Almerimar und Almeria – welch ein Unterschied

Wie im vorigen Beitrag erwähnt suchen wir in Almerimar Schutz vor Ostwind. Die Stadt ist reine Retorte und gefällt uns nicht sonderlich, immerhin bietet der Hafen guten Schutz und ist preisgünstig. Um das Hafenareal gibt es einige Kneipen und Bars, soviele dass man etwas braucht um sich einen Überblick zu verschaffen, es gibt Lavanderias und Shipchandler, der Supermarkt ist nur wenige Meter von unserem Liegeplatz entfernt. So weit, so gut, der nächsten Stadt geben wir eine Chance in dem wir mit dem Bus reinfahren, aber auch mit El Ejido werden wir nicht warm. Dabei stören die riesigen Plastikflächen der Gewächshäuser nicht so sehr wie befürchtet, wenn man auf die Satellitenperspektive schaut. Aber schön geht anders.

Freunde kommen mit dem Wohnmobil vorbei und wir machen einen Ausflug in die Taberna Wüste, etwas nördlich von hier. Mal was anderes, man kann hier nett wandern oder Touren mit dem Mountainbike machen. Die Landschaft ist etwas surreal, sehr karg und es wurden hier früher einige Western gedreht – die Kulissen stehen teilweise heute noch.

Coole Landschaft

Nach einer Woche sehen wir eine Chance segelnd bis Almeria zu kommen. Viel Wind ist nicht angesagt, aber er reicht bis kurz vor den Hafen. Zwischendurch kommt etwas Nebel auf, mit Sicht unter 300m, so dass seit Langem mal wieder unser Radar für kurze Zeit zum Einsatz kommt, denn hier gibt es viele Fischer, die ohne AIS unterwegs sind.

Nebel zieht auf

Der Yachthafen in Almeria hat nur wenig Gastliegeplätze und macht keine Reservierungen. Also legen wir uns an den Warteponton am Eingang der Marina und machen uns auf den Weg zur Rezeption. Auf halber Strecke begegnen wir einem Marinero, der uns gleich einen Liegeplatz zeigt und beim „römisch-katholischen“ Anlegemanöver hilft. Der seltsame Name in der Seglersprache kommt von der Tatsache, dass in den meisten Häfen im Mittelmeer mit Bug oder Heck an der Pier festgemacht und das Boot mit Muringleinen verzurrt wird. Die verbreitete religiöse Konfession in dieser Region ist bekannt, also hatte dieses Anlegemanöver bei den Seglern bald seinen Spitznamen weg.

Almeria ist total anders als Almerimar. Es ist eine alte Stadt, mit einem großen Fährhafen. Nahe an Marokko gelegen und mit maurischen Wurzeln prägen auch arabische Einflüsse das Stadtbild. Uns gefällt es hier. Ein Besuch in der alten Festung – der Alcabaca, oben auf dem Berg ist sehr lohnenswert. Eine große Anlage, vieles ist restauriert – manchmal vielleicht etwas zu glatt, aber dennoch sehr schön und interessant. Kleine Ausstellungsräume erklären die alte Bauweise und Kultur, man hat eine gute Aussicht auf die Stadt und den Hafen. Gleich unterhalb der Anlage ist das arabische Viertel, mit netten Gässchen und schmalen Straßen, hier kann man bummeln, ein Bier trinken und leckere Tapas dazu essen. Was will man mehr?

Alte Lok von Deutz im Hafengelände
Hübsche Gassen in Almeria

Die Kirche ähnelt eher einer Festung
Die Alcabaca – die alte Burg – liegt oben auf dem Hügel
Die Gärten wurden im letzten Jahrhundert neu gestaltet
Die alten Zisternen

Der Frühling ist eingekehrt

La Linea, segeln an der Costa del Sol und viel Wind am Ankerplatz

Einen richtig langen Beitrag habe ich über Gibraltar geschrieben, dabei sind wir die ganze Zeit in der Marina Alcaidesa auf der spanischen Seite der Grenze gelegen. Das fanden wir alles in allem auch angenehmer. Gibraltar ist interessant, aber häufig – und ganz besonders das Ocean Village – war es für uns eher eine aufgehübschte Plastikwelt. Vielleicht tun wir der Stadt damit unrecht, doch wir sind nicht richtig warm geworden mit ihr. Dafür fanden wir die Innenstadt von La Linea richtig gut. Viele Kneipen, Bars und Restaurants, leckere Tapas und bessere Preise. Spanisches Flair mit der eher seltenen Kombination dass sehr viele Bedienungen und Verkäufer englisch sprechen.

Siestafall – am frühen Nachmittag ist nix los in Spanien
nette Plätzchen in La Linea

Langsam wird es Frühling und das Mittelmeer ruft. Mit dem Hochwasser legen wir ab und haben somit laut Stromatlas noch eine ganze Weile kräftigen Strom der schiebt. Zwischen Gibraltarfelsen und großen Frachtern vor Anker geht es um den Europa Point rein ins Mittelmeer. Eine Stunde später können wir die Genua ausrollen. Der Wind nimmt immer mehr zu, schließlich preschen wir mit 8kn Fahrt über Grund unserem angepeilten Ziel Motril entgegen. Doch wenn es so weitergeht kommen wir mitten in der Nacht dort an. Das wollen wir eigentlich nicht. Also Planänderung wir segeln nach Fuengirola, ankern dort über Nacht und am nächsten Tag geht es nach Motril. Leider schwächelt der Wind gegen Nachmittag, doch es sollte sich gut ausgehen, dass wir vor Sonnenuntergang in der Ankerbucht ankommen. Vor Fuengirola sind unzählige Fischerbojen im Wasser. Da haben wir fälschlicherweise geglaubt, dass wir das mit der Altlantikküste hinter uns gelassen haben.

Bei Ostwind liegt Gibraltar unter Wolken
Auch auf Reede sind manche Frachter echte Dreckschleudern
Europa Point
Blick zurück auf den Felsen

Der Ankerplatz direkt vor dem Hafen von Fuengirola ist perfekt. Gut geschützt, auf sandigem Boden und mit einer netten Kulisse. Am nächsten Morgen wird erst mal das Meerwasser angetestet. Aber puuuhhh 16°C ist für uns noch viel zu kalt zum Schwimmen.

Wir setzen Kurs nach Osten, müssen aber erst einmal motoren um aus dem Flautenbereich rauszukommen. Dann setzen wir mit Genua und ausgebaumter Fock einen Schmetterling. Der Wind wird stetig langsam mehr und am Nachmittag müssen wir mehrmals reffen. Für Motril sind wir zu spät, da wir am Morgen getrödelt haben, also suchen wir uns eine Ankerbucht vor einem Hafen, gleich hinter der Ponta der la mona. Da es bis auf die letzten 3 Meile ziemlich gekachelt hat, steht eine kräftige Windsee in die große Bucht. Unsere Ankerbucht hinten im Eck ist kleiner als gedacht, aber wir finden ein Plätzchen das uns passt und der Anker gräbt sich bombenfest ein. So können wir auch trotz der paar Böen die durchkommen ruhig schlafen.

Schmettlingsegeln

Am Morgen frühstücken wir gemütlich in der Sonne, heute haben wir nur ein paar Meilen vor uns. Diese werden etwas zäh, da der Wind von 5 bis 18 knoten alles drauf hat und ständig dreht. Doch um Mittagszeit gehen wir vor Motril vor Anker – wieder einmal direkt vor dem Hafen. Dieser ist überraschend groß. Am Längskai liegt ein Kreuzfahrtschiff, das zweite Becken beherbergt zwei Frachter, etwas weiter kommt der Fischerhafen und schließlich finden auch noch zwei Fähren und ein großer SAR-Kreuzer Platz vor der Marina, die im hintersten Teil gelegen ist. Wir legen uns vor die erste Kaimauer und sind nach Südwest geschützt durch den Längskai. Das ist auch ganz gut so, denn am Nachmittag weht es aus Südwest, dreht später über West und in der Nacht auf Nord. Erst am Morgen lässt der Wind spürbar nach. Wir liegen nicht sehr idyllisch aber gut geschützt aus SW bis NO.

Auch Kreuzfahrtschiffe nutzen die Nähe zu Granada
wunderbares Abendrot am ersten Abend

Eigentlich wollten wir ja die nächsten Tage hier in die Marina, ist es doch die kürzeste Strecke nach Granada. Die zwei, drei Stunden Südostwind der angesagt ist haben wir zwar zur Kenntnis genommen, aber dass es soooo aufbriest hat uns doch überrascht. 35Knoten in Böen, lassen sehr schnell eine Windsee entstehen, die praktisch ohne Hinderniss direkt auf uns einwirkt. Dazu der Wind der an der Kette zerrt und dann die Kaimauer hinter uns, die nicht mehr sehr viel Raum lässt. Noch scheint der Anker zu halten, aber für unseren Geschmack sind wir zu knapp an der Betonmauer. Wir gehen Anker auf und fahren mal in Richtung Marina. Als wir dort sehen, wie die Boote schwanken und an den Festmachern zerren, drehen wir gerne wieder um und setzen den Anker in komfortabler Entfernung von besagter Kaimauer erneut. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei – nun tatsächlich wie vorhergesagt, nur die Welle braucht etwas länger um sich zu beruhigen. Die große Frage für uns: was machen wir die nächsten Tage? Denn laut Windvorhersage war dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf zwei Tage Starkwind aus der gleichen Richtung. In diesen Hafen wollen wir nicht, doch vor Anker können und wollen wir nicht bleiben bei angesagten 3m Wellenhöhe. Also werden wir vor dem schlechten Wetter in den nächsten Hafen nach Almerimar flüchten. Granada muss warten….

Motorfahrt nach Almerimar

Gibraltar…

…ist speziell. Ob es uns gefällt oder nicht, wissen wir noch nicht so recht. Der Grenzübergang bzw. besser gesagt der Zugang zum Gebiet ist jedenfalls schon mal sehr cool. Kurz hinter der Passkontrolle und der einzigen Zufahrtstraße nach Gibraltar kommt eine Ampel – sowohl für Fahrzeuge als auch für Fußgänger- und mehrmals am Tag wird der komplette Zugang für einige Minuten gesperrt. Warum? Die Start- und Landebahn muss gequert werden. Wenn ein Flugzeug kommt steht der Verkehr und wartet bis der Flieger sicher gelandet bzw. gestartet ist, dann springt die Ampel auf grün, die Schranke wird geöffnet und der Verkehr fließt wieder.

Kommt ein Flugzeug wird die Zufahrt nach Gibraltar kurzzeitig gesperrt
Auf dem Landweg muss jeder Besucher über die Landebahn fahren oder gehen
Warten auf den Start

Dass Gibraltar ein Platzproblem hat ist unschwer zu erkennen, jeder Quadratmeter ist ausgenutzt, die Straßenführung ist nicht sehr intuitiv, da es viele Einbahnstraßen gibt, dennoch läuft der Verkehr – zumindest zu dieser Jahreszeit – erstaunlich gut. Gleich hinter der Grenze, am Stadion vorbei, beginnt das Ocean Village mit der dazugehörigen Marina. Es gibt viele Kneipen und Restaurants, Hotels und Läden. Die Wege sind von Blumenrabatten und Palmen gesäumt, alles sehr aufgehübscht, aber halt auch ziemlich künstlich. Über die Hauptverkehrsader rüber, am Busbahnhof vorbei kommt der Grand Casemate Square. Von alten Mauern umgeben kann man hier auf dem Platz sitzen und in einem der vielen Restaurant seine Fish & Chips genießen. Die anschließende Main Street ist eine große Shopping Meile. Spirituosen, Tabak, Parfüm, Schuhe, Elektronik – in Gibraltar kann man zollfrei einkaufen und das Geschäft brummt. Selbst jetzt ist die Fußgängerzone gut besucht, keine Ahnung wie es im Sommer hier zugeht. Im Zentrum sind viele alte Festungen und Gebäude, dazwischen kleine nette Plätze, Richtung Hafen stehen viele Hochhäuser, direkt am Wasser gibt es Promenaden oder kleine Parks, das Industriehafengelände etwas weiter südlich ist wie überall ein Moloch – wenn auch etwas kleiner. Den Fels hinauf gibt es enge Wohnviertel, aber auch großzügig angelegte Villen. Fährt man weiter nach Süden, schmiegt sich der Fels näher ans Wasser, hier sind Strandbäder angelegt. Um nach Europapoint zu kommen, der Südspitze von Gibraltar muß man entweder über den Fels oder -einfacher – durchs Tunnel. Dort steht der Leuchtturm der den Eingang der Straße von Gibraltar markiert.

Im Ocean Village ist alles aufgehübscht
Der Grand Casemat Square wird von altem Gemäuer umschlossen
In der Main Street ist nur Sonntags so wenig los
Kleine Parks zwischen den Hochhäusern – Zugang zum Wasser gibt es im Süden der Halbinsel
Ein Wasserfall auf dem Weg zum Europa Point
Europa Point
Blick vom Fels auf die Südspitze von Gibraltar, die berühmte Meerenge und im Hintergrund Marokko

Die Ostseite der Halbinsel ist wenig bebaut, da die Steilwand teilweise direkt ins Meer abfällt. Auch hier verbindet ein Tunnel die Südspitze mit den Stränden im Nordosten. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück bis zur Landebahn und somit zur vollständigen Umrundung des Felsens.

An der Ostküste gibt es ein paar kleine Strände

Das eigentliche Highlight von Gibraltar ist jedoch nicht die Stadt, sondern der Fels an sich, genaugenommen, der höher gelegene Teil davon – genannt the Upper Rock. Dieser ist komplett Naturschutzgebiet. Für Einheimische ist der Eintritt kostenlos, Touristen zahlen 16 britische Pfund. Im Eintritt inbegriffen sind Attraktionen wie die St. Michaels Cave, eine Hängebrücke, einen (kleinen) Skywalk, die „Great Siege Tunnel“ und einiges mehr. Es gibt verschiedene Möglichkeiten um auf den Berg zu kommen. Taxen bieten Touren an und fahren zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten oder man nimmt die Seilbahn zur Bergstation . Da ist aber auch noch die Variante mit dem öffentlichen Bus. Es gibt eine Haltestelle kurz vor dem (nördlichen) Gate am Moorish Castle und eine etwas unterhalb des südlichen Jewish Gate. Am Busbahnhof auf dem Market Place sind die Fahrpläne und Zeiten ausgeschildert und wer zu faul ist von der Marina Alcaidesa bis dorthin zu laufen, kann auch direkt nach dem Grenzübergang in die Linie 5 steigen und sich die Meter zu Fuß sparen. Stressfrei ist das Hopper Ticket mit dem man für 9 Euro den ganzen Tag alle Buslinienauf Gibraltar benutzen kann. Wer es etwas sportlicher mag, kann die mediterranien steps mit in die Runde einbauen. Dieser Pfad führt vom südlichen Gate über die östliche Seite auf den Berg. Er ist sehr steil und es sind viele und enge Stufen zu bewältigen, dafür wird man belohnt mit tollen Ausblicken in ruhiger Natur. Wem das zu anstrengend ist, geht auf den schmalen Straßen die auch die Taxen benutzen zu den Sehenswürdigkeiten . Die berühmten Gibraltar Affen sind übrigens praktisch auf dem ganzen Fels verteilt, tummeln sich aber vorzugsweise natürlich da, wo es Futter gibt.

Am Einstieg zu den mediterranian steps
Auf der Ostseite ist man mitten in den Natur
Blick aufs Mittelmeer

schroffer Fels

Ausblick auf die Ostküste

In der St. Michael’s Cave – seht ihr auch das breitgesichtige Schleimmonster?
Blick auf die Bucht und das Zentrum Gibraltars

Die Hängebrücke ist ziemlich stabil gebaut
In den great Siege Tunnel erfährt man viel über die Zeit der Belagerung um 1780
Ein Teil der Tunnel ist zugänglich – genaugenommen ist der Fels durchlöchert wie ein schweizer Käse… Die World War II Tunnel waren leider geschlossen
Im Vordergrund das Ocean Village, dahinter die Landebahn, etwas weiter das Wetter brakewater der Alcaidesa Marina in Spanien
Es stehen immer noch unzählige Geschütze auf dem Berg
Nochmal Affen

Wir sind durch!

Der Atlantik liegt hinter uns. Von Cádiz hatten wir noch zwei Tagesetappen. Tag eins leider stundenlang unter Motor, da der wenige Wind der angesagt wurde, noch schwächer ausfällt. Kurz vor unserem Tagesziel runden wir das Cap Trafalgar. Bis jetzt war uns nur die berühmte Schlacht gleichen Namens bekannt, nun wissen wir auch wo genau die Spanier 1805 von der Britischen Marine so vernichtend geschlagen wurden.

Leuchtturm am Cap Trafalgar
Wolkenfront vor Barbate

Nach einer Nacht vor Anker in Barbate, Tag zwei mit feinstem Segeln vor dem Wind bis in die Bucht von Gibraltar. Der Strom schiebt uns kräftig als wir durch die Meerenge fahren, die Sonne lacht, der Schwell wird merklich weniger. Die Küste ist hügelig, manchmal schroff und überraschend grün. Nicht gerade so wie wir uns Andalusien vorgestellt haben und super schön. Viele große Pötte fahren durch die Straße von Gibraltar und auf Kanal 16, dem Rufkanal auf UKW ist richtig viel los. Langweilig wird es nicht auf diesem Schlag. Nicht weit hinter Tarifa, dem südlichsten Punkt Spaniens, sehen auch schon „the Rock“. Der Felsen auf dem Gibraltar erbaut ist. An der Einfahrt zur Bucht kommen wir in den Windschatten der Berge, deshalb rollen wir unser Vorsegel ein und motoren an den vielen Frachter und Tanker die hier auf Reede liegen vorbei. Es ist viel los, Versorgungsschiffe für die Ankerlieger fahren umher, Fähren nach Marokko und Ceuta queren unsere Kurslinie, aber alle geben acht und wir können stur unseren Kurs auf das britische Überseegebiet nehmen. Dort gehen wir erst mal zum Tanken, denn hier ist der Treibstoff zollfrei.

Im Westteil der Straße von Gibraltar steht noch viel Schwell auf die Küste
Viel Großschifffahrt ist unterwegs – im Hintergrund die marokkanischen Berge
Die Halbinsel vor Tarifa ist der südlichste Punkt
Frachter, Tanker, Fähren….
Die Berge sind sehr grün
Der markante Fels von Gibraltar
Am Eingang der Bucht lässt uns der Wind im Stich

Der Wind hat inzwischen – war ja klar – kräftig zugenommen, ein spanischer Gockel drängelt sich in der Zufahrt zum Tanksteg auch noch vor. Bei soviel Trubel und knapp 20 Knoten Wind ist das Anlegemanöver nicht sehr geschmeidig. Egal, die Tanks sind bald voll und wir können verholen an den Rezeptionssteg der Alcaidesa Marina in La Linea de Concepcion, gleich nebenan auf der spanischen Seite. Das klappt schon besser, trotz Wind, aber es ist auch mehr Platz und niemand der uns in die Quere kommt. Wir bekommen einen Steg zugewiesen und kaum sind wir in der Marina, nimmt der Wind merklich ab. Zwei Marineros helfen beim Anlegen, das sich nun wesentlich entspannter gestaltet. Wir sind jetzt formal im Mittelmeer angekommen. Wir sind froh, keinem der übergeschnappten Orcas über den Weg gefahren zu sein. Zwar war es die letzten Wochen etwas ruiger geworden, allerdings sind momentan auch nicht sehr viele Boote unterwegs. Die letzten Meldungen von Attacken kamen von der Küste vor Tanger in Marokko und südlich von Lissabon. Wir werden das Thema weiterhin im Auge behalten…

Es geht an vielen Ankerliegern vorbei
„The Rock“ mit der verschachtelten Stadt am Fuß

Wir werden die nächsten Tag La Linea und Gibraltar näher anschauen und freuen uns schon drauf.

Blick vom Liegeplatz auf Gibraltar

Warteschleife in Albufeira und im Turbo nach Spanien

Der Schlag von Portimão nach Albufeira beschert uns besseren Wind als erwartet und wir können die ganze Strecke unter Segel zurücklegen, bis auf die letzte Seemeile vor der Hafeneinfahrt. Es steht überraschend viel Schwell in der Einfahrt und der Rezeptionssteg macht so wilde Bocksprünge dass wir uns wirklich überlegen ob wir dort festmachen sollen. Weiter drin in der Marina, ist der Schwell dann fast nicht mehr zu spüren und wir liegen sehr ruhig an dem zugewiesenen Fingersteg. Der Hafen ist sehr voll, es liegen einige bekannte Yachten an den Stegen. Leider ist der Infekt von Rolf den er sich in Portimão eingefangen hat, sehr hartnäckig und einen Tag später hat es ihn schon wieder erwischt. Da heißt es jetzt den Husten richtig auskurieren, sonst schleppt er das noch ewig mit. Also verlängern wir unseren Aufenthalt in Albufeira und verlängern und verlängern… Es gibt schlimmere Orte um hängen zu bleiben. Die Marina sehr günstig, es hat einen kleinen Supermarkt direkt am Hafen, die sanitären Anlagen sind nicht neu, aber OK.

Auch im Kanal kann viel Schwell stehen
Die Marina ist Retorte – etwas gewöhnungsbedürftig
Der Fischreiher dreht jeden Abend hier seine Runde

Die Bucht vor Kanal gehört den Fischern

Selbst um diese Jahreszeit ist ziemlich viel los in Albufeira. Die ganze Algarve ist viel touristischer als wir es vom Norden gewohnt sind. Es sind sehr viele Briten, aber auch Niederländer, Deutsche und Franzosen zu hören. Die Algarve ist ein Auswanderereldorado. Überall kann man sich auf englisch verständigen – wer spricht schon portugiesisch? Und doch gibt es das ein oder andere Lächeln, wenn man einige Takte in der Landessprache radebricht, und oft kommt die Antwort etwas langsamer gesprochen als zu Landsleuten. Zugegeben sind wir weit davon entfernt die Sprache zu sprechen, aber wenigstens können wir ein paar Basics. Wir sind nun ja auch schon lange genug in diesem Sprachraum unterwegs. Ganz ehrlich gefällt uns die Algarve zwar landschaftlich sehr gut, aber im nördlichen Teil Portugals fühlten wir uns wohler.

Silberflossenthuna

Der schöne Sandstrand vor Albufeira

Nach drei Wochen geht es Rolf endlich wieder besser und das Wetter scheint zu passen. Wir scharren mal wieder mit den Hufen. Eigentlich wollten wir uns noch gemütlich den Osten der Algarve anschauen, aber das verschieben wir auf unbestimmt. Nächstes Etappenziel ist der Grenzfluss von Portugal und Spanien – der Guadiana. Leider hat die Vorhersage mehr Wind versprochen als dann tatsächlich kommt und so müssen wir ziemlich lange Motoren, damit wir schnell genug sind um die Strecke bei Tageslicht zu schaffen. Bei so vielen Fischerfähnchen und Fischfarmen möchten wir ungern nachts fahren.

Um Mittagszeit bekommen wir einen kurzen Adrenalinschock. Wir fahren direkt an einem Pilotwal vorbei. Abstand unter einem Meter – wir überfahren ihn fast. Und wir haben ihn nicht gesehen, bis wir mit ihm auf gleicher Höhe sind. Wir können nur vermuten dass er geschlafen hat, etwas unterhalb der Wasserlinie – die Finne war nicht zu sehen. Gut dass wir ihn nicht mit der Schraube erwischten und er nicht verletzt wurde. Anscheinend ist er aufgewacht als wir ihm so nah gekommen sind. In unserem Kielwasser sehen wir, wie er sich nach uns umdreht (nun die Finne überm Wasser), dann aber wieder abdreht. Kurze Zeit später ist er weg. Da spricht man die ganze Zeit über Orcas – aber es gibt ja auch genügend andere Tiere hier.

Am späten Nachmittag können wir noch eine Weile die Genua rausziehen und uns ohne lärmendes Motorgeräusch fortbewegen. Im Guadiana ankern wir für eine Nacht. Es ist ruhig, die Strömung im Fluss ist geringer als angenommen und wir schlafen gut. Am nächsten Morgen heißt es wieder sehr früh aufstehen, denn der kommende Schlag soll 60 Seemeilen lang werden.

Vor Anker im Guadiana

Mondaufgang

Der Morgen begrüßt uns regnerisch und wolkenverhangen. Wir haben 3 Knoten Strom der uns zur Mündung schiebt. Dort steht Wind und Schwell gegen die Tide was eine ganz böse hohe Welle erzeugt. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, sind froh dass wir gerade noch genügend Wasser unterm Kiel haben und die Fahrwassertonnen werden bei dem Seegang ganz schön eng. Der Meeresgrund fällt sehr langsam ab und es dauert gefühlt ewig, bis die Wellen etwas länger und angenehmer werden. Doch als wir die Fock ausrollen (das Groß haben wir in weiser Vorraussicht schon im Fluß gesetzt) und den Motor abschalten können, werden die Schiffsbewegungen angenehmer. Wir sind den ganzen Tag schnell unterwegs, leider lässt sich nur ab und an mal die Sonne blicken. Dennoch ist es ein prima Segeltag und wir sind perfekt zum Hochwasser vor dem Guadalquivir. Wir segeln das Fahrwasser hoch, werden von Dutzenden Fischern überholt und staunen über die brechenden Wellen, die neben uns übers Riff laufen. An der Biegung bergen wir die Fock und segeln mit dem Groß bis zu unserem Ankerplatz vor dem Nationalpark Doñana. Als die Tide kippt fällt der Anker. Besser geht’s kaum und wir freuen uns dass das timing heute so gut geklappt hat.

Wir segeln den Guadalquivir hinein
und werden von vielen Fischern überholt

Zwei Tage bleiben wir im Guadalquivir vor Anker. Das Wetter zeigt sich von der besten Seite. Zwar sind die Nächte etwas kühl, aber tagsüber scheint die Sonne und es sind fast schon frühlingshafte Temperaturen. Die Aussicht auf den Pinienwald und die Wattvögel auf der einen Seite und die Salzberge der Salinen auf der anderen Seite reicht uns. Ab und zu kommt ein Frachter von oder nach Sevilla vorbei, mitunter schütteln uns deren Wellen ganz ordentlich durch, doch das ist nichts im Vergleich zu manchen Fischerhafen.

Am Sonntag segeln wir dann weiter. Wir nehmen noch ein wenig Strömung aus dem Fluß mit und setzen Segel als wir nach Süden einbiegen können. Bei ausgebaumter Genua reicht der Wind gerade so, dass das Segel steht. Dafür sind es nach Cádiz nur um die 20 Seemeilen. Am Nachmittag legen wir im Yachthafen an. Ein freundlicher Marinero nimmt die Leinen ab. Jetzt sind wir wieder in Spanien – und plötzlich können wir uns wieder in der Landessprache verständigen. Na ja, so halbwegs, aber wir verstehen plötzlich wieder ganze Sätze. Welch eine Wohltat.

Bei der Ausfahrt aus dem Fluss brechen sich am Riff die Wellen
Segeln vor dem Wind
Ein Wiedehopf besucht uns

Gleich danach machen wir einen kleinen Bummel durch die Altstadt. Es gefällt uns super, nur leider ist Sonntag, und dann sind wir mal wieder zur Siesta-Zeit unterwegs. Da haben wir ein Händchen für. Dennoch bekommen wir in einer Cerveceria ein paar Boquerones en Viagre und einen Pulposalat. Das reicht um glücklich zu sein. Und morgen probieren wir andere spanische Spezialitäten….

In der Marina Puerto America in Cadiz
Erster Spaziergang in die Stadt