Tobago Cays

… sind wirklich speziell – zumindest in der Karibik. Ein großes, hufeisenförmiges Riff umschließt vier kleine Inseln und viele weitere Riffe und Untiefen im Areal. Es gibt mehrere Zufahrten zu den Tobago Cays. Wir kommen von Süden und motoren zwischen den Riffen hindurch, die als graue Flecken im dunkelblauen (tiefen) und türkisen (flacherem) Wasser auszumachen sind. Unsere elektronischen Karten stimmen, soweit wir das sehen können, gut mit den tatsächlichen Tiefen überein. Das gibt ein gutes Gefühl. Wir motoren südlich an der Insel Petit Bateau entlang, lassen das Ankerfeld mit bestimmt über 30 Yachten an Steuerbord liegen und biegen in den engen Kanal zwischen den Inseln Petit Bateau und Petit Rameau ein. Hier sind einige Muringbojen ausgelegt, aber ein Stückchen weiter kann man auch vor Anker gehen. Dort sind etwas weniger Boote, dafür hat man Ausblick auf ein paar Megayachten. Eine davon, die „Rising Star“ ist hier auch mehrere Tage vor Anker. Eine Yacht mit sicher 100 Meter Länge – die Größe eines kleinen Kreuzfahrtschiffs, aber dies ist eine Privatyacht mit vielen schönen Spielsachen im großen Bauch, die man sehen kann, wenn eine der seitlichen Klappen aufgeht….

Blaues und türkises Wasser bis zur Riffkante – im Hintergrund Canouan
Megayacht vor Anker

Die Tobago Cays sind ein Schnorchelparadies und ganz toll ist es mit Schildkröten zu schwimmen. Die gibt es hier zuhauf. Ein toller Spot liegt gleich bei der Insel Baradal. Im sehr flachen Wasser grasen sie am Grund und sind überhaupt nicht scheu. Wir lassen uns über ihnen treiben und schauen zu wie graziös sie sich im Wasser fortbewegen, kurz auftauchen um Luft zu holen und dann wieder abtauchen um weiterzufressen. Wir zählen mindestens fünf bis sechs Schildkröten auf diesem kleinen Areal, gut zu erkennen an den unterschiedlichen Zeichnungen auf dem Panzer. Ein tolles Erlebnis. Und obwohl wir in fast jedem Hafen oder Ankerbucht seit den Kap Verden Schilkröten gesehen haben, freuen wir uns jedesmal, wenn wir eine entdecken. Oft taucht eine nahe beim Schiff auf um Luft zu holen und ist nach ein paar Sekunden wieder weg, aber meist sind sie Standorttreu und man sieht die Schildkröte später an fast der gleichen Stelle wieder. So auch jetzt bei unserem Ankerplatz auf den Tobago Cay,s wo ein Tier gleich neben dem Boot auf fünf bis sechs Meter frisst.

Schildkröten gucken

Wenn man Fische sehen möchte geht man entweder an die kleinen Riffe bei den Inseln oder man fährt mit dem Dinghy ans hufeisenförmige Riff, das die Inselgruppe umgibt. Dort gibt es Bojen, an denen man das Dinghy festmachen kann, entweder direkt am Außenriff oder etwas innerhalb. Wir schnorcheln im geschützten Teil und tauchen ein in eine bunte Welt von Fischen und Korallen. Es gibt viel zu schauen. Einmal kreuzt ein anderthalb Meter großer Hai unseren Weg. Da stockt einem doch kurz der Atem, auch wenn es im Nachhinein „nur“ ein harmloser Ammenhai war, der im sehr flachen Riff patrollierte. Ein kurzer Besuch an die Riffkante des Außenriffs gibt den Blick frei auf steil abfallendes Terrain. Da wir uns nicht auskennen und die Strömung hier schon ziemlich mächtig ist, schwimmen wir wieder ins Innenriff. Trotz den ca. 27°C Wassertemperatur, wird es uns irgendwann mal kalt und wir kehren zurück zum Dinghy und damit zur Insel Petit Bateau.

Viele Rifffische

Hier gibt es einige bunte Holztische und Küchenpavillions, die abends Lobster oder Fisch zubereiten. Da wir noch frische Sachen an Bord haben, kochen wir lieber selbst, aber es ist eine nette Location um ein Bier zu trinken und dem Treiben am Strand und in den Küchen zuzuschauen. Heute sind wohl ganz wichtige Personen vor dem Strand am Schnorcheln. Gut zu erkennen an dem kleinen Motorkatamaran, der immer unweit der zweier Schnorchler „bella figura“ macht (das heißt mit möglichst wenig Motormanöver auf der Stelle bleibt), dazu noch der Bodyguard, der ohne Schnorchelausrüstung immer bei dem Paar bleibt und schon nervös wird, wenn ein Dinghy seine Chartergäste am Strand abholt. Dabei ist die viel bessere Stelle zum Schnorcheln 50 Meter weiter über dem Riff. Was muss das für ein Leben sein, wenn man sich zwar alles leisten kann, aber soviel Angst hat, dass man immer Bewacher braucht?

Am Strand vonPetit Bateau

Die High Society wird wieder zur „Rising Sun“ zurückgebracht, während wir nochmal schnorcheln gehen und zwei Stachelrochen beobachten. Sehr elegant gleiten sie durchs Wasser, nachdem der kleine, den großen Rochen von seinem Ruheplätzchen im Sand aufgeschreckt hat….

Doch auch das Paradies hat seine Schattenseiten. Seit zwei Tagen ankern wir nun hier. Es kommen und gehen viele Boote, es ist immer was los. Doch nun ankert ein Catamaran zwischen uns und der Yacht an der Boje. Das ist weit unter unserer Wohlfühlgrenz. Den (russischen?) Skipper kümmert es nicht, als wir ihn darauf ansprechen. Vor allem gibt es noch mehr als genügend Platz ein paar Meter weiter. Verärgert gehen wir Anker auf und verholen. Kaum haben wir wieder frisch geankert, steckt besagter Cat nochmals 15 Meter mehr Kette – er hat es also darauf angelegt uns zu verjagen! Unglaublich. Aber wir lassen uns den Tag nicht vermiesen, zumal wir hier auch gut liegen, nur eben ein klein wenig weiter weg vom Strand.

Ein Chartercat rückt uns auf die Pelle

Union Island

Zur nächsten Insel ist es ein Katzensprung. Sieben Meilen. Wir segeln und da wir einen Holeschlag brauchen, weil wir nicht direkt anlegen können, stehen später knapp zehn Meilen auf der Logge. Aber es ist ein herrlicher Tag und so schönes Segeln hatten wir schon lange nicht mehr. Kaum Welle, angenehmer Wind, die Sonne scheint – es ist ein Traum. Clifton ist schon von weitem zu sehen, am Mastenwald vor der Stadt. Die Bucht ist ziemlich speziell. Zur Ostseite, also der vorherrschenden Windrichtung wird sie von einem Riff geschützt. Allerdings gibt es mitten in der Ankerbucht noch ein Riff, das den zur Verfügung stehenden Platz sehr einschränkt. Dazu ist richtig viel los vor Clifton. Vielleicht auch deshalb, weil Union Island die südlichste Insel des Staates St. Vincent & Grenadinen ist auf der man ein- und ausklarieren kann. Es gibt einige Muringbojen, zu erheblichen Preisen, aber man kann auch ankern – sofern man Platz findet. Gar nicht so einfach. Wir suchen uns eine Stelle hinter dem Außenriff, aber der Anker hält nicht gut als wir in einfahren. Also Anker nochmals hoch. Beim nächsten Versuch klappt es besser, der Anker hält und so liegen wir direkt am inneren Riff. Zum Einklarieren gehen wir an Land. Schnell wird klar das Clifton vom Tourismus lebt. Es gibt Hotels, viele Bars und Restaurants, die nett gemacht sind, beim Bäcker kann man frisches Baguett kaufen. Die Obststände präsentieren ihre Waren hübsch und wenn man möchte bekommt man einen Smoothie. Uns hat Hillsborough besser gefallen… war einfach ungeschminkt.
In der Ankerbucht geht es zu wie im Taubenschlag. Es ist ein Kommen und Gehen. Locals mit kleinen schnellen Booten, die alles mögliche verkaufen und raus zu den Tobago Cays fahren und viele Yachten, mindestens die Hälfte davon Charterboote die  mit Vorliebe mit Vollgas durchs Ankerfeld motoren. Da bekommt man Gänsehaut, wenn man sieht wie ein paar Yachties oder Chartergäste in der Bucht schwimmen gehen… Tja, das Wasser lädt dazu ein, türkisblau und klar, aber weiter als 4 Meter würde ich mich nicht vom Boot wegtrauen.
Eine Yacht geht vor uns vor Anker – das wäre für unseren Geschmack viel zu nah am Riff. Selbst bei vorherrschender Windrichtung sollte man doch trotzdem Platz zum Schwojen haben. Eine halbe Stunde später schnellt unser Adrenalinspiegel in die Höhe, als ein Katamaran – zunächst von uns unbemerkt zwischen uns und der vor uns liegenden Yacht durchfahren will und im letzten Augenblick feststellt, dass das Riff vor ihm, selbst für einen Cat doch etwas zu flach ist. Er möchte zwischen den Booten wenden, schaut aber nur nach vorne, der Seitenwind vertreibt ihn, seine Gäste gucken wie paralisierte Kaninchen auf unsere Piccolina , der er mit dem Heck immer näher kommt. In diesem Moment schauen wir, vom Schraubengeräusch aufgeschreckt, nach drausen und sehen den Cat auf uns zukommen. Der Skipper oben auf der Flybridge realisiert gar nicht, dass er nur noch wenige Meter von uns entfernt ist und immer näher kommt. Wir drücken sofort mehrfach unsere Hupe und rufen zum Captain ob er verückt ist. Endlich kappierts der Skipper, schaut nach hinten und stoppt auf – der Cat ist keine zwei Meter mehr entfernt. Auf eine Entschuldigung, sei es auch nur eine Geste, warten wir vergebens, er fährt mit hoch erhobenen Kopf weiter. Vielleicht wäre es ja gut gewesen, vorher die Seekarte anzuschauen.
Während wir an Land sind, kommen Schlechtwetterwolken, die den Wind auf südlichere Richtung drehen lassen. Die Yacht vor uns, schwojt nun doch etwas nah ans Riff und geht Anker auf, wir haben wieder Platz. Aber das währt nicht lange: In der Dämmerung sehen wir, wie sich ein Segelboot der Bucht nähert. Es ist schon dunkel, als es einläuft. Die dänische Yacht lag mit uns in Hillsborough, als wir hierher sind, kommt also nicht von weit her. Da fragen wir uns schon, wie es denn sein kann, dass man es auf so kurzer Distanz nicht schafft bei Tageslicht in eine Bucht einzulaufen, die erstens viele Untiefen hat (OK, die elektronischen Karten passen hier sehr genau) und zweitens so voll ist, dass man schon im Hellen seine Mühe einen ordentlichen Platz zu finden. Es ist ganz klar wie es kommt. Das Boot läßt keine fünf Meter neben uns den Anker fallen. Dort sind es schon mind. zehn Meter Wassertiefe, man sollte also ordentlich Kette stecken. Allerdings ist hinter uns auch die Einfahrt der Fähren…. Und so bricht am nächsten Morgen plötzlich große Hektik aus, als das Horn der Fähre das Signal zum Auslaufen gibt. Schnell wird der Motor der Dänenyacht gestartet und die Ankerkette eingeholt. Nur blöd, das der Anker jetzt fast genau unter unserem Boot liegt. Dem Skipper macht das anscheinend gar nichts aus, wir klappen schon mal unser Solarpanel weg und bringen einen Fender aus. Immerhin entschuldigt sich seine Frau, die vorne am Bugkorb die Ankerkette einholt. Er macht keinen Mucks, kein Hallo, gar nichts. Als ob alles in bester Ordnung wäre.  Am nächsten Tag gibt es zwar keine ausergewöhnliche Vorkommen, dennoch ist es uns auf die Dauer hier zu eng, Clifton ist zwar nett, aber kein wirklicher Grund länger zu bleiben. Also Anker auf und weiter zu den Tobago Cays!

Direkt vor uns das innere Riff…
Blick auf Clifton
schönes, geschütztes Dinghydock
Mäuerchen aus Conchmuscheln….

Hillsborough und Sandy Island

Carriacou ist eine nette kleine Insel. Der Hauptankerplatz liegt in der Tyrellbay, im Südwesten, aber wir bevorzugen die Bucht vor der Inselhauptstadt Hillsborough. Hier sind wenige Yachten vor Anker, man hat Platz um sich herum. Am Dinghydock ist es bei Schwell etwas schwierig anzulanden, dafür hat das Städtchen einige kleine Supermärkte die ganz ordentlich sortiert sind, es gibt Pattie’s Deli, die leckere Käse- und Wurstwaren anbietet – wie üblich zu nicht ganz so leckeren Preisen, entlang der Hauptstraße stehen ein paar Souvenirbuden und Obst- und Gemüsestände. Es gibt ein paar einfache Bars und Restaurants, einige Guesthouses und ein Hotel. Dennoch ist es recht untouristisch, die Leute freundlich. Selbst an den Verkaufsständen wird niemand aufdringlich, wenn man sich die Ware anschaut. Beim Weitergehen bekommt man meist noch ein freundliches “ Have a nice day“ oder “ take care“ auf den Weg….Auf dem Fischmarkt bekommen wir ganz frischen Lobster, den wir zuerst im Salzwasser garen, auslösen und dann in Knoblauchbutter anbraten. Richtig lecker und für 4€ das Pfund recht günstig.
Eine gute Meile weiter liegt Sandy Island. Eine Miniinsel. Ein großer Sandhaufen, der mit einigen Palmen bewachsen ist, das Wasser schimmert türkis vor dem weißen Sandstrand. Ein Postkartenidyll. Das wissen mittlerweile alle, deshalb ist immer viel los vor Sandy Island. Vor der Insel sind einige Bojen ausgelegt, wir erwischen eine in der ersten Reihe. Sooo schön. Das Wasser ist wunderbar klar und wir können direkt vom Boot aus zum Schnorcheln ans nahe Korallenriff schwimmen. Natürlich sind wir nicht alleine, aber es ist OK. Viele Boote sind Charteryachten die nur für wenige Stunden oder über Nacht bleiben. Aber es gibt auch Segler, die wie wir mehrere Tage hier sind. Für die Bojen wird eine Gebühr verlangt und da alles ein Meeresschutzgebiet ist, kommt noch eine „Schnorchelgebühr“ pro Person dazu. Umgerechnet 10€ kostet es pro Nacht – das ist noch im Rahmen.

Wir machen uns ein paar faule Tage auf Sandy Island – leider ist ein Tag ziemlich verregnet – gehen schnorcheln, spazieren am Strand oder genießen einfach die Aussicht vom Boot aus und freuen uns an den braunen Pelikanen, die immer wieder direkt neben dem Boot ins Wasser stechen, um Fische zu fangen. Diese Pelikanart fischt nicht wie die anderen durch zusamnentreiben der Fische an der Wasseroberfläche, sondern fängt ihre Mahlzeit indem sie im Sturzflug ins Wasser stechen. Man erkennt sofort, ob der Vogel erfolgreich war, dann nämlich bleibt er mit dem Schnabel unter der Wasseroberfläche und drückt das Wasser (durch die Nase??) aus dem Schnabel heraus. Dann hebt er den Kopf hoch in den Nacken und schwupp wird den Fisch hinuntergewürgt, kurz mit dem Schwanz gewackelt und wieder hoch in die Luft um nach der nächsten Beute Ausschau zu halten. Dabei ist es erstaunlich wie schnell die Pelikane ins Fliegen kommen. Oft reicht der erste Flügelschlag und der Vogel ist im Flug obwohl auch der kleinste unter den Pelikanen nicht gerade zierlich ist. Wir lieben es, ihnen beim Fliegen und Jagen zuzuschauen. So schwerfällig sie wirken, wenn man sie irgendwo sitzen sieht, so elegant bewegen sie sich in der Luft.



In Hillsborough
Ausblick auf die Bucht
Lobsterzubereitung
Ein Festessen
Blick auf Sandy Island
Seestern unterm Boot
Kleiner gelber….

Überfahrt nach Carriacou

Grenada besteht aus drei bewohnten und vielen unbewohnten Inseln und Inselchen. Wir möchten auf die etwas nordöslicher gelegene Carriacou segeln. Schon am Vortag verholen wir uns deshalb von der südlich gelegenen Prickly Bay auf Grenada in die Grand Mal Bay, an der Westküste gleich oberhalb von St. Georges. Das Wasser ist überrachend klar in der Ankerbucht und so nutzen wir die Gelegenheit bei klarer Sicht und wenig Schwell die Zinkanode des Propellers zu tauschen. Dazu brauchen wir keine Tauchausrüstung, in 20 Minuten ist das auch mit Schnorchel und Flossen erledigt. Es war höchste Zeit für den Tausch, von der festen Zinkkappe ist nach fünf Monaten nur noch ein dünner Ring übrig.

Da das Wasser so klar ist, beschließen wir, uns den Unterwasserskulpturenpark ganz in der Nähe anzuschauen und fahren mit dem Dinghy an die Huk. Doch leider ist das Wasser dort viel trüber und die Sicht ist ziemlich eingeschränkt. Man sieht zwar die meisten Skulpturen von der Wasseroberfläche aus, aber erst beim Abtauchen erkennt man dann auch liegende Gestalten oder Tafeln die an die Mayakulturen erinnern. Dazwischen Korallen und bunte Rifffische. Bei klarem Wasser sicher sehr witzig, heute ist es ein netter Schnorchelgang, aber mehr leider nicht.

Am nächsten Tag gehen wir gleich nach einem frühen Frühstück Anker auf. Es sind zwar nur 30 sm bis zur Tyrell Bay auf Carriacou, doch wer weiß was kommt. Wir setzen gleich das Groß, sind aber noch im Windschatten von Grenada und motoren deshalb an der Küste entlang. Nach ein paar Meilen ist dann recht kräftiger Wind, nicht wie vorhergesagt von Osten sondern eher Nordost. Wir schieben es darauf, das die Insel den Wind ablenkt und setzen die gereffte Genua. Ab jetz geht es hoch am Wind, erst noch an der Küste Grenadas entlang, dann kommen noch ein paar vorgelagerte unbewohnte Inseln. Der Strom setzt kräftig nach West und wir können teilweise gerade mal so direkten Nordkurs laufen. So kommen wir nie nach Carriacou! Also heißt es aufkreuzen, doch auch hier bringt uns der Strom keinen Vorteil. Der Wind bleibt kräftig und so segeln wir mit unserer Fock, mit der wir ein wenig höher an den Wind kommen und die für uns auf der Kreuz einfacher zu händeln ist. Die Tage sind kurz in der Karibik und wir müssen rechnen, ob es noch reicht ein paar Meilen weiter bis in die Bucht vor Hillsborough zu segeln. Der Mastenwald in der Tyrellbay, den man schon von weitem sieht, schreckt uns etwas ab. Also noch ein paar Wenden, nördlich an Sandy Island vorbei und im letzten Tageslicht fällt unser Anker in der großzügigen Bucht vor Hillsborough, die zwar nicht ganz so geschütz ist, aber mit viel Platz ums Boot.

Nun liegen wir seit drei Tagen vor dem netten Städtchen und seit gestern läuft Schwell aus NNW in die Bucht. Es ist gar nicht mal so unangenehm zu liegen, das Rollen des Bootes hält sich in Grenzen, aber der Strand wird komplett überspült und an die Schutzmauern vor den Häusern klatscht das Wasser ungebremst dagegen und spritzt mehrere Meter hoch. Ab morgen soll es wieder ruhiger werden, dann wird es auch mal Zeit für eine ausgiebige Runde auf der Insel.

Unter Segel
Hoch am Wind
Vor Hillsborough vor Anker
Schwell krcht gegen die Mauer

Prickly Bay / Grenada

Wir liegen nun seit gut einer Woche in der Prickly Bay im Südwesten der Insel vor Anker. In der Bucht liegen mindestens 50 Boote es ist immer ein Kommen und Gehen. Manche Yachten liegen hier nur eine Nacht, manche wie es scheint mehrere Wochen vielleicht auch Monate. Fährt man weiter nach Osten gibt es weitere Buchten, die sehr gut geschützt und auch gut besucht sind. Spätestens bei der morgendlichen Funkrunde auf UKW Kanal 66 erkennt man, dass die Karibik gerne von US Amerikanern besucht wird und diese haben ihren ganz eigenen Stil. Im morgendlichen Funk werden Neuankömmlinge begrüßt, social Events bekanntgegeben, Restaurants und Bars bewerben irgendwelche Specials und Yachties können nach Handwerkern fragen. Ich weiß noch nicht recht, ob ich das nun gut finde, oder einfach etwas zu amerikanisch…

Mit dem Bus ist man von der Prickly Bay in etwa 15 Minuten in der Hauptstadt St. Georges. Manchmal dauert es auch etwas länger, da die Busse – die etwa VW- Bus Größe haben – zwar eine reguläre Route fahren, von der aber auch immer wieder Abstecher machen um Kunden abseits der Strecke abzuliefern. Das kostet dann meist den doppelten Fahrpreis und kann die Fahrtdauer für die übrigen Gäste erheblich verlängern. Dennoch wartet man nie lange bis ein Bus auftaucht und wir nutzen den Service oft.

Die ersten Tage auf Grenada erkundigen wir zusammen mit unseren Freunden die zu Besuch sind, die Insel. Den Namen Gewürzinsel trägt sie zurecht, denn hier wächst so ziemlich alles. Das bekannteste Gewürz ist die Muskatnuss, die auch auf der Nationalflagge abgebildet ist. Allerdings als reife Frucht und nicht nur die eigentliche Muskatnuss so wie wir sie kennen. Die Nuss wird von einer gelben, fleischigen Schale umhüllt, die unten aufspringt, wenn die Frucht reif ist. Aus der Schale wird Marmelade und Gelee gemacht. Zwischen der dicken Schale und der Nuss wächst eine rote, feingliedrige Zwischenhaut – Mace. Dies wird zum würzen von Eintöpfen benutzt. Dann stößt man auf die eigentliche Muskatnuss, die allerdings noch von einer harten, dunkelbraunen Schale umgeben ist, die man mit dem Nussknacker knacken kann. Einheimische streuen diese harte Schalen auf die Wege und behaupten sie ist besser als jede Alarmanlage, da man unmöglich geräuschlos darüber gehen kann.

In Lauras Herb & Spice Garden können wir nicht nur Muskatnussbäume bewundern, dort wächst auch Vanille, Kakao, Zimt, Mango, Nona, Ingwer, Nelken, Sorrel, Lorbeer und noch viele andere Gewürze (und wir stellen fest dass die Muskatnussalarmanlage funktioniert). Die Führung ist sehr interessant und amüsant. Auch sehr empfehlenswert ist der Besuch in der Kakaoplantage und Schokoladenmanufaktur Belmont Estate. Dort bekommt man erklärt wir die Kakaobohnen verarbeitet werden um zum Rohstoff feiner Schokolade zu werden, die man dort auch verkosten und kaufen kann. Unser Guide ließ sich Zeit und wir hatten viel Spaß bei der Führung. Schon die Fahrt nach Belmont Estate durch die grünen Berge im Landesinneren ist herrlich. Und spätestens bei der Rüchfahrt erkennt man nicht nur Mangobäume, Papayas und Bananen, sondern auch Kakao- und Muskatnussbäume am Straßenrand.

St. Georges ist ein nettes Städtchen, mit engen, steilen Gassen, typisch karibisch bunt. Leider besteht der Markt zum großen Teil aus Ständen die Touristen abgepackte Gewürze und Souvenirs zu leicht überteuerten Preisen anbieten. Aber das Kreuzfahrtterminal ist gleich ums Eck und so ist es für die Einheimischen eine gute Einnahmequelle. Und im Vergleich zu anderen Souvenirs ist es ja mal wirklich erfrischend, wenn man ein Mitbringsel kaufen kann, das gut schmeckt, nett vepackt ist und nicht nur rumsteht. Dennoch ist es schade dass die Obst und Gemüsestände an den Rand des Marktes und in die Seitenstraßen verdrängt werden. St. Georges liegt an einer tief eingeschnittenen Bucht. Es gibt ein paar Restaurants mit Blick aufs Wasser, die allerdings nicht preiswert sind. Willkommen in der Karibik. Dennoch sitzt man nett und kann den Vögeln beim fischen zuschauen.  Etwas weiter gibt es zwei Marinas – den alteingesessenen Yachtclub, der etwas in die Jahre gekommen ist, aber Charme hat, und die teure, moderne Port Louis Marina, die auch Superyachten reichlich Platz bietet.

Im Süden der Stadt liegt der Grand Anse Beach. Ein kilometerlanger weißer Sandstrand, der auch gerne und viel von den Einheimischen besucht wird. Hier gibt es Hotels, nette Restaurants und kleine Buden mit ein paar Sitzgelegenheiten. Es stehen viele schattenspendenden Bäume unter denen man faul im Sand liegen kann. Am Grand Anse ist immer was los und es herrscht immer gute Laune. Wir kommen gern her, genießen das Flair und trinken einen Rumpunsch, oder, wenn es ohne Alkohol sein soll, mein neues Lieblingsgetränk “ LLB“ – Lemon, Lime & Bitters. Sehr lecker und erfrischend, vom Geschmack her wie südafrikanischer Rockshandy, den man auch sehr leicht selbst mixen kann: in ein mit Eiswürfel gefülltes Glas werden Mineralwasser und Sprite 1:1 gemischt, dazu gibt man eine halbe Zitronenscheibe und einige Tropfen Angostura Bitter. Mmmhhh…

Nachdem wir gut ins neue Jahr gekommen sind und unsere Freunde verabschiedet haben, warten wir nun bis sich der kräftige Wind und die hohen Wellen verzogen haben, dann geht es weiter nach Norden, hinein in die Welt der Inselchen und Riffe zu den Grenadinen.

Aussicht vom Fort
Kakaobaum mit Vanillepflanze
Nelken
Sorrel
Muskatnuss
Kakaobohnen beim trocknen
Leckere Schokolade schön präsentiert
Die Carenage in St. George
Kakaofrucht und viele Gewürze
Kreuzfahrtterminal in St. George
Grand Anse Beach