Von unbekannten Plätzen und ominösen Schuhdiebstählen…

Wir sind ja nun eine ganze Weile in Las Palmas und haben auch das Gefühl uns schon ganz gut auszukennen. Doch dann, beim schlendern durch die Straßen, sind wir immer wieder erstaunt welche Plätze und Ecken wir noch nicht entdeckt haben. Oft nur einen Steinwurf von bekanntem Terrain entfernt. So begeben wir immer wieder gern auf „Entdeckungsreise“. Dazu sind auch die Stadtbusse – hier liebevoll Guagua genannt – ein geeignetes Fortbewegungsmittel, denn es ist erstaunlich welche abgelegenen Viertel angebunden sind. Hinauf ins Unigelände ist z. B. solch ein schöner Abstecher. Mit schönem Blick ins Tal und auf die nördlichen Stadtteile von Las Palmas. Und während in Deutschland die Kirschbäume blühen, weht hier in Form von zartvioletten Jacarandablüten ein Hauch von Exotic durch die Straßen.

Bei uns am Steg haben derweil mehrere Boote mit Kinder angelegt. Mit Keschern oder Eimern bewaffnet rennen sie nun den ganzen Tag auf dem Schwimmsteg auf und ab. Sprachbarrieren gibt es nicht, die Verständigung scheint irgenwie immer zu klappen. Ganz schön viel Trubel im Vergleich zu den vorigen Wochen. Auch wir haben mittlerweile Anschluss gefunden und treffen uns gern mit anderen Seglern auf ein Glas Wein. In Las Palmas trifft sich alles. Von den nur kurz Durchreisenden, über Weltumsegler, die hier Station machen oder hier ihren Lebensabend verbringen möchten bis zu Seglern die einfach hier aufs Boot gezogen sind, aber trotzdem über Internet noch weiterarbeiten. Eine bunte Mischung aus Lebenseinstellungen und Nationen.

Echt ärgerlich ist das Verschwinden diverser Flipflop von unserem Steg. Da auf den Kanaren auch Kakerlaken (meist sieht man nur tote auf der Straße) mit zum Stadtbild gehören und wir einen Horror haben uns diese Viecher aufs Boot zu holen, gewöhnten wir uns an, unsere Schuhe auf dem Steg zu lassen und barfuß an Bord zu gehen. Schuhe dürfen nur in geschrubbtem Zustand mit aufs Boot genommen werden. Das ging – auch bei unseren Gästen – wochenlang gut. Bis vorletzte Woche, als plötzlich ein Flipflop verschwunden war. Im ersten Moment dachten wir, dass er vielleicht durch den Wind ins Wasser gefallen war und suchten mit dem Dinghy den halben Hafen ab. Doch keine zehn Tage später fehlte wieder einer und der zweite Schuh stand nicht mehr an dem  Platz wo er zuvor abgestellt worden war. Auch ein Blick zum Nachbarboot ergibt, dass auch dort ein einzelner Flipflop auf dem Steg steht. Wir sind uns sicher, dass die Schuhe Hundeopfer geworden sind. Allerdings lässt sich das natürlich nicht beweisen und da mehrere Boote Köter an Bord haben werden wir den Schuldigen wahrscheinlich nie  ausfindig machen können (außer wir würden ihn auf frischer Tat ertappen). Jedenfalls werden wir ab jetzt abends immer unsere Schuhe in Sicherheit bringen, denn jede Woche neue Flipflops zu kaufen ist uns dann doch zu teuer!

 

Der Alltag

ist wieder eingekehrt auf der Piccolina – wenn man es denn Alltag nennen möchte. Nachdem sich der Besuch wieder halbwegs auskuriert hatte und wir zusammen wenigstens noch einen Abstecher in den Jardin Botanico unternahmen, der mit hübschen frischen Blüten aufwartete, war die Woche auch schon wieder vorbei. Schade. Die Gäste waren weg, nur die lieben Tierchen hatten wir noch ein paar Tage länger auf dem Schiff bevor wir sie mit Ibu entgültig losbekamen. Das muss beim nächsten Mal aber anders laufen !

Der Zylinderputzer in neuem frischen Rot

Nun können wir unsere Bastelarbeiten am Schiff weiterverfolgen. Die neue Bilgenpumpe muss noch fertig installiert werden, einige Näharbeiten habe ich auch auf dem Program, dazu müssen wir allerdings erst etwas Material besorgen. Mal sehen wo wir das herbekommen.

Derweil gibt sich das Wetter immernoch sehr durchwachsen. Der Besuch hatte sich einfach tagsüber in den Süden geflüchtet, doch auch dort wehte ein kalter Wind und hier im Norden ist es oft Wolkenverhangen. Seit Tagen bläst eine kräftige kalte Brise aus Nord und Strand ist nur drin bei wolkenlosem Himmel, sonst ist es zu kalt. Das hatten wir uns anders erhofft und es bestätigen uns viele, dass dies ein besonders kaltes Frühjahr sei. Laut Wetterbericht soll es ab diesem Wochende nun merklich besser werden, toi toi toi.

Ordentlich auf die Ohren

Es muss einfach mal gesagt werden: die Spanier oder vielleicht auch nur die Kanarier im Speziellen sind sehr entspannt was Geräuschkulissen betrifft. Schon im Restaurant ist der gemeine Mitteleuropäer oft erstaunt, wie lautstark sich eine Handvoll SpanierInnen unterhalten können. Ein Tisch von vielleicht vier Personen könnte man, geht man nur nach dem Geräuschpegel,  glatt für eine ganze Gesellschaft halten, sprechen doch meist alle gleichzeitig und in einer Lautstärke die auch drei Tische weiter noch klar und deutlich verstanden werden könnte, wenn man denn der Sprache mächtig wäre. OK, auf spanisch bestellen, einkaufen, nach dem Weg fragen – alles gut, aber wenn der Kanare seinen Dialekt auspackt und die Geschwindigkeit auf „ich spreche mit Meinesgleichen“ stellt, sind wir hoffnungslos verloren, da könnte genausogut auch finnisch gesprochen werden 😉. Dennoch kommen wir damit eigentlich ganz gut klar – so sind sie halt die Spanier. Was uns aber manchmal wirklich richtig auf die Nerven geht, ist die ohrenbetäubende Geräuschkulisse, die z. B. in den Läden großer Elektronikanbieter herrscht. Und man sollte nicht meinen, dass dabei überall im Laden die gleiche Musik gedudelt wird! Hat man Pech und das Regal des zum Kauf gesuchten Objekts liegt etwas ungünstig, bekommt man schon mal ein Gemisch aus drei veschiedenen Titeln auf die Ohren, wahlweise sind vielleicht auch noch Werbevideos oder zu laute Fernsehgeräte zuhören, die sich dann wunderbar in das Geräschpotpourri einfügen😩😩. Manches Mal sind wir schon fast aus diesen Läden geflüchtet, wenn wir kaum noch unser eigenes Wort verstehen konnten. Was uns dabei gänzlich fasziniert ist die Gelassenheit, mit der die Locals trotz des Lärms durch die Regale schlendern und dabei einen ganz entspannten Eindruck machen. Wie das geht ist uns absolut schleierhaft. Länger als unbedingt nötig halten WIR das jedenfalls nicht aus. Dafür freuen wir uns dann abends auf ruhige Stunden auf der Piccolina.

Semana Santa

die heilige Woche, so wird in Spanien die Karwoche genannt und hat bei der meist katholischen Bevölkerung einen noch höheren Stellenwert als Weihnachten. Gefeiert wird aber nicht mit Geschenken und auch  Deko mit Eiern oder Hasen findet man hier nicht. Es ist einfach ein christliches Fest mit vielen Prozessionen und Feiertagen. Anders als in Deutschland ist hier auch der Gründonnerstag frei, dafür der Ostermontag normaler Arbeitstag. Die Prozessionen beginnen am Palmsonntag und haben am Karfreitag ihren Höhepunkt, wenn verschiedene Christus-und Marienstatuen durch die Straßen gefahren werden.

Wir bekommen derweil wieder Besuch an Bord. In der Osterwoche kommt mein Bruder mit Familie. Leider ist das Wetter etwas durchwachsen und auch ein paar Viren haben es mit dem Flieger von Deutschland bis nach Gran Canaria geschafft. Nicht ganz optimale Voraussetzung für Urlaub, aber wir machen alle das Beste draus….

Calima

heißt die Wetterlage, die uns hier auf den Kanaren trübe Tage beschert. Ein Blick aus dem Fenster erinnert an kalte Hochnebeltage in Deutschland. Doch weit gefehlt. Die Temperaturen sind innerhalb eines Tages um fast fünf Grad gestiegen und auch die Luftfeuchtigkeit stieg zumindest gefühlt erheblich.  Grund sind östliche Winde die nicht nur heiße Luft aus der nahen Sahara bringen, sondern auch viel feinen Sand mit im Gepäck haben. Beim Weg über den Atlantik nehmen sie durch ihre Wärme Feuchtigkeit auf. Hier kommen sie dann als gelbe Luftmassen an, lassen die Sonne nur noch erahnen und auch die nahen Berge sind im Dunst verschwunden. Innerhalb kurzer Zeit ist alles mit einer feinen, gelben Staubschicht überzogen – Schiffe, Autos, Pflanzen… Die schwüle Wärme treibt einem des Schweiß aus den Poren. – Calima eben.

die Sonne im staubigen Dunst