Wir sind durch!

Der Atlantik liegt hinter uns. Von Cádiz hatten wir noch zwei Tagesetappen. Tag eins leider stundenlang unter Motor, da der wenige Wind der angesagt wurde, noch schwächer ausfällt. Kurz vor unserem Tagesziel runden wir das Cap Trafalgar. Bis jetzt war uns nur die berühmte Schlacht gleichen Namens bekannt, nun wissen wir auch wo genau die Spanier 1805 von der Britischen Marine so vernichtend geschlagen wurden.

Leuchtturm am Cap Trafalgar
Wolkenfront vor Barbate

Nach einer Nacht vor Anker in Barbate, Tag zwei mit feinstem Segeln vor dem Wind bis in die Bucht von Gibraltar. Der Strom schiebt uns kräftig als wir durch die Meerenge fahren, die Sonne lacht, der Schwell wird merklich weniger. Die Küste ist hügelig, manchmal schroff und überraschend grün. Nicht gerade so wie wir uns Andalusien vorgestellt haben und super schön. Viele große Pötte fahren durch die Straße von Gibraltar und auf Kanal 16, dem Rufkanal auf UKW ist richtig viel los. Langweilig wird es nicht auf diesem Schlag. Nicht weit hinter Tarifa, dem südlichsten Punkt Spaniens, sehen auch schon „the Rock“. Der Felsen auf dem Gibraltar erbaut ist. An der Einfahrt zur Bucht kommen wir in den Windschatten der Berge, deshalb rollen wir unser Vorsegel ein und motoren an den vielen Frachter und Tanker die hier auf Reede liegen vorbei. Es ist viel los, Versorgungsschiffe für die Ankerlieger fahren umher, Fähren nach Marokko und Ceuta queren unsere Kurslinie, aber alle geben acht und wir können stur unseren Kurs auf das britische Überseegebiet nehmen. Dort gehen wir erst mal zum Tanken, denn hier ist der Treibstoff zollfrei.

Im Westteil der Straße von Gibraltar steht noch viel Schwell auf die Küste
Viel Großschifffahrt ist unterwegs – im Hintergrund die marokkanischen Berge
Die Halbinsel vor Tarifa ist der südlichste Punkt
Frachter, Tanker, Fähren….
Die Berge sind sehr grün
Der markante Fels von Gibraltar
Am Eingang der Bucht lässt uns der Wind im Stich

Der Wind hat inzwischen – war ja klar – kräftig zugenommen, ein spanischer Gockel drängelt sich in der Zufahrt zum Tanksteg auch noch vor. Bei soviel Trubel und knapp 20 Knoten Wind ist das Anlegemanöver nicht sehr geschmeidig. Egal, die Tanks sind bald voll und wir können verholen an den Rezeptionssteg der Alcaidesa Marina in La Linea de Concepcion, gleich nebenan auf der spanischen Seite. Das klappt schon besser, trotz Wind, aber es ist auch mehr Platz und niemand der uns in die Quere kommt. Wir bekommen einen Steg zugewiesen und kaum sind wir in der Marina, nimmt der Wind merklich ab. Zwei Marineros helfen beim Anlegen, das sich nun wesentlich entspannter gestaltet. Wir sind jetzt formal im Mittelmeer angekommen. Wir sind froh, keinem der übergeschnappten Orcas über den Weg gefahren zu sein. Zwar war es die letzten Wochen etwas ruiger geworden, allerdings sind momentan auch nicht sehr viele Boote unterwegs. Die letzten Meldungen von Attacken kamen von der Küste vor Tanger in Marokko und südlich von Lissabon. Wir werden das Thema weiterhin im Auge behalten…

Es geht an vielen Ankerliegern vorbei
„The Rock“ mit der verschachtelten Stadt am Fuß

Wir werden die nächsten Tag La Linea und Gibraltar näher anschauen und freuen uns schon drauf.

Blick vom Liegeplatz auf Gibraltar

Warteschleife in Albufeira und im Turbo nach Spanien

Der Schlag von Portimão nach Albufeira beschert uns besseren Wind als erwartet und wir können die ganze Strecke unter Segel zurücklegen, bis auf die letzte Seemeile vor der Hafeneinfahrt. Es steht überraschend viel Schwell in der Einfahrt und der Rezeptionssteg macht so wilde Bocksprünge dass wir uns wirklich überlegen ob wir dort festmachen sollen. Weiter drin in der Marina, ist der Schwell dann fast nicht mehr zu spüren und wir liegen sehr ruhig an dem zugewiesenen Fingersteg. Der Hafen ist sehr voll, es liegen einige bekannte Yachten an den Stegen. Leider ist der Infekt von Rolf den er sich in Portimão eingefangen hat, sehr hartnäckig und einen Tag später hat es ihn schon wieder erwischt. Da heißt es jetzt den Husten richtig auskurieren, sonst schleppt er das noch ewig mit. Also verlängern wir unseren Aufenthalt in Albufeira und verlängern und verlängern… Es gibt schlimmere Orte um hängen zu bleiben. Die Marina sehr günstig, es hat einen kleinen Supermarkt direkt am Hafen, die sanitären Anlagen sind nicht neu, aber OK.

Auch im Kanal kann viel Schwell stehen
Die Marina ist Retorte – etwas gewöhnungsbedürftig
Der Fischreiher dreht jeden Abend hier seine Runde

Die Bucht vor Kanal gehört den Fischern

Selbst um diese Jahreszeit ist ziemlich viel los in Albufeira. Die ganze Algarve ist viel touristischer als wir es vom Norden gewohnt sind. Es sind sehr viele Briten, aber auch Niederländer, Deutsche und Franzosen zu hören. Die Algarve ist ein Auswanderereldorado. Überall kann man sich auf englisch verständigen – wer spricht schon portugiesisch? Und doch gibt es das ein oder andere Lächeln, wenn man einige Takte in der Landessprache radebricht, und oft kommt die Antwort etwas langsamer gesprochen als zu Landsleuten. Zugegeben sind wir weit davon entfernt die Sprache zu sprechen, aber wenigstens können wir ein paar Basics. Wir sind nun ja auch schon lange genug in diesem Sprachraum unterwegs. Ganz ehrlich gefällt uns die Algarve zwar landschaftlich sehr gut, aber im nördlichen Teil Portugals fühlten wir uns wohler.

Silberflossenthuna

Der schöne Sandstrand vor Albufeira

Nach drei Wochen geht es Rolf endlich wieder besser und das Wetter scheint zu passen. Wir scharren mal wieder mit den Hufen. Eigentlich wollten wir uns noch gemütlich den Osten der Algarve anschauen, aber das verschieben wir auf unbestimmt. Nächstes Etappenziel ist der Grenzfluss von Portugal und Spanien – der Guadiana. Leider hat die Vorhersage mehr Wind versprochen als dann tatsächlich kommt und so müssen wir ziemlich lange Motoren, damit wir schnell genug sind um die Strecke bei Tageslicht zu schaffen. Bei so vielen Fischerfähnchen und Fischfarmen möchten wir ungern nachts fahren.

Um Mittagszeit bekommen wir einen kurzen Adrenalinschock. Wir fahren direkt an einem Pilotwal vorbei. Abstand unter einem Meter – wir überfahren ihn fast. Und wir haben ihn nicht gesehen, bis wir mit ihm auf gleicher Höhe sind. Wir können nur vermuten dass er geschlafen hat, etwas unterhalb der Wasserlinie – die Finne war nicht zu sehen. Gut dass wir ihn nicht mit der Schraube erwischten und er nicht verletzt wurde. Anscheinend ist er aufgewacht als wir ihm so nah gekommen sind. In unserem Kielwasser sehen wir, wie er sich nach uns umdreht (nun die Finne überm Wasser), dann aber wieder abdreht. Kurze Zeit später ist er weg. Da spricht man die ganze Zeit über Orcas – aber es gibt ja auch genügend andere Tiere hier.

Am späten Nachmittag können wir noch eine Weile die Genua rausziehen und uns ohne lärmendes Motorgeräusch fortbewegen. Im Guadiana ankern wir für eine Nacht. Es ist ruhig, die Strömung im Fluss ist geringer als angenommen und wir schlafen gut. Am nächsten Morgen heißt es wieder sehr früh aufstehen, denn der kommende Schlag soll 60 Seemeilen lang werden.

Vor Anker im Guadiana

Mondaufgang

Der Morgen begrüßt uns regnerisch und wolkenverhangen. Wir haben 3 Knoten Strom der uns zur Mündung schiebt. Dort steht Wind und Schwell gegen die Tide was eine ganz böse hohe Welle erzeugt. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, sind froh dass wir gerade noch genügend Wasser unterm Kiel haben und die Fahrwassertonnen werden bei dem Seegang ganz schön eng. Der Meeresgrund fällt sehr langsam ab und es dauert gefühlt ewig, bis die Wellen etwas länger und angenehmer werden. Doch als wir die Fock ausrollen (das Groß haben wir in weiser Vorraussicht schon im Fluß gesetzt) und den Motor abschalten können, werden die Schiffsbewegungen angenehmer. Wir sind den ganzen Tag schnell unterwegs, leider lässt sich nur ab und an mal die Sonne blicken. Dennoch ist es ein prima Segeltag und wir sind perfekt zum Hochwasser vor dem Guadalquivir. Wir segeln das Fahrwasser hoch, werden von Dutzenden Fischern überholt und staunen über die brechenden Wellen, die neben uns übers Riff laufen. An der Biegung bergen wir die Fock und segeln mit dem Groß bis zu unserem Ankerplatz vor dem Nationalpark Doñana. Als die Tide kippt fällt der Anker. Besser geht’s kaum und wir freuen uns dass das timing heute so gut geklappt hat.

Wir segeln den Guadalquivir hinein
und werden von vielen Fischern überholt

Zwei Tage bleiben wir im Guadalquivir vor Anker. Das Wetter zeigt sich von der besten Seite. Zwar sind die Nächte etwas kühl, aber tagsüber scheint die Sonne und es sind fast schon frühlingshafte Temperaturen. Die Aussicht auf den Pinienwald und die Wattvögel auf der einen Seite und die Salzberge der Salinen auf der anderen Seite reicht uns. Ab und zu kommt ein Frachter von oder nach Sevilla vorbei, mitunter schütteln uns deren Wellen ganz ordentlich durch, doch das ist nichts im Vergleich zu manchen Fischerhafen.

Am Sonntag segeln wir dann weiter. Wir nehmen noch ein wenig Strömung aus dem Fluß mit und setzen Segel als wir nach Süden einbiegen können. Bei ausgebaumter Genua reicht der Wind gerade so, dass das Segel steht. Dafür sind es nach Cádiz nur um die 20 Seemeilen. Am Nachmittag legen wir im Yachthafen an. Ein freundlicher Marinero nimmt die Leinen ab. Jetzt sind wir wieder in Spanien – und plötzlich können wir uns wieder in der Landessprache verständigen. Na ja, so halbwegs, aber wir verstehen plötzlich wieder ganze Sätze. Welch eine Wohltat.

Bei der Ausfahrt aus dem Fluss brechen sich am Riff die Wellen
Segeln vor dem Wind
Ein Wiedehopf besucht uns

Gleich danach machen wir einen kleinen Bummel durch die Altstadt. Es gefällt uns super, nur leider ist Sonntag, und dann sind wir mal wieder zur Siesta-Zeit unterwegs. Da haben wir ein Händchen für. Dennoch bekommen wir in einer Cerveceria ein paar Boquerones en Viagre und einen Pulposalat. Das reicht um glücklich zu sein. Und morgen probieren wir andere spanische Spezialitäten….

In der Marina Puerto America in Cadiz
Erster Spaziergang in die Stadt

Sonnige Tage, kalte Nächte, alte und neue Bekannte

Ich habe einen neuen Lieblingsplatz am Abend im Salon. Bei Sonnenuntergang, wenn die Luft abkühlt, zünden wir unseren neuen Dieselofen an und eine halbe Stunde später macht er eine behagliche Wärme. Direkt neben dem Ofen ist es natürlich am Schönsten. Plötzlich sind auch kalte Abende kein Problem mehr und einfach gemütlich. Es ist nicht so kalt, dass der Ofen die ganze Nacht brennen muss. Wir schalten die Dieselzufuhr ab, wenn wir ins Bett gehen. Aber morgens wird erst aufgestanden, wenn sich die Sonne über den Horizont schiebt. In manchen Nächten fällt die Temperatur im Boot auf 10°C, da bleibt man doch gerne etwas länger im warmen Bett. Gefrühstückt wird dann im Cockpit, das sich durch Hardtop und die kleine Kuchenbude angenehm schnell erwärmt. Doch im Boot fühlt man sich den halben Tag, als sitze man im Kühlschrank. Seit wir in der Algarve angekommen sind scheint jeden Tag die Sonne ohne eine Wolke am Himmel, daher sind die Temperaturen tagsüber ganz angenehm, dennoch könnte der Winter für uns gerne rum sein. Die Tage sind immer noch kurz und ein paar Grad mehr wären auch nicht zu verachten.

Witzige Deko in Portimāo
Portimāo ist eher etwas spröder, aber es gibt durchaus auch sehr pittoreske Ecken

Wir liegen immer noch im Fluß bei Portimão, die letzten Tage war der Wind eher mau und – mal wieder – aus der falschen Richtung. Aber es gefällt uns ganz gut hier. Mein Handy konnte repariert werden (on/off funktionierte nicht mehr), es ist nicht weit zum Supermarkt, Ferragudo ist ein nettes Dorf und Portimão hat auch Charme. Vor ein paar Tagen sind wir mit dem Zug nach Lagos gezuckelt und haben uns dort etwas umgesehen.

Bei der Marina in Lagos
Felsenküste bei Lagos

Alte Gemäuer in Lagos
Die Bimmelbahn verbindet die Städte der Algarve

Die Flussläufe hier an der Algarve sind alle Tidengewässer. Hier in Portimao ist der Tidenhub bei Spring über 2,5m. Bei Niedrigwasser fallen breite Sandbänke trocken. In den Marschen sind jede Menge Vögel Zuhause. Auffallend sind die vielen Storchennester hier. Überall stehen alte Schornsteine von nicht mehr existierenden Ziegeleien, die sich für solche Behausungen anbieten. Zur Not tut es aber auch eine Straßenlaterne. Es ist so witzig, wenn Adebar im Nest mit dem Schnabel klappert. Man hört es hier überall.

Störche und Reiher auf Futtersuche

Selbst jetzt im Winter sind hier an der Algarve viele Ausländer. Deutsche, Briten, Holländer, Franzosen…entsprechend gibt es eine große Auswahl an Restaurants, Cafés, Bars. Manche sehr touristisch, andere eher traditionell, genauso sind die Preise etwas variabel, aber im Vergleich zu Deutschland immer günstig.

Wir treffen Heidi und Robert, gute Bekannte, die wir vor Jahren auf den Azoren kennengelernt haben. Mit dabei sind Steffi und Jörg von der BigFoot und sie laden uns ein zum Grillen am folgenden Tag am Strand. Es kommen eine ganze Menge Segler, wir kennen praktisch niemand und sind schon etwas überfahren von den vielen neuen Gesichtern und Namen. Es ist ein netter Nachmittag (abends wäre es noch zu kalt), bei tollem Wetter und einer traumhaften Kulisse, zwischen Felsen am Sandstrand. Jeder hat etwas mitgebracht, das Buffet ist reichhaltig, einzig der Seewind schafft es, dass das Grillgut etwas zwischen den Zähnen knirscht. Am nächsten Abend sind wir zu Besuch bei Birgit und Ingo, die uns mit selbstgemixten Cocktails verwöhnen. Als wir das Boot besichtigen sind wir erstaunt, was man in einer 10m Yacht alles unterbringt und verbringen einen sehr vergnüglichen Abend mit den Gastgebern und der BigFoot-Crew. So viel Gelacht haben wir schon lange nicht mehr. Die Fahrt nachts mit dem Dinghy zurück zur Piccolina ist ziemlich kalt – dennoch sind wir lieber vor Anker als in der Marina. Hier haben wir mehr Privatsphäre. Die nächsten Tage brauchen wir etwas Ruhe. Soviel „socialising“ sind wir gar nicht mehr gewöhnt.

Mal wieder spazieren in Ferragudo…

Blick auf Portimāo
Vor Anker ist es für uns am Schönsten

An der Algarve

Die neue Ankerwinsch, die wir nach Sines bestellten, wurde schon nach drei Tagen geliefert. Super. Dafür mussten wir zusehen, dass das Deck zur Installation bereit war, denn die alten Löcher passten natürlich nicht – war ja auch nicht anders zu erwarten. Wenigstens waren die Temperaturen gerade so hoch, dass wir die alten Löcher zuharzen und die neue Ankerwinsch mit Sika abdichten konnten. Mittlerweile hat sich das Wetter komplett geändert im Vergleich zu Dezember. Es scheint fast jeden Tag die Sonne bei strahlend blauem Himmel, aber der Nord- bzw. Nordostwind bringt kühle Temperaturen. Nachts fällt das Quecksilber auch unter die 10 Grad Marke, dementsprechend braucht es morgens eine ganze Weile, bis die Sonne alles wieder erwärmt hat. Dennoch ist es für uns das bessere Wetter, kein Regen und guter Wind der uns nach Süden bringt. Am Abend vor unserem Schlag in die Algarve gehen neben der Marina vor Anker um die neue Winsch auch gleich bei realen Bedingungen zu testen und verbringen eine wunderbar ruhige Nacht mit einer tollen Kulisse. Vor Anker liegen ist uns einfach immer noch das Liebste.

Die alte Ankerwinsch hat’s hinter sich
Bis die neue kommt, können wir das Deck vorbereiten
In der Marina sind momentan nicht sehr viele Gastlieger
Kulisse vor Anker

Der Schlag nach Süden ist ein weiter Tagestörn. 50 Seemeilen bis zum Cabo de Sao Vicente und nochmals 5 bis zur Ankerbucht. Der angesagte Wind schwächelt zu Beginn so dass wir den Motor etwas mitschieben lassen um nicht zu langsam zu werden. Wegen der Orcasituation und den unzähligen Fischerfähnchen hier an der Küste entlang möchten wir eine Nachtfahrt vermeiden. Ganz davon abgesehen, dass es tagsüber schon kalt genug ist. Am Mittag priest der Wind auf und wir können eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang das Cabo de Sao Vicente runden, gleich dahinter kommt die markante Landzunge von Sagres, hinter der wir in der weitläufigen Bucht ankern. Gut geschützt vor nördlichen Winden und Wellen, aber es läuft ein langer Schwell aus Südost rein, wo auch immer der herkommt. Wenn der Wind nachlässt rollen wir ziemlich, weil wir quer zum Schwell liegen, mit Nordwind ist es kein Problem. Am Schlimmsten ist es bei Flut, da wird es teilweise unangenehm, dennoch bleiben wir für eine zweite Nacht hier. Die Kulisse ist einfach zu schön und der Wind zur Weiterfahrt passt nicht. So genießen wir einen sonnigen Tag zwischen braunen Klippen in unserem Wintergarten – so nenne wir unsere Kuchenbude. Diese ist zur Zeit unsere Wohlfühlecke im Boot, wenn sie sich in der Sonne aufwärmt und uns vor dem kalten Wind schützt.

Cabo de Sao Vicente
Ankerplatz mit viel Charme – leider auch mit viel Schwell
Küstenlinie an der westlichen Algarve

Am nächsten Tag segeln wir nach Portimão. Eine recht kurze Etappe. Zwischendurch gibt es einige Schrecksekunden. Ein moderner Sportkatamaran – ein Foiler – mit dänischer Flagge taucht etwas achterlicher als querab hinter uns auf, überholt uns in größerer Entfernung, halst und geht dann fast auf Gegenkurs zu uns wieder an uns vorbei. Wir denken, das Thema ist durch und er segelt erst einmal Abstand heraus, aber zu unserer Überraschung macht er gleich nochmal eine Halse und zu unserem Schreck setzt er genau Kurs auf uns. Wir haben keine Chance auszuweichen, dafür sind wir viel zu langsam im Vergleich, außerdem haben wir keine Ahnung ob er vorn oder hinten an uns vorbei möchte. Wir sehen ihn nur von schräg hinten auf uns zu schlingern (vielleicht hat der Steuermann erst jetzt realisiert, dass tatsächlich auch noch ein anderes Boote hier segelt). Im letzten Augenblick fällt er nochmal ab und geht etwa 5m hinter uns durch. Was für komplette Vollidioten! Das ist wie wenn man mit dem Auto auf einen großen Parkplatz fährt und plötzlich kommt ein Formel 1 Rennwagen im Zickzack von der Seite auf einen zugerast. Der Schreck sitzt uns noch eine ganze Weile in den Knochen.

Bei Portimão ankern wir im Fluß auf der gegenüberliegenden Seite (eigentlich in Ferragudo). Wir liegen hier wunderbar ruhig, trotz der forbeifahrenden Fischer, aber es ist immer noch saukalt. Keine Marina, heißt kein Landstrom, kein elektrischer Heizlüfter. Zeit unseren Ofen in Betrieb zu nehmen. Ohh ist das schön. Abends, wenn die Sonne untergeht wird nun unser neuer Dieselofen eingeheizt. Der bullert ganz gemächlich vor sich hin und macht uns angenehme Temperaturen im Boot. Durch das kalte Wasser kühlt das Schiff innen sehr aus und selbst tagsüber haben wir kaum mehr als 16 bis 18°C. Kein Problem, wenn wir in unserem Wintergarten in die Sonne sitzen können um uns aufzuwärmen. Aber in den Abendstunden heizen wir nun und haben mollige 20°C oder vielleicht ein wenig mehr im Salon. So lässt’s sich aushalten.

Die neue Ankerwinsch funktioniert klasse
Vor Anker bei Portimao / Ferragudo
Ferragudo entpuppt sich als charmanter Ort

Neben dem Ofen lässt es sich am Abend angenehm sitzen

Auf nach Sines

Die Wettervorhersage verspricht einige ungemütlich Tage ab dem Wochenende. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten für uns: entweder kurz vor Setubal ankern, geschützt vor Nordwind und vermutlich vor dem meisten Schwell der angesagt ist. Wie gut oder schlecht der Schutz in der Bucht ist wissen wir nicht, waren wir doch noch nie dort. Außerdem ist unsere Ankerwinsch kaputt, so dass wir die Ankerkette nur noch von Hand hochziehen bzw. winschen können. Grund genug dass die Entscheidung auf die zweite Möglichkeit fällt: die Marina in Sines. Sie hat nicht den besten Ruf, was den Schutz vor Schwell anbelangt, aber da dieser aus Nordwest angesagt ist, müsste es schon einigermaßen gehen.

Auf der Fahrt in den Süden durchqueren wir ein Seegebiet, in dem vor einigen Wochen ein paar Boote von Orcas angegriffenen wurden. Eines sehen wir später in Sines an Land – mit kaputtem Ruderblatt. Wir halten gut Ausschau, doch hätten wir nicht viel Möglichkeiten, wenn uns Orcas ins Visier nehmen würden. Einige Male hat es wohl ganz gut funktioniert, einfach rückwärts zu motoren. Das könnten wir versuchen, ist doch unser Propeller recht nahe am Ruderblatt und für die Tiere dann ein Grund nicht darauf loszugehen. Orcas sind auf jeden Fall schneller und viel wendiger wie wir, versuchen davonzufahren macht keinen Sinn. Unter den Seglern werden Abwehrmöglichkeiten diskutiert, wie Pinger hinterherschleppen, die die Tiere vertreiben sollen, oder Sand ins Wasser kippen, weil sie das beim Atmen stören könnte. Manche gehen mit härteren Methoden vor, indem sie Feuerwerkskörper ins Wasser schmeißen, um sie zu vertreiben, denn Orcas haben ein gutes Gehör und brauchen das auch zum Jagen. Legal ist keine dieser Aktionen. Aber da nun schon zwei Boote nach Angriffen gesunken sind – glücklicherweise konnten die Besatzungen abgeborgen werden – macht man sich schon so seine Gedanken. Orcas an sich sind nicht vom Aussterben bedroht, es gibt viele in den Weltmeeren, aber die Population die Schwierigkeiten macht sind nur wenige Herden die sich an der atlantischen Küste der iberischen Halbinsel aufhält – immer den Thunfischen hinterher – und die ist seit vielen Jahren geschützt. Die Angreifer selbst wohl einige halbwüchsige Individuen innerhalb der Herden. Ganz interessant, aber wirklich weiter bringt uns dieses Wissen auf dem Boot nicht. Das Schlimme ist, dass man erst einmal erschrickt, wenn man eine Rückenflosse auf einen zuschwimmen sieht. So auch auf dem Weg nach Sines. Doch dann freuten wir uns sehr, als wir Delfine erkannten, die uns besuchten und neugierig ums Boot schwammen. Gleich vier Mal auf dem Schlag nach Süden – und es heißt wo Delfine sind, sind keine Orcas. Da glauben wir einfach mal fest dran.

Delfine
schwimmen ums Boot
so kann es aussehen wenn statt Delfine Orcas vorbeischauen….

In der Marina in Sines sind nur zwei Gastlieger im Wasser. Vor uns liegt noch ein kleineres holländisches nBoot am seitlichen Steg. Der Wind aus Nord, auf den wir in Nazarè so lange gewartet haben kommt jetzt geballt und holt nach, was er die letzten zwei Monate versäumt hat. Hier in Sines das etwas weiter südlich liegt geht es noch einigermaßen, aber auch hier sind 3 Tage Starkwind angesagt, dazu Wellen bis zu 4m vor dem Hafen. In der Marina sind wir von Wind aus Nord etwas geschützt. Dennoch kachelt es recht ordentlich im Hafen und auch der Schwell findet seinen Weg. Alles bewegt sich. Am Schlimmsten ist jedoch das Geknarze der Festmacherleinen. Das geht die ganze Nacht und morgens fragt man sich ob man überhaupt geschlafen hat. Am Mittwoch morgen lässt der Wind endlich etwas nach, beim Schwell dauert das bekanntlich etwas länger, aber der Peak ist auch schon überschritten.

Die portugiesischen Häfen etwas weiter nördlich waren fast alle geschlossen. Zu gefährlich werden die Hafeneinfahrten, wenn zu hohe Wellen draufstehen. Selbst Leixoes – ein Hafen den man praktisch immer anlaufen kann – war nur für Schiffe über 35m offen. Das kommt äußerst selten vor. Und auch in Nazarè galt zwei Tage die Einschränkung, dass nur Boote über 15m in den Hafen einlaufen durften.

Derweil warten wir auf eine neue Ankerwinsch. Die alte ist schon abgebaut und wir können das Deck für den Einbau der neuen vorbereiten.