Grenada – was man kriegt, was man liebt, was man isst und was man vermisst…

Das ganze Jahr über tropische Temperaturen, üppige Regenfälle im Sommer, fruchtbare vulkanische Erde – das sind die Faktoren für das dichte Grün auf Grenada (wie auf den meisten karibischen Inseln). Die Vielfalt der Tropenfrüchte ist klasse und der Geschmack nicht mit Zuhause zu vergleichen. Hier wird das Obst reif geerntet und somit ist es richtig lecker. Es gibt fliegende Händler, die ein nur paar Mangos, Chenet oder einfach etwas Zimt verkaufen, an den Straßenecken gibt es kleine und große Stände mit unterschiedlichem Angebot, aber auch im Supermarkt gibt es gute lokale Früchte und Gemüse zu kaufen. Vieles kennt man von heimischen Obstregalen – Ananas, Bananen, Limetten, Mango, Papaya, Granatapfel und Sternfrucht sind mittlerweile fast Standardangebot in Deutschland. Hier in Grenada gibt es dafür viele verschiedene Sorten Mangos – so wie es zuhause eben verschiedene Apfelsorten gibt. Es gibt ganz kleine mit furchtbar vielen Fasern, aber sehr süß, ovale oder runde, gelbe, grüne oder rötliche mit einem lilanen Touch. Im Supermarkt sind sie mit Namen beschriftet: Julie, Ceylon, Imperial, Calivigny, Peach….
Ähnlich vielfältig ist die Auswahl bei den Bananen. Wir essen gerne die Rock Fig, das ist eine kleine, gelbe Sorte mit einem braunen Fleck an der Seite. Und dann gibt es ja noch die Kochbananen – hier Plantain genannt – diese sind daran zu erkennen, das sie etwas eckiger aussehen als die Dessertbananen. Kochbananen beinhalten mehr Stärke und sind weniger süß. Als Beilage werden sie meist einfach in Stücke geschnitten und in der Pfanne angebraten, man kann sie aber vorher auch grob raspeln, mit Salz, Pfeffer und etwas Muskat würzen, um sie dann mit einem Teelöffel zu portionieren und im Fett auszubacken. 
Die Ananassaison geht gerade zu Ende, noch gibt es ein paar kleine Exemplare zu kaufen, dafür gibt es Passionsfrüchte und riesige Papaya. Daneben gibt es viele neue Obstsorten zu entdecken: neben Soursop, die auch gern zu Smoothies oder Eis verarbeitet wird, gibt es die Waterlemon, eine kleine, gelbe Frucht, die vom Geschmack etwas an Passionsfrucht erinnert (speziell auch die Kerne), oder der Golden Apple (auf anderen Inseln auch Pommecytherre genannt), der unreif ähnlich wie ein grüner Apfel, nachgereift deutlich süßer schmeckt. Momentan bekommt man überall Chenet angeboten. Kirschgroße, grüne Früchte, die in Büschel wachsen. Knackt man die harte Schale kommt das süße Fruchtfleisch zutage, das geschmacklich etwas an Litschi erinnert, und das man im Mund von dem großen Kern ablutschten kann. Nichts gegen den Hunger, aber lecker.

Sternfrüchte direkt vom Baum
Unsere Lieblingsmangosorte
Leckere Rockfig
Chennet


Auch die Gemüseauswahl ist reichhaltig. Neben bekannten Pflanzen wie Zwiebeln, Karotten, Kürbis, Auberginen oder Kohl, gibt es einige ungwöhnlichere z. B. Süßkartoffeln oder Avocado, aber auch in Europa praktisch unbekannte wie Christophene – auch Chayote genannt. Letztere kann nach dem Schälen sowohl roh, als auch gekocht oder gebraten gegessen werden und erinnert vage an Kohlrabi. Vorteil: Christophene lässt sich gut bei Raumtemperatur lagern und eignet sich somit für längere Passagen, genauso wie die Süßkartoffel, aus der man sehr leckere Pommes machen kann. Auch die Brotfrucht wird in der Karibik viel und gerne angebaut. Überall sieht man die prächtigen Bäume wachsen, ob im Vorgarten, in Plantagen oder wild im Hinterland. Man erkennt sie sofort an den dekorativen, tief eingeschnittenen Blättern dazwischen die kindskopfgroßen Früchte, kräftig grün, mit einer leicht geschuppten Oberfläche. Die Brotfrucht kommt wie die Süßkartoffel entweder gekocht, gebraten oder fritiert als Beilage auf den Tisch. Ich bevorzuge sie als dünne frittierten Chips, da sie gekocht eher etwas fade schmeckt im Vergleich zur Süßkartoffel, die auch gekocht ein feines Aroma hat.
Andere Beilagen kann ich nur mit Mühe auseinanderhalten. Zumindest in rohem Zustand. Für mich sehen sich die Wurzel von Callaloo (auch Dasheen), Cassava (=Maniok, Yucca) und Yams zu ähnlich. Callaloo wird hier viel und gerne gegessen, man sieht es häufig in den Gärten. Dabei ist es eine tolle Pflanze, da auch die Blätter und Stängel gegessen werden können. Allerdings müssen diese mindestens 20 Minuten gekocht werden, da sie Giftstoffe enthalten, die durch die Hitze zerstört werden. Callaloo gibt es als Suppe, als Gemüsebeilage und wird gerne in Eintöpfen mitgekocht, z.B. im Oil Down dem Nationalgericht in Grenada. Auch in Tobago ist die Pflanze populär, dort wird sie allerdings Dasheen genannt. Cassava hatten wir in Suriname das erste Mal (bewusst) auf dem Teller und zwar die frittierte Variante als Pedant zu Pommes Frittes. Etwas heller in der Farbe, die Struktur sieht etwas fasrig aus, der Geschmack ist lecker.

Reife Brotfrucht
Calalloo
Sweet Potato Fries


So vielfältig das Angebot an frischem Obst und Gemüse hier auch ist – wir sind nun mal in Deutschland aufgewachsen und lieben natürlich auch die heimische Küche. Doch es ist es nicht immer leicht die geeigneten Zutaten zu finden. Beilagen wie Kartoffel, Reis oder Nudeln gibt es hier natürlich überall, doch schon beim Brot wird es schwierig und da sind wir Deutschen ja sehr heikel. Grenada war lange englische Kolonie, entsprechend ist die Auswahl begrenzt. Weißes Toastbrot, oder die „Vollkornvariante“ gibt es praktisch überall, genauso wie leicht süßliche Brötchen oder Brotstangen pappiger Konsistenz. OK für Burger, aber nicht fürs Frühstück. Im Supermarkt findet man auch Pita (dünne Fladen) neben Brotlaiben die Maismehl oder Cassava enthalten. Ein Lichtblick ist der französische Metzger hier in der Prickly Bay, der auch Baguette aus eigener Herstellung verkauft. Etwas rustkaler als das Original, aber mindestens so gut im Geschmack. Dennoch backen wir auch oft selbst unser Brot – wenn mans öfter macht ist es gar nicht mehr so viel Aufwand – und zum Frühstück gibt es ab und zu frische Brezeln, an deren Rezeptur müssen wir allerdings noch feilen.

Selbstgemachtes Brot
und frische Brezeln zum Frühstück


Monika von der „Psyche“, brachte uns vor ein paar Wochen leckeren türkischen Joghurt mit aufs Boot. Eine weitgereiste Kultur, die ihren Weg von Südafrika in die Karibik gefunden hat. Seither machen wir unseren Joghurt selbst (unser Milchkonsum ist seither drastisch gestiegen), da es hier meist nur Low Fat, 0 Fat oder anderes grusliges Zeug gibt, ganz nach amerikanischer Manier.


Auch schwer zubekommen ist guter Käse. Was es gibt ist Cheddar, Cheddar und noch einen Chedar, europäische Käsesorten sind sehr rar und wenn man sie überhaupt bekommt sündhaft teuer. Auch die Auswahl an geriebenem Käse ist nicht wie von zuhause gewohnt, so werden die selbstgemachten Kässpätzle immer etwas anders – nur die angerösteten Zwiebeln schmecken wie daheim.
Wie beim Käse treibt einem das Angebot an Wurst auch eher Tränen in die Augen. Gab es im Januar im großen Supermarkt noch brauchbare, abgepackte Salami, Schinken und Pastrami eines kanadischen Herstellers, bekommt man nun dort nur noch Wurstwaren amerikanischer Firmen, die nicht sehr appetitlich aussehen. Den leckersten, gekochten Schinken der letzten Wochen fanden wir bei einem (kanadischen) Metzger ein paar Buchten weiter. Nicht gerade ums Eck und er weiß man was für gute Qualität verlangen kann, dafür gibt es Samstags einen kostenlosen Bustransfer und man hat anschließend noch genügend Zeit sich in der Phare Bleu Marina umzusehen, oder im Restaurant etwas zu essen und zu trinken.

Meat & meet market
Hier bekommt man leckere Fleisch- und Wurstwaren und mehr…
Phare blue Marina
Eine sehr schöne Anlage
Namensgeber: das ehemalige Feuerschiff aus Schweden

Auf dem gleichen Gelände wird auch ein sehr leckerer Gin hergestellt, der BlueLight Caribbean Gin. Der Besitzer zeigt gern seine Destille, erklärt viel und es gibt zwei unterschiedliche Sorten zum Probieren. 
Da die Wacholderbeeren, die Gin den typischen Geschmack geben auf Grenada nicht wachsen, werden diese aus Kanada importiert. Doch ich staunte nicht schlecht, welche Früchte und Gewürze sonst noch zugesetzt werden. Neben Citrusfrüchten nämlich noch Anis, Zimt, Kardamom, Muskat und Schokolade. Diese Zutaten kommen allesamt hier von der Insel, frisch und intensiv. Geschmacklich sind die zwei verschiedenen Ginsorten die hier hergestellt werden nicht sehr verschieden, dafür kann man sie optisch sofort auseinander halten. So bekommt eine Sorte dunkle Büten zugesetzt, die dem Gin eine kräftige blaue Farbe bescheren – solange er pur eingeschenkt wird. Gibt man Tonic dazu (oder andere leicht saure Getränke) ändert sich seine Farbe zu einem hellen Purpur….Ist doch mal was anderes!


Bekannt ist Grenada vor allem für seine Gewürze. Zimt, Muskatnuss, Nelken und Ingwer wachsen hier und werden zu einem großen Teil exportiert. Dass die Einheimischen sehr stolz sind auf ihre Gewürzinsel, sieht man auch an der Nationalflagge, die neben den sieben Sternen für die sieben Bezirke Grenadas eine Muskatnuss abgebildet hat.

Unreife Muskatnuss am Baum
Muskatnuss als Straßenlaterne

Sommer in der Karibik

Nicht nur in Europa, auch hier ist der Sommer eingekehrt. Klar der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist nicht so groß wie in Deutschland, aber wir merken es dennoch ganz deutlich. Die Temperaturen sind leicht gestiegen, der Regen hat zugenommen und damit die Luftfeuchtigkeit, der stetige Passatwind schwächelt ab und zu. Mit der Lufttemperatur und der starken Sonneneinstrahlung die zur Zeit quasi direkt von oben kommt, ist auch das Wasser wärmer geworden. Die Wassertemperatur beträgt nun um die 29°C und das spüren wir ganz erheblich. Das ist wie eine Fußbodenheizung, die man nicht abstellen kann. Bei etwas Wind bekommen wir die Temperatur in der Achterkabine, wenn wir schlafen gehen auf 28°C. Solange die seitlichen Fenster die obere Luke geöffnet sind ist das ganz gut auszuhalten. Dann kühlt die Brise die nackte Haut – denn Pyjamas oder Bettdecken benutzen wir schon lange nicht mehr. Maximal wird bei viel Windchill ein dünnes Tuch als Decke benutzt. Schwierig wird es, wenn es nachts regnet – was um diese Jahreszeit leider öfter mal der Fall ist. Dann müssen alle Luken geschlossen werden, keine Luft bewegt sich und bei 80% Luftfeuchtigkeit oder mehr, liegen wir gefühlt in der Sauna. Es wird noch wärmer und stickig. Sobald der Regen aufhört, gehen wieder die Luken auf, und wir hoffen auf Wind. Manchmal schlafen wir aber auch für ein paar Stunden ein, dann wachen wir meist schweißgebadet auf und hoffen auf Abkühlung wenn wir die Fenster öffnen können. Die schönsten Stunden des Tages sind ganz früh morgens bei Sonnenaufgang und am Abend wenn die Sonne hinter dem Horizont versinkt und man im Cockpit den Tag mit einem Sundowner ausklingen lässt.

Sonnenuntergang
… die schönste Zeit des Tages…

Tagsüber rinnt auf dem Boot der Schweiß. Solange wir nur am PC sitzen oder im Cockpit etwas trinken ist es erträglich. Durch die leichte Transpiration der Haut kühlt jeder kleine Luftzug sehr angenehm. Sobald wir aber auf dem Boot etwas werkeln, sei es Kochen, Waschen oder Wartungsarbeiten am Schiff, läuft der Schweiß in Strömen. Da hilft dann nur noch viel Trinken oder einen Sprung ins Wasser. Direkt einen Köpfer vom Boot ins herrlich erfrischende Nass. Klasse! Leider ist uns allerdings das Schwimmen in fast allen Ankerbuchten zu gefährlich. Zu viele Dinghys, die mit Vollgas durchs Ankerfeld fahren. Da heißt es direkt beim Boot bleiben. Auch den Anker abtauchen ist sehr risikobehaftet, denn die Boote sind so schnell, dass sie in der halben Minute in der man unter Wasser ist, eine weite Strecke zurücklegen. Und selbst wenn man nicht taucht, sondern einfach im Wasser schwimmt, können schlimme Unfälle passieren, wenn der Fahrer nicht extrem aufmerksam ist. Wir wissen allein in diesem Jahr von einem tödlichen Unfall in der Karibik, einem in Französisch Polynesien und weiteren schweren Verletzungen in verschiedenen Ankerbuchten. Ohne Boje ist es sehr gefährlich Schwimmen oder Schnorcheln zu gehen und selbst diese ist kein optimaler Schutz, wenn sie nicht direkt am Körper festgemacht ist und 5 Meter Leine zwischen Mensch und Schwimmboje, wie man es auch oft sehen kann. Da kann eine Traumreise schnell zum Alptraum werden.

Wenn wir tagsüber unterwegs sind, schließen wir unser Boot ab und machen alle Luken zu. Das Risiko eines Regenschauers ist hoch. Die Sonne brennt um diese Jahreszeit recht ordentlich vom Himmel, steht sie doch fast senkrecht über der Karibik (immerhin ist sie nun wieder in den Süden gewandert und nicht mehr nördlich von uns). Also immer gut behütet oder mit hohem Sonnenschutz von Bord. Weht der Passatwind, ist es meist ganz gut auszuhalten, selbst wenn man an der Sonne läuft. Im Schatten, unter Bäumen oder auf einer luftigen Terrasse ist es richtig angenehm, mit einem kühlen Bier in der Hand ist es klasse. Fehlt der Wind, wird es drückend und jeder stöhnt und schwitzt. Kommen wir dann am späten Nachmittag zurück aufs Boot, ist es im Schiff kaum mehr auszuhalten, bei Temperaturen um die 35°C. Nur wenn es tagsüber bewölkt ist, heizt sich das Boot nicht so sehr auf. So oder so stellen wir auf maximalen Durchzug, damit die Temperaturen wieder in den Wohlfühlbereich kommen. Die Durchlüftung ist nicht nur wichtig damit die Temperatur runter kommt, sondern auch für den Luftaustausch. Bei diesem Klima, ist Schimmel ein großes Thema und es nicht einfach alles so zu verpacken oder verstauen, dass es nicht befallen wird. Kleidung die wir nicht brauchen, wird in Plastiksäcke verpackt die evakuuiert werden können. Oberflächen putzen wir mit hypochloridhaltigen Reinigungsmitteln. Frische Lebensmittel kaufen wir lieber öfter in kleineren Mengen, Brot lagern wir in der Papiertüte oder an der Luft. Dadurch wird es zwar schneller trocken, dafür vermeiden wir Schimmelbildung und es gibt immer wieder mal leckere Semmelknödel als Beilage. Bis jetzt hat das ganz gut funktioniert und wir mussten nur sehr wenige Sachen entsorgen.

Leere Strände….
und leere Hotels durch COVID-19
Nur ein paar Einheimische besuchen den Strand

Sommer ist in der Karibik auch Regenzeit. Somit ist es nicht nur in den Bergen im Landesinneren super grün, sondern auch hier direkt um die Ankerbuchten. Die Flammenbäume, die prächtig rot blühen, treiben nach der Blüte Blätter, und sind wunderbare Schattenspender. Die Mangobäume hängen voll mit reifen Früchten. Alles ist grün und saftig. Wahrscheinlich reicht es, hier ein Stück Holz in den Boden zu stecken und es treibt aus…. Dafür gibt es aber auch Tage, die komplett verregnet sind und die Sonne kaum zu sehen ist. An diesen Tagen gibt es nur „liquid sunshine“ wie es in der Karibik so schön heißt.

Liquid sunshine am Ankerplatz
Auch so kann die Karibik aussehen

Öfter fahren wir mit dem Bus – das ist hier ein VW-Bus ähnlicher Kleinbus mit knapp 20 Sitzen – in die Hauptstadt St. George. Eine nette Kleinstadt, aber mit vielen Steigungen und unglaublich steilen Straßen. In Deutschland völlig unvorstellbar, da man im Winter nicht mehr hoch oder runter kommen würde. Hier kein Problem, aber ziemlich atemraubend, speziell bei diesen Temperaturen. Man kann die meiste Kraxelei vermeiden, wenn man durch das Tunnel unter dem Fort geht. Ziemlich eng und anfangs echt beängstigend, aber viel weniger anstrengend.

Die Hauptstadt St. Georges

Unweit von unserer Ankerbucht gibt es fußläufig eine kleine Brauerei, mit allerlei verschiedenen Bieren und Cider. Sonntags gibt es einen Farmers Market, Grund genug dort zum Frühschoppen hinzugehen. Man trifft andere Segler und oft sind es nette Runden, die sich schon mal bis in den späten Nachmittag ziehen.

Sonntag geht’s in die Brewery
Da fällt die Auswahl schwer…
Nebenan der Farmers Market

Gonzalo geht die Puste aus…

Seit Donnerstag liegen wir nun in der Prickly Bay vor Anker, die wir ja schon von unserem letzten Besuch kennen. Es ist nicht die geschützteste Bucht, im Vergleich zu den weiter östlichen gelegenen Buchten, dafür gibt es hier noch ordentlich viel Platz (was wohl nicht mehr überall der Fall ist). Wir stecken gleich mal ordentlich Kette und fahren den Anker gut ein.  Die nächsten Tage sind spannend. Ständig ein Blick auf die verschiedenen Wetterseiten, die sich sehr uneins waren und wir überdachten derweil unsere jeweiligen Möglichkeiten, von am Anker ausharren, auf See abwettern oder doch weit nach Süden segeln und dem Windefeld aus dem Weg gehen. Am Freitag sah es lange so aus, als ob das Auge Gonzalos mit wenig Wind über Grenada ziehen würde und das nördliche Windfeld mit Sturmstärke (manche sagten sogar Hurricanestärke) über die Grenadinen und St. Vincent. Dann am Freitag abend, wieder eine Kehrtwende der NOAA. Nachdem ein Aufklärungsflugzeug den Sturm besichtig hatte, wurde berichtet dass Gonzalo weniger Wind im Gepäck und schlechter organisiert war als angenommen und die neue Vorhersage sah ihn nun nicht nur schwächer, sondern noch weiter südlich ziehend. Während in der Nacht zu Samstag schon die ersten Squalls und Gewitter über uns hinwegzogen, schwächte sich Gonzalo weiter ab und hatte auch immer noch keine Lust nach Norden zu ziehen, sondern blieb stur auf seinem westlichen Kurs und die Wettergurus sahen nun das Auge über Tobago ziehen und das kräftigste Windfeld im Süden Grenadas, also genau über den Ankerbuchten. Doch da Gonzalo langsam die Puste ausgeht, rechnen wir damit nicht viel mehr als 40 Knoten in den Böen zu bekommen. Das sollte absolut kein Problem für unser Ankergeschirr sein. Da zudem den ganzen Tag Regen angesagt ist, haben wir unsere kleine Kuchenbude eingezogen, so können wir trocken im Cockpit sitzen und dem Sauwetter zuschauen. Heute abend sollte alles durch sein….

Weit drausen auf dem Atlantik baut sich schon das nächste System auf. Es soll schon am Mittwoch in den kleinen Antillen sein. Es heißt also weiterhin wachsam sein.

Anbei Bilder von den Vorhersagen von NOAA vor zwei Tagen und heute:





Gonzalo

Wir haben unsere Quarantäne mitsammt dem COVID-19 Test und den Einklarierungsformalitäten hinter uns gebracht. Mit einem deutschen Seglerpaar stossen wir im Marinarestaurant auf unsere erfolgreiche Einreise an und genießen danach noch einen kurzen Stadtbummel durch St. George. So schön wieder an Land gehen zu können.
Doch so entspannt geht es leider die nächsten Tage nicht weiter. Auf dem Antlantik baut sich ein Sturm auf. Zuerst lag die Entstehungswahrscheinlichkeit laut NOAA bei unter 20%, doch schon eineinhalb Tage später entwickelt daraus eine tropische Depression und nun hat das zum tropischen Sturm hochgestufte System den Namen Gonzalo erhalten. Das Problem daran: Gonzalo ist zwar recht klein vom Ausmaß, aber schlecht berechenbar. Sowohl was die Zugbahn, als auch die Intensität betrifft. Die Vorhersagen sind sich einig, dass es ab morgen ein Hurricane wird, allerdings gehen die Meinungen weit auseinander, wie die weitere Entwicklung aussieht. Manche Modelle sagen voraus, dass sich der Cyclon am Freitag schon wieder langsam auflöst, andere gehen davon aus, dass er in Sturmstärke über die Windward Islands ziehen wird. Doch wo genau, weiß auch wiederrum keiner,. Der Wahrscheinlichkeitskegel reicht von Trinidad bis  hinauf nach Guadeloupe – und Grenada ist quasi mittendrin. Da sitzen wir nun vor dem Tablet, schauen stundenlang Vorhersagemodelle an und sind gespannt wie sich die Situation weiter entwickelt. Noch ist es etwas zu früh, aber wenn sich Gonzalo verstärkt und wirklich Richtung Grenada ziehen sollte, bereiten wir uns vor nach Süden abzulaufen, raus aus der kritischen Zone. Vielleicht haben wir aber auch Glück und er zieht weiter nördlich vorbei und wir merken kaum etwas – es ist alles noch offen!
Von Samsung-Tablet gesendet

In Quarantäne

Ja, da stecken wir nun, mitten im Quarantäne-Ankerfeld vor der Hauptstadt St. George in Grenada. Die gute Nachricht ist, das wir nicht wie früher 40 Tage ausharren müssen, sondern nur zwischen zehn undIn vierzehn Tage, je nachdem, wie der Termin des Covid-19 Tests fällt.

Die Fahrt hierher war recht entspannt. OK, in den Kanälen zwischen den größeren Insel stand wie üblich etwas mehr Welle und in den Düsen hatten wir auch mal über 30 Knoten Wind. Aber da wir von vornherein mit der kleineren Fock und dem Groß im zweiten Reff eine recht konservative Besegelung aufzogen hatten, war alles gut im Wohlfühlbereich. Wir kamen sogar problemlos durchs Lee an St. Lucia vorbei, einzig vor St. Vincent mussten wir für kurze Zeit unseren Motor beanspruchen, damit wir durch den Windschatten kamen. Selbst an Grenada konnten wir noch entlang segeln, Dank eines Squall, der nicht nur kräftige Windböen im Gepäck hatte, sondern auch pünktlich vor St. George unser Boot und die Segel mit einem ausgiebigen Regenguss abspülte. So konnten wir nach 30 Stunden am Quarantänesteg der Port Louis Marina festmachen, was angesichts der Gegenströmung von fast einem Knoten, die wir fast auf dem ganzen Schlag hatten gar nicht so schlecht ist. Nach einer kurzen Einweisung und dem obligatorischen Fieber messen durften wir uns ins ausgewiesene Ankerfeld verlegen. Das war ganz schön voll, denn einige, die drei Tage zuvor negativ getestet waren, lagen immer noch hier vor St. George und hatten sich noch nicht verholt. Das entspannte sich dann am darauffolgenden Montag und Dienstag, als viele nach der erneuten Testrunde das Ankerfeld verliesen. Im Übrigen wurde bis jetzt noch kein Segler positiv getestet.

Da unser Ankerplatz mitten im Ankerfeld ganz schön schwellig war und alles ständig gegen umfallen gesichert werden musste (fast so schlimm wie beim Segeln), verholten wir uns am Dienstag in die nordöstliche Ecke, die wesentlich ruhiger ist. Hier liegen wir nun unweit von einem kleinen Strand, an dessen Ufer prächtige Flammenbäume in kräftigem Rot ihrem Namen alle Ehre machen. Das Wasser besticht durch seine türkise Farbe und ist recht klar. Es ist erlaubt ums Boot herum zu schwimmen, Besuche bei anderen Booten sind natürlich untersagt.
Zwei Wochen auf dem Boot sollte ja kein Problem sein – selbst eine schnelle Atlantiküberquerung dauert meist länger – dennoch kann man übers Internet Vorräte bestellen, die ans Quarantänedock geliefert werden. Dort kann man sie nach Terminvereinbarung mit der Marina abholen, genauso wie man seinen Müll dort entsorgen darf. Es ist also alles gut durchdacht hier.

Während wir unsere Quarantänetage abzitzen, nehmen wir mal wieder unser Dinghy auseinander. Ein echt leidiges Thema und ich habe bestimmt schon erwähnt, dass unser Schlauchboot, das in der Hypalonausführung bestellt wurde zwar Schäuche aus selbigem, UV-beständigem Material hat, aber der aufblasbare Boden aus PVC ist. Dieser zerlegt sich nun, nach einem guten Jahr immer mehr. Die Fläche wurde total klebrig, und die seitliche Klebenaht löst sich immer mehr. Bis jetzt konnten wir die Löcher noch flicken, aber mal sehen wie lange das noch funktionier, bevor sich das Material komplett auflöst…! Sehr ärgerlich, zumal so ein Dinghy ja nicht gerade günstig zu haben ist.

Im Quarantänefeld
…etwas Näher am Ufer
Ein Traum in türkis
Dinghyboden wird vorbereitet
… und die Leckagen unter Druck verklebt
Ganz schöner Flickenteppich….