Überfahrt zu den Azoren: die ersten Tage – Kurs Nord

Um 8 Uhr gehen wir Anker auf zu unserem bisher längsten Schlag. Luftlinie etwa 2200 Seemeilen, doch da werden noch ein paar drauf kommen, da wir wegen der Winde bzw. besser gesagt der fehlenden Winde in den Roßbreiten zuerst etwas Nord machen werden um dieses Flautengebiet möglichst zu umfahren. Zu Beginn motoren wir allerdings erst südlich um das vorgelagerte Riff herum, setzen Segel (das Groß im ersten Reff und die Fock) und segeln um den nördlichen Teil der Insel. Das Wetter ist bewölkt, so wie die letzten Tage auch und es steht schon überraschend viel Schwell an der Westküste. Wir haben gerade unsere Windfahne Fanni auf Kurs „am Wind“ gesetzt und sind nun an Barbuda vorbei. Der Wind briest auf. Wir binden das zweite Reff ins Groß doch es ist immer noch etwas zuviel Tuch gesetzt. Also reffen wir die Fock etwas. Dann ein Knarzen und ein Schlag! Oje! Wir sind noch keinen halben Tag unterwegs und schon den ersten Schaden – komplett selbstverschuldet. Die Schoten waren noch nicht ganz lose und wir waren schon am einholen der Reffleine, da zupft die Schot durch eine Böe nochmals kräftig am Segel. Peng – der Umlenkblock der Reffleine reißt und der Mantel der Leine ist komplett durch. Sie hängt nur noch an der Seele. Also nun gaaaanz vorsichtig die Fock eingerollt und zum Nachdenken und Lage sortieren erst mal ein ganz klein wenig die Genua raus. Unsere Windfahne Fanni steuert brav und wir atmen erst mal tief durch. Wir haben Glück im Unglück. Den Doppelumlenkblock für die Reffleinen der Vorsegel können wir durch zwei einzelne ersetzen und die Fock hat noch genügend Reffleine auf der vorderen Trommel, so das wir das kaputte Ende abschneiden können. Durch die doch etwas höhere Welle ist es nicht ganz angenehm vorne am Bug den Furler inclusive der Schoten zu drehen, damit die Reffleine wieder ausreichend lang ist und komfortabel bis ins Cockpit reicht. Dann müssen nur noch die Schoten erneut angeschlagen werden. Zum Test die Fock einmal ganz gesetzt. Alles OK! Nun reffen wir wieder etwas damit wir nicht ganz so auf der Backe liegen und verdauen erst mal den blöden Fehler und die prompten Folgen. So etwas darf uns nicht nochmal passieren!
Den ganzen Tag haben wir viel mehr Wind als die angesagten 15 Knoten. Ein Squall nach dem anderen kommt an, teilweise mit ordentlich Regen und Böen mit 40 Knoten sind keine Seltenheit. Entsprechend ist die Welle nicht nur hoch, sondern unangenehm steil und Piccolina wir immer wieder voll ausgebremst wenn sie gegen einen Wellenberg fährt. Dennoch kommen wir zügig voran, aber entspannt geht anders. Wenigstens sind wir durch die viele Segellei und die ständige kleine Bewegung des Bootes vor Anker an Schaukelei gewöhnt, so dass Seekrankheit kein Thema ist. Hoffentlich geht das nicht so bis Horta! Das Abendessen fällt einfach aus: Rührei mit Zwiebel und (unserer letzten) Tomate. Die Nacht wird wie erwartet auch nicht sehr erholsam. Obwohl der Wind etwas moderater und die Welle langsam runder wird, können wir beide während unserer Freiwache nicht gut schlafen. Das ist meist so und wir wissen, das das  Erfahrungsgemäß in den nächsten Tagen besser wird. Dennoch heißt es von nun an möglichst auch mal am Tag etwas Schlaf nachzuholen, da man sich ja die halbe Nacht wegen der Wache um die Ohren schlägt.
Etmal (zutückgelegte Distanz der letzten 24 Stunden) : 130 Seemeilen

Der nächste Tag fängt gleich mit einem Squall an. Nur ein kleiner, dafür wie aus dem Bilderbuch: erst Wind weg, dann Winddreher und am Ende der Wolke  kräftige Böen gepaart mit Regen. Wir verdrehen schon die Augen! Nicht  schon wieder so ein Tag wie gestern. Doch das wird er nicht. Im Gegenteil. Die dunklen, grauen Regenwolken verschwinden und am strahlend blauen Himmel sind nur noch weiße Cumuli zu sehen. Eine typische Passatbewölkung. Wir haben einen angenehmen Am Wind Kurs. Piccolina rennt und wir genießen die guten Bedingungen. Aber eine richtige Bordroutine hat sich noch nicht eingestellt. Wir sind den ganzen Tag beschäftigt.

Ein großer Teil der Zeit nimmt der Kurzwellenfunk ein. Der Tag fängt an mit Sprechfunk und dem Morgenetz von Intermar, um 5 Uhr unserer Zeit. Danach versuchen wir per Pactormodem und email unsere Position abzusetzen und Wetterdaten herunterzuladen. Geht heute morgen ausgesprochen schlecht. Nach einer halben Stunde beschließen wir, die notwendigen großen Files lieber gegen Abend abzuholen. Zwischendurch frühstücken wir erst mal ausgiebig, nach dem etwas mageren gestrigen Tag. Da der Wind etwas nachläßt, rollen wir die Fock ein und setzen die Genua. Erst etwas gerefft, aber nach und nach können wir sie voll ausreffen. Es ist ein herrlicher Segeltag. Der Wind ist zwar nicht stark, aber dadurch dass nun kaum noch Welle ist, kommen wir gut voran und Fanni steuert erstklassig. Die Sonne scheint, es ist noch tropisch heiß und wir erfreuen uns am Fahrtwind.

Ein Squall in der Ferne beschert uns einen Regenbogen

Am Abend noch hohe Cumuli


Zum Mittagessen gibt es selbst eingemachtes Gulasch mit Semmelknödel und ein wenig Gurkensalat. Davor noch die „Abendrunde“ von Intermar, die für uns vor Ort um 12:30 Uhr eher eine Mittagsrunde ist. Zwischendurch wird immer mal wieder ein wenig an den Segeln gezupft. Am späten Nachmittag klappt es dann ganz ordentlich mit unserer Pactorverbindung und wir können die ersehnten Daten herunterladen. Mit der aktuellen Wetterkarte und den Grib-Files haben wir einen ganz guten Überblick über die Wettersituation, außerdem bekommen wir gute Infos von der Intermarrunde, besonders Uwe (DD1HUR) gibt uns noch einige gute praktische Tips und schaut für uns auch Wetterdaten an, die nur mit richtigem Internetzugang und entsprechenden Fachkentnissen auswertbar sind.
Die nächsten zwei Tage ändert sich das Wetter wenig. Wir laufen praktisch direkt nach Norden. Erstens werden wir dort wahrscheinlich am einfachsten durch die Hochdruckzone kommen, zweitens läuft Piccolina so ganz prima, ohne dass wir zu hoch an den Wind knüppeln müssen. Wir merken dass der Wind langsam etwas weniger wird. Die Flautenlöcher werden größer und wir halten schon nach den großen Wolken Ausschau in der Hoffnung dass sie uns etwas mehr Wind bescheren.
Auch die Nächte werden entspannter, obwohl wir immer noch etwas Schlafmangel haben, da wir tagsüber noch zu wenig schlafen. Noch ist Halbmond und nach Mondaufgang ist die Wache einfacher, dafür ist der Sternenhimmel zu Beginn der Nacht irre schön, wenn nicht das kleinste Streulicht die Dunkelheit stört.
Ganz wichtig ist gutes Essen an Bord. Der angenehme Kurs und die wenige Welle lassen unsere Seebeine schnell wachsen und so steht auch etwas aufwändigeren Mahlzeiten nichts im Weg und lässt die gute Laune weiter ansteigen. So gibt es am dritten Tag eine Quiche mit Zwiebeln und Karotte, einen Tag später öffnen wir eine unserer Entendosen aus Frankreich und machen Entenkeulen mit caramelisierten Zwiebeln in Orangensauße dazu die Semmelknödel vom Vortag in Butter angebraten und selbst eingekochtes Rotkraut – schließlich ist ja auch Sonntag 😉

Sonntagsessen…


Zur Feier des Tages gibt es am späten  Nachmittag auch endlich einen Biss an der Angel. Der Erste seit wir vor zwei Tagen die Angel raus haben. Wir fangen einen herrlichen, etwa einen Meter langen Wahoo. Den größten Fisch den wir bis jetzt an Bord geholt haben. Wir schneiden die Filets heraus und alles was sonst noch verwertbar ist und unser Kühlschrank bekommt geschätzte vier Kilo Fisch vom feinsten in seinen Bauch. Der Speiseplan der nächsten Tage wird spontan geändert und am Montag gibt es – etwas ungewöhnlich – Ceviche, also roher Fisch in Olivenöl und Zitronensaft mariniert am späten Vormittag zum zweiten Frühstück und Nachmittags machen wir Sushi und Sashemi aus dem äußerst schmackhaften Wahoo.
Die Tage gehen fließend ineinander über. Langsam stellt sich Bordroutine ein, mit den festen Funkzeiten, dem Laden der Wetterdaten, Kochen und Essen, etwas Schlaf nachholen und an den Segeln zupfen ist der Tag schon fast gefüllt. Viel Zeit mal ins Cockpit zu sitzen und zu lesen bleibt eigentlich nicht. Dafür es ist momentan sehr entspanntes segeln.

Den Sonnenuntergang genießen wir jeden Tag

Barbuda – Azoren, es geht los

Am Vormittag geht es mit dem Dinghy nach Codrington, die Inselhauptstadt. Man sollte allerding nicht zuviel erwarten, denn auf der Insel wohnen nur ca. 2000 Menschen Die Einfahrt in die Lagune ist mit dem Dinghy etwas spannend. Gestern konnten wir die brechenen Wellen im Pass sehen. Heute, bei weniger Wind und entsprechend niedrigeren Wellen versuchen wir die Einfahrt direkt an der südlichen Flanke, dort wo der lange Sandstrand im Meer endet. Klappt prima, nur kommen die dunklen Regenwolken im Osten immer näher und wir brauchen eine ganze Weile bis wir die etwas mehr als eine Meile bis zum Anleger Codrington hinter uns gebracht haben. Wir schaffen es – frei nach Murphy – natürlich nicht im Trockenen. Nicht, dass es wirklich schlimm wäre hier in den Tropen etwas Regen abzubekommen, aber unangenehm ist es meistens doch. Wir sind halt doch Weicheier geworden.
Wie gesagt bietet der Ort nicht viel. Man kann die Auswirkungen von Irma noch überall sehen. Viele verlassene und oder zerstörte Häuser stehen herum. Die Bevölkerung wurde nach! dem Hurrikane evakuiert und es sind bei weitem nicht alle Einwohner zurückgekehrt. Es gibt zwei, drei kleine Läden und überraschend viele einfache Restaurants, die hauptsächlich take away anbieten. Wir finden bei unserem Spaziergang durch den Ort ein sehr hübsch hergerichtetes Restaurant, das hauptsächlich Burger auf der Karte hat. Letzte Gelegenheit für mindestens drei Wochen nicht selbst kochen zu müssen. Also bestellt Rolf einen Beefburger und ich das gleiche aber mit Conch-Patty. Conch (gespr.: Konk), auf manchen Inseln auch Lambi genannt ist eine Schnecke, die im Meer lebt. Im Deutschen Fechterschnecke genannt, ist sie bei uns wahrscheinlich eher bekannt durch ihre schönes Schneckengehäuse. Karibische Fischer hatten früher immer eine Schnecke als Horn umgebaut. Wenn sie mit ihrem Fang wieder in den Hafen kamen und ihren Klang ertönen ließen, wusste jeder, dass es nun Fisch zu kaufen gab. Auch heute hört man manchmal den sonoren Klang einer Schneckenmuschel, doch oft sind es Yachties die sie Sonnenuntergang blasen. Conch ist auf den karibischen Inseln allgegenwärtig. Sie ist oft auf der Speisekarte zu finden und die Schneckenschalen bieten sich als Deko an. Wir haben schon ganze Bartresen mit Conchverkleidung gesehen, oft dienen sie in den Gärten als Beetabtrennungen, oder einfach als schmückendes Detail. Ich erinnere mich noch als wir in Union Island vor Anker lagen und erst am zweiten Tag begriffen, das die rosa- weißen Hügel am anderen Ende der Ankerbucht nicht aus Sand oder so was bestanden, nein es waren Berge von alten Conchgehäusen. Wie gesagt, wird Conch hier gerne gegessen und man kann ganz viele leckere Sachen aus ihr machen. Ein Conch Salat muß man sich in etwa wie einen Tintenfischsalat vorstellen, aber es gibt Conch  natürlich auch gekocht z. B. als Curry, oder fritiert, wie Calamaris oder eben auch als Füllung für einen Burger. Der übrigens sehr lecker war. Möchte man ein Conch Gehäuse mit nach Hause nehmen ist es nicht ganz so einfach. Manche Länder haben die Einfuhr komplett verboten, man sollte sich also erst nach den jeweiligen Zollbestimmungen erkundigen. Wenn das kein Problem ist, werden sich nun viele denken, dass man ja einfach eine der weggeworfenen Gehäuse mitnehmen kann. Nun, eigentlich schon, aber die sind alle kaputt. Denn bei der einfachsten und gängigsten Methode an das Schneckenlfleich zu gelangen, wird an einer bestimmten Stelle ein Loch in das Gehäuse geschlagen, dann mit dem Messer dort hineingefahren um die Schnecke zu lösen und erst dana kann man sie  aus ihrer Muschel herausziehen. Deshalb haben praktisch alle leeren Conch, die man so findet ein Loch in der Schale oder sind ganz kaputt.

Viele Conchgehäuse am Strand
Ganze Gehäuse sind praktisch nicht zu finden…

Sehr nettes Restaurant in Codrington
Noch einen letzten Burger in der Karibik

Aber zurück nach Codrington. Wir haben mit Customs einen Termin zum ausklarieren vereinbart. Das Büro ist etwas unscheinbar in einer der Nebestraßen, aber die Stadt ist so klein, dass uns jeder den Weg erklären kann. Der Beamte ist pünktlich!,  die Formalitäten werden ruck zuck erledigt, dann kommt auch schon die Dame von der Imigration die noch unsere Pässe abstrmpelt. Nun gibt es kein zurück. Morgen ist Abfahrt. Also noch in den Supermarkt und ein paar frische Sachen kaufen und die restliche EC Dollar ausgeben. Die Entäuschung ist nicht allzu groß, waren wir doch von der IO vorgewarnt. Außer Zwiebeln, ein paar Mangos und ein paar Kochbananen gibt es kein frisches Gemüse für uns zu kaufen. Heute abend jedoch kommt das Versorgungschiff und ab 18:30  Uhr würde es wieder frische Sachen in der Auslage geben. Wir überlegen kurz, aber uns ist es zu aufwendig heute abend oder morgen ganz früh mit dem Dinghy nochmals nach Codrington zum Einkaufen zu fahren. Also kaufen wir zusätzlich noch Eier und etwas Butter ein und beschließen, dass wir genügend zu Essen an Bord haben, dann muß halt etwas mehr Doesengemüse verwendet werden. Wir fahren über die große Lagune zurück zur Piccolina und sind die restlichen Tageslichtstunden vollauf damit beschäftigt das Boot für die Reise vorzubereiten. Als wir schließlich unseren vorerst letzten sundowner in der Karibik trinken ist das Dinghy an Deck verzurrt, der Außenborder am Heckkorb angebracht, Lifelines gespannt und unter Deck alles gut verstaut. Wir sind praktisch startklar. Zeit auferegt zu werden, haben wir nicht.
Noch eine letzte Nacht durchschlafen dann geht es los.

Irma hat vieles zerstört auf Barbuda und nicht alles ist wieder aufgebaut….

Barbuda Spanish Point

Vor Anker in Spanish Point verbringen wir eine tolle Woche. Wir gehen schnorcheln im unglaublich türkisen Wasser. Wenn der Wind nicht die Oberfläche des Wasser kräuslen würde: ich bin überzeugt dass man vom Boot aus den Anker sehen könnte. Unter Wasser ist es dann nicht ganz so klar wie vermutet, aber es bläst auch dauernd mit um die 15 Knoten, manchmal mehr und auf das Außenriff donnern ständig große, sich brechende Wellen, so dass auch im geschützen Bereich viel aufgewirbelter Sand herumschwimmt. Auch die Strömung ist teilweise ganz ordentlich, besonders, wenn wir zu den Korallenriffen näher am Außenriff schnorcheln.

Steffi bekommt ihre ersten Kitesurfstunden und wird vom Drachen erst mal ohne Brett über die komplette Bucht gezogen. Aber es macht Spaß zu sehen, dass es gar nicht so schwer ist, den Kite beständig in der Luft zu halten und wie einfach es ist, ihn mal richtig kräftig ziehen zu lassen.
Abends sitzen wir oft am Lagerfeuer am Strand, werden dort mal von den wilden Eseln besucht, backen Brot und Calzone im Feuer – lecker ,aber die Methode muß noch etwas ausgefeilt werden.
Manchmal sitzen wir auch einfach nur auf dem Boot und betrachten die unglaublichen Farben und schauen ob wir Rochen fliegen sehen. Ja, richtig gehört, es gibt viele Stachelrochen hier und manchmal springt einer aus aus dem Wasser. Leider sehen wir das Schauspiel nur einmal, bei weniger Wind kann man es wohl öfter sehen, aber wir freuen uns dass wir wenigstens einmal zum richtigen Zeitpunkt geschaut haben. Unsere Freunde von der IO kennen diese Bucht und ihre Eigenheiten bis ins Detail, kommen sie doch seit Jahren immer wieder hierher, teilweise für mehrere Wochen oder Monate. Wer mal sehen will wie das ganze Aussieht kann auch mal ein Video von den zwei anschauen:

So schön türkis!

Annabelle bei Ihrer Lieblingsbeschäftigung

Wir bereiten Piccolina und uns, sowohl technisch als auch mental auf die Reise zurück nach Europa vor. Warum zurück aus dem Paradies Karibik? Ja, die letzten Monate waren wirklich toll und dazu hatten wir das große Glück, dass wir bzw. die besuchten Inseln weitgehend von COVID verschont blieben, oder durch strenge Maßnahmen die Zahlen wieder sehr reduzieren konnten. Allerdings macht es das Reisen schwierig, manche Inseln sind  nur mit viel Aufwand zu besuchen und alles muß vorher geplant werden. Ein Hauptgrund unserer Rückfahrt ist die Hurrikansaison. Letztes Jahr haben wir im sympathischen Grenada Unterschlupf gefunden , da Trinidad geschlossen war ( und immer noch ist!). Aber die Sommer in den Tropen sind uns schlichtweg zu heiß. Klar kann man mal zu Abkühlung ins 30 Grad warme Wasser springen, aber das hält nur kurz an. Tagsüber brennt die Sonne unerbärmlich vom Himmel, das ist schon sehr mühsam, aber was wirklich schlaucht sind die heißen Nächte, teilweise ohne den kleinsten Windhauch. Oder dann gleich wieder ein kräftiges Gewitter, das zwar ein wenig Abkühlung bringt, dafür die Luftfeuchtigkeit nochmal nach oben treibt ( ganz an den Anschlag sozusagen), mit der ständigen Gefahr einen Blitzschlag abzubekommen. Da wir kein USA-Visum haben, fällt diese Option aus und dann gibt es nicht mehr viel. Außerdem möchte  wir ein paar Dinge in Deutschland erledigen und das ganze Hin und Her mit Flügen, die dann doch storniert werden, sich ständig ändernde Einreisebedingungen haben dazu geführt, dass wir mit Piccolina nach Europa segeln. Außerdem möchten wir einige Arbeiten am Boot erledigen, die in Europa einfacher und besser zu  bewerkstelligen sind. Also zurück auf Los sozusagen…

Seit ein paar Wochen schauen wir uns schon regelmäßig die Wettervorhersagen für den Nordatlantik an. Lange war die Großwetterlage sehr ungünstig um über den Atlantik zu segeln. Kräftige Tiefs mit viel Wind waren weit südlich unterwegs und zogen regelmäßig direkt über die Azoren hinweg. Erst vor ein paar Tagen stellte sich langsam die Wetterlage ein, auf die wir warteten: ein Hoch auf bzw. bei den Azoren und die Tiefs etwas nördlicher. Einzige Schwierigkeit ist die Querung der sogenannten Roßbreiten, also des Hochausläufers, der sich eben von den Azoren oft bis weit in den mittleren Atlantik hineinschiebt und die Passatwindzone mit den Ostwinden von den westlichen Winden weiter im Norden trennt. Meist sind die Roßbreiten im westlichen Atlantik schmäler, weshalb die gängigen Segelanweisungen für die Überfahrt zu den Azoren angibt, von der Karibik erst einmal Richtung Norden zu segeln und erst kurz vor dem 30ten Breitengrad Kurs Azoren anzulegen.
Die genauen Wettervorhersagen für ein paar Tage im voraus ändern sich ständig, deshalb möchten wir an die Westküste Barbudas verholen, um von dort aus mit dem Dinghy zum Städtchen Codrington zu gelangen, wo wir dann auch ausklarieren müssen.

Zum Vollmond sitzen wir mit unseren Freunden einen letzten Abend am Lagerfeuer. So schnell werden wir die beiden sicher nicht mehr wiedersehen und wir verabschieden uns schweren Herzens. Ein letzter Gruß am Morgen und mit der Sonne im Rücken fahren wir raus aus der weitläufigen Bucht mit ihren Untiefen. Ein paar Delphine kommen zum Abschied vorbei. Später können wir schön mit der Genua entlang der Küste bis zu unserem neuen Ankerplatz segeln. Auch hier sind ein paar Riffe verzeichnet und das erste Mal seit langem stellen wir einen Versatz in unseren elektronischen Seekarten fest. Laut Plotter ankern wir nämlich auf Land, während unsere kalibrierten Satellitenfotos die richtige Position auf der Karte angeben. Piccolina liegt nun auserhalb der großen Lagune an der Westküste Barbudas, die seit dem Hurrikan Irma nun einen Pass zum Ozean besitzt vor Anker, wiederrum auf gut 3m Wassertiefe, gleich vor dem kilometerlangen Sandstrand. Das Wasser ist bei weitem nicht so klar wie vor Spanish Point, dennoch leuchtet es in einem feinen, leicht pastellen Türkis. Wie auf den Kitschfotos der Karibik.
Nicht weit von hier, im Norden der Lagune soll es eine Fregattvogelkolonie geben, jene Vögel, die stundenlang ohne jegliche Flügelschlag über dem Meer kreisen. Excellente Flieger und Segler, denen wir an fast jedem Ankerplatz begegnet sind. Aber die werden wir uns nicht mehr anschauen können, denn es scheint die nächsten Tage ein gutes Wetterfenster zu geben, deshalb vereinbaren wir schon einen Termin bei Customs and Imigration um die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Dafür kommen auch hier nochmals Delphine vorbei – wir vermuten große Tümmler. Eine Gruppe von vielleicht fünf Tieren. Sie kreisen ein paarmal gemächlich um unser Boot und ziehen dann weiter.

Am Abend ziehen Regenwolken auf – dafür bekommen wir einen tollen Regenbogen

Manchmal ist es auch ohne strahlenden Sonnenschein einfach nur schön…

Welcome to Barbuda

Früh am morgen gehen wir Anker auf vor Jolly Harbour, damit wir nicht zu spät am Nachmittag in Barbuda ankommen. Wir können gleich Segel setzen, das Groß ins erste Reff und die Genua und es geht zuerst etwas gemächlich an der Westküste Antiguas nach Norden. Ein paar Delphine schauen zum Abschied kurz vorbei. Wie schön! Das hatten wir lange nicht mehr.

Wir entdecken den Froschkönig vor der Westküste Antiguas

Vor der Einfahrt nach St. John begegnen wir einen Kreuzfahrtschiff (was macht das denn hier) und noch zwei Frachter, dann geht es vorbei an vorgelagerten Riffen. Wir holen die Genua ein und setzen die Fock – sehr gute Entscheidung, denn kaum wandert die Nordküste Antiguas an Steuerbord aus, schon legt der Wind eine Schippe drauf und auch die Wellen werden höher und unangenehmer. Dafür machen wir gut Fahrt und kommen mit 6 kn unserem Ziel näher. Ganz ungewohnt sind die niedrigen Wassertiefen. Das Lot gibt meist weniger als 30m Wassertiefe an, selbst mitten zwischen den zwei Inseln. Normalerweise steigt kurz hinter einer karibischen Insel unser Lot komplett aus, meist kurz bevor dje 100m – Tiefenlinie erreicht wird, doch hier sind fast Ostseeverhältnisse, bis auf den Schwell, der ist deutlich mächtiger hier drausen auf dem Atlantik.
Mitten drin, das erfreuliche Ratschen der Angel. Yipeeh! Endlich mal wieder selbst gefangenen Yellow Finn Tuna. Da lacht das Anglerherz. Genau so einen hatte sich Annabelle für unsere Ankunft in Barbuda gewünscht! Gleich nochmal den Haken raus. Keine 10 Minuten später ein erneuter Biss. Doch es ist ein Bar Jack (auf Deutsch ….makrele) und da diese Fische gern in Riffnähe räubern und sie in unserem Buch als eventuell ciguatoxisch angegeben sind, werfen wir den prächtigen Kerl wieder zurück ins Meer. Der Tuna reicht locker für vier Personen!
Es läuft hervorragend und wir sind schon um die Mittagszeit vor der südwestlichen Huk von Barbuda, dem Coco Point. Hier nehmen wir die Segel herunter, denn zu unserem nächsten Ankerplatz fahren wir auf jeden Fall mit Motor. Der Zeitpunkt ist optimal, die Sonne steht hoch am Himmel. Die nächsten zwei Meilen sind wir etwas angespannt. Steffi steht vorn am Mast (sie wäre gern am Bugkorb gestanden, aber dafür sind die Wellen etwas hoch) und Rolf hat sowohl den Plotter, als auch eine kalibrierte Satelitenkarte im Blick, während er in die Bucht steuert. Diese ist mit einigen Untiefen gespickt und da in Seekarten auch Fehler auftreten können, hält Steffi zusätzlich Ausschau. Im Englischen hat das sogar einen Namen: eyeball navigation. Und tatsächlich sieht man bei diesem Sonnenstand perfekt die Riffe im türkisen Wasser als dunkelbrauene Flächen. Wir steuern penibel drum herum, sehen dabei, dass unsere Karte vom Chartplotter ganz gut passt, aber das Satellitenfoto ist natürlich unschlagbar. Wir fahren bis kurz vor die südöstliche Spitze von Barbuda – den Spanish Point, der in der südlichen Verlängerung unter Wasser ein weites ausgedehntes Riff übergeht. Dadurch ist der Ankergrund dahinter, ganz gut vor den Atlantikwellen geschützt, die sich mächtig am Riffsaum brechen, allerdings bekommt man den Wind direkt aufs Schiff.

Im hellen Türkis sieht man die Riffe ausgesprochen gut
Am Außenriff brechen sich die hohen Atlantikwellen
Karibik Kitsch?
Mit dem Dinghy geht’s an Strand
An der Ostküste geht es etwas rauer zu….

Für unsere Freunde Annabelle und Fred von der IO ist dies der Traumplatz schlechthin, denn die zwei sind Kitefans und um gut kiten zu können, darf der Wind ruhig kräftig sein, denn bei zu wenig Wind ist es schwierig Höhe zu laufen und es besteht die Gefahr nicht mehr selbstständig zum Boot zurückzukommen. Deshalb kiten die beiden praktisch nie gleichzeitig, damit der andere Notfalls mit dem Dinghy den Rücktransport übernehmen kann. Als wir zum Ankerplatz einbiegen, stehen die zwei schon winkend auf dem Boot und kommen gleich mit dem Schauchboot angefahren. Es sind überraschend viele Yachten in der Bucht – wir zählen insgesamt acht (die meisten gehen die nächsten zwei Tage Anker auf und wir sind noch zu dritt).. Wir ankern gleich neben der IO und kaum steckt der Haken im Sand auf gut drei Meter, gibt’s einen Anleger an Bord der Piccolina. Dieses Treffen ist schon seit zweieinhalb Jahren geplant. Deshalb gibt es heute abend ein schönes Lagerfeuer am Strand, mit frischen Thunfischsteaks und einer Flasche Wein, die im Bauch von Piccolina monatelang über die Meere geschippert wurde. Zu trinken in Barbuda mit Annabelle und Fred‘ steht drauf und wir haben versprochen zu kommen. Das war im November 2018 auf den Kanaren. Wir hätten es sogar ein Jahr früher geschafft, wäre uns COVID-19  nicht in die Quere gekommen. Aber egal, das Versprechen ist einglöst und wir freuen uns hier zu sein.

Das Versprechen wurde eingelöst…
Wir stoßen an auf unser Wiedersehen in Barbuda….
…am Lagerfeuer…
und mit frischem, gegrillten Thunfisch

Jolly Harbour

Ein wunderschönern Segeltag bringt uns nach Jolly Harbour an der Westküste Antiguas. Bis auf die Ausfahrt bei Falmouth und die letzten Meter vor dem Ankergrund segeln wir ganz entspannt, nur mit der Genua und lassen nur wenige Stunden später auf 3 Meter Tiefe den Anker fallen. Das Wasser strahlt in verschiedenen Türkis- und Blautönen, ein echter Augenschmaus. Sowohl am Ankerplatz als auch in der Marina ist wenig los. Viele Anlegeplätze im Hafen sind frei, einige Restaurants in der weitläufigen Anlage haben geschlossen,andere sind nur spärlich besucht. Sicher ist hier in anderen Jahren weit mehr los. Aber wir kommen nicht hierher um auszugehen, sondern um unsere Vorräte nochmals kräftig aufzustocken. Dies ist die letzte gute Gelegentheit bevor es über den großen Teich zu den Azoren geht.
Der Supermarkt hat eine gute Auswahl und wir kaufen nochmals kräftig ein. Die allermeisten länger haltbaren Sachen haben wir schon in Guadeloupe gebunkert, doch es wandert Wurst, Käse und Fleisch in den Einkaufswagen, genauso wie wir nochmals unsere Biervorräte für die kommende(n?) Woche(n) in Barbuda aufstocken. Und schließlich kaufen wir am Gemüsestand noch einiges frisches Grünzeug, in der Hoffnung, dass wir in Barbuda nochmals die Gelegenheit dazu bekommen.
Jolly Harbour ist etwas schräg. Der Ankerplatz gefällt uns hervorragend, schön gelegen neben dem Fahrwasser zur inneren Lagune, zwischne zwei kleinen Stränden, um die Ecke ein toller, langer Sandstrand. Die Villen und Hotelanlagen die wir vom Boot aus sehen, sind schöne Gebäude, die sich ganz gut in die Hügellandschaft einfügen. Drin in der Bucht gibt es eine große, verästelte Wohnanlage und eine Marina. Die schon etwas ins Alter gekommene, amerikanisch-künstliche Wohnsiedlung besteht haptsächlich aus kleinen Reihenhäuschen dicht gepackt, manche hübsch, andere etwas vernachlässigt, wiederum welche die gerade renoviert werden. Jedes Haus hat seinen privaten Bootsanleger. Diese sind bei weitem nicht alle belegt, aber dennoch umfassen die Boote die ganze Bandbreite an Yachten, ob mit und ohne Segel. Während an den Finger die sich in die Bucht erstrecken die Häuser sehr platzsparend gebaut sind, stehen an den Randzonen große moderne Villen, teilweise mit dicht bewachsenen Gärten, so dass sie auch vom Wasser kaum einsehbar sind. Nur sehr wenige Häuser scheinen z. Z. bewohnt – was vermutlich COVID-19 geschuldet ist – und so sieht alles ein wenig öde und vernachlässigt aus. Vielleicht macht die Anlage ja einen ganz anderen Eindruck, wenn etwas mehr Leben „in die Bude“ kommt.
Wir jedenfalls gehen schon nach zwei Tagen wieder Anker auf mit Ziel Barbuda

Vor Anker bei Jolly Harbour
Stattliche Villen in der ersten Reihe
Bootsanleger vor der Villa
Alle Bootstypen sind präsent
Kleine Samstagnachmittagregatta
Schon mal Frischeproviant für Barbuda…