der Insel. Beim nächsten guten Windfenster werden wir auf die Kanaren segeln. Ab jetzt heißt es also wieder jeden Morgen erst einmal die Wetterkarten studieren….

 

Hochsommer auf den Azoren

Da wir Anfang September wieder auf die Kanaren segeln möchten und davor in Santa Maria nochmals Kranen und Arbeiten am Boot anstehen, warten wir nun seit gut einer Woche auf passenden Wind, um die 180 Meilen zur südwestlichen Insel nicht unter Motor zurücklegen zu müssen. Doch es ist wie verhext. Seit wir auf den Azoren ankamen, war oft etwas unbeständiges Wetter. Selten scheinte von morgens bis abends die Sonne, immer wieder zogen Wolkenfelder durch, die auch mal etwas Nieselregen mit im Gepäck hatten. Wenn wir weiter wollten, mussten wir auch mitunter etwas auf Segelwind aus der richtigen Richtung warten, doch seit etwas über einer Woche sitzen wir direkt im Hochdruckkern der Azoren. Das Barometer scheint kaputt zu sein, denn es zeigt seit Tagen, den gleichen Luftdruck an, die Sonne brennt herab und kein Windhauch regt sich. Den Tag über nimmt zwar die Cumulusbewölkung zu, Pico ist meist nicht zu sehen, doch was in Deutschland gern mal in Gewittern endet, löst sich hier in der Abenddämmerung langsam auf und die folgenden Nächte sind wolkenlos und sternenklar. Tagsüber verkriechen wir uns in den Schatten oder kühlen uns im Wasser ab. Die Nächte sind sehr lau und wir können bis spät draußen sitzen und den Sturmtauchern zuhören.

tagsüber nimmt die Quellbewölkung zu, bald ist Pico in den Wolken
Sonne pur
Abendstimmung

Wir hoffen auf etwas Wind ab morgen abend, der uns, wenn alles gut läuft bis nach Santa Maria bringt. Zwei Nächte werden wir unterwegs sein und voraussichtlich am Dienstagvormittag in Vila do Porto ankommen.

Der Hafen von Velas hat uns auf den Azoren am besten gefallen. Der Hafenmeister ist sehr nett, unglaublich wie er es schafft jeden Abend alle Boote unterzubringen, auch wenn eigentlich kein Platz mehr da ist und er hilft jedem tatkräftig beim An- und Ablegen. Nachts ist es absolut ruhig – mal abgesehen von den „Heliumsturmtauchern“ – auch was den Schwell anbelangt. Die sanitären Anlagen sind picobello sauber, das Wasser ist selbst im Hafenbecken so klar, dass man locker auf 5-6 Meter Tiefe sehen kann. Manchmal mache ich mir den Spaß und zähle Seegurken im Wasser, wenn ich den Ponton entlang gehe. Über dreißig habe ich schon gezählt, auf dem Weg zu unserer Piccolina. Oft sieht man auch Papageienfische zwischen den Steinen der Kaianlage schwimmen….

Papageienfisch im Hafen
Blick auf den gut geschützten Hafen

Ein Streifzug durch Sao Jorge

Da es nicht wirklich funktioniert mit dem Bus die Insel anzuschauen, mieten wir uns zusammen mit Carolyn und Marc ein Auto, um Sao Jorge besser kennenzulernen. Die Insel ist lang und schmal, somit ist auch das Straßennetz übersichtlich. Wir fahren über die südliche Küstenstraße bis nach Topo, am östlichen Ende, bis die Straße an einem kleinen Fischerkai endet. Die Straße schlängelt sich auf ca. halber Höhe entlang. Teilweise durch Wald, im Osten an vielen Weiden vorbei, die meist durch eindrucksvolle, blaublühende Hortensienhecken abgegrenzt sind. Im Parque Florestal von Silveira legen wir einen Zwischenstopp ein. Viele Baumfarne sind zu bewundern, Spazierwege führen durch den kleinen Park, der in verschiedene Bereiche aufgeteilt ist, es gibt einige wunderschön angelegte Grillplätze, alle sauber und mit Feuerholz versehen. Danach führte uns eine enge, steile Straße zur Faja dos Cubres. Die Fajas sind eine Besonderheit von Sao Jorge. Es sind flache, kleine Ebenen direkt an der Küste, die durch Erdrutsche von den umliegenden Steilhängen oder durch Lavaströme entstanden sind. Rund 40 diese Fajas gibt es auf Sao Jorge. Seit einem Erdbeben 1980 sind einige Fajas nicht mehr bewohnt. Der Boden ist zwar sehr fruchtbar, aber manche Fajas sind nur zu Fuß erreichbar.

Am östlichen Ende der Insel
Ausblick vom Südosten auf Pico

Von der Faja dos Cubres wandern wir an der Küste entlang zur Faja da Caldeira se Santo Christo. Letztere ist sehr schön gelegen, besitzt eine geschützte Lagune und ist bei Wellenreiter bekannt als guter Surfspot. Dementsprechend gibt es einige Zimmer und Ferienhäuser zu vermieten. Die Ausrüstung und Verpflegung wird mit ATVs zur Faja transportiert. Wir machen einen Einkehrschwung über das Restaurant und geniesen die Aussicht bevor wir auf gleichem Weg durch Lorbeerwald wieder zurück zum Auto gehen. Die weitere Strecke an der Nordküste entlang sind wir fasziniert von den üppigen Hortensien, die die Insel wie ein riesiges Spinnennetz überziehen. Was anderen Orts geschichtete Steinmauern sind, sind hier blaue, über mannshohe Bänder die sich über die grünen Hügel ziehen.

Blick auf die Lagune und Faja de Santo Christo
Gleich sind wir da…

Zum Abschluss trinken wir unseren Sundowner in einer Bar oberhalb von Velas, mit traumhaften Blick über die Stadt und auf Pico. Ein angenehmer Ausklang eines wunderbaren Tages. Wir hatten wie immer sehr viel Spaß mit Carolyn and Marc.

Sundowner mit Aussicht auf Velas und Pico

Am Wochenende, Barbara und Jochen sind mit ihrer Tinlizzy wahrscheinlich schon in oder kurz vor Lagos, besuchen wir mit Heike und Bernhard, die nun auch seit einigen Tagen in diesem tollen Hafen sind, einen Stierkampf, oben in der kleinen Arena. Sechs Stiere von drei verschiedenen Bauern werden für jeweils 15 Minuten in den Ring gelassen. Zwei „Mannschaften“ aus Sao Jorge die einen, von Terceira die anderen können ihren Mut beweisen. Sie versuchen den Stier zu trietzen, stacheln ihn mit Decken oder Schirmen an, um, wenn es doch zu gefährlich wird, rechtzeitig hinter die Bande zu springen. Die Stiere tragen Lederschutz über den Hörnern, wohl um die schlimmsten Verletzungen fur die Torreros zu vermeiden, aber man mag sich nicht ausmalen, was passiert, wenn jemand stolpert oder sich nicht schnell in Sicherheit bringen kann. Für Verpflegung ist natürlich auch gesorgt, in den Pausen gibt es Getränke, Sao Jorge Käse oder Popcorn zu kaufen, auf dem Grill liegt super leckeres Rind, von dem wir „Versucherle“ bekommen und im Stadion bieten Frauen selbstgemachte Doughnats an. Einziger Wehrmutstropfen: kurz bevor die Veranstaltung zu Ende ist, zieht der erste Regen seit einigen Tagen auf und so zieht es die Meisten und auch uns gleich nach Hause. Dennoch war es ein sehr interessanter und spannender Nachmittag.