Unterwegs in Martinique

Fast ein halbes Jahr waren wir in Grenada bzw. Carriacou. Wir wollen nicht meckern, die Versorgungslage ist gut dort, aber halt doch sehr auf englische bzw. amerikanische Bedürfnisse ausgerichtet. Käse abseits des allgegenwärtigen Cheddar ist rar und teuer, auch Wurst ist – wenn überhaupt angeboten – eher nach amerikanischem Geschmack, sowie auch die Herkunft. Da ist dann ein „Black Forrest Ham“ ein gekochter Schicken mit zu viel Zucker für die europäischen Geschmacksnerven. Der Manchego schmeckt etwas nach Plastik trotz des gehobenen Preises, einzig Boursin und Chavri (Chavrou) sind vom Original kaum zu unterscheiden – außer, dass einem an der Kasse die Tränen in den Augen stehen. Aber OK, dafür gibt es in Grenada viele andere leckere Sachen (siehe auch einen vorigen Beitrag). Dennoch, nach so vielen Monaten freuen wir uns auf europäische Leckerlis in Form von Käse, Wurst und Backwaren – ich sage nur Baguette und Croissant – yummi! Da sind die französischen Inseln einfach unschlagbar in der Karibik.

Doch wir sind nicht nur wegen des Genusses nach Martinique gekommen. Wir brauchen – man glaubt es kaum – mal wieder Teile fürs Boot, die wir in Grenada einfach nicht auftreiben konnten. Unter anderem geht es um unseren Dieselfilter. Wir haben auf der Piccolina einen Vorfilter mit Wasserabscheider eingebaut. Das ist Klasse, aber leider gibt es so etwas wie „Dieselpest“. Bei schlechter Qualität und /oder Wasser im Treibstoff wachsen gern Bakterien, die die Filter zusetzen. Durch Zusätze im Diesel kann dies zwar weitestgehend unterbunden werden, dennoch möchten wir eine zweite Vorfiltereinheit, auf die wir im Bedarfsfall (d.h. wenn der erste Filter verdreckt ist) schnell umschalten können. Die Filtereinheit selbst, haben wir schon eine ganze Weile an Bord, aber als es nun an’s anschließen ging stellten wir fest, dass es mal wieder ganz schön eng hergeht an dem Platz, den wir dafür vorgesehen haben. Abhilfe sollten Banjo-Fittinge machen – Banjo-Was?? Wir sind uns die Hacken abgelaufen in Grenada. Vielleicht waren wir ja auch zu doof. Jedenfalls haben wir sie nicht gefunden. Selbst hier in Martinique wurden wir überall fragend angeschaut und erst ein Foto aus dem Internet konnte erklären was wir suchten. Wir wurden zu verschiedenen Händlern geschickt – kein Erfolg. Schließlich versuchten wir es auf die eigene Faust und suchten einen Hydraulikanbieter auf Martinique. Selbst mit dem Auto wurde es eine längere Suche, aber ganz hinten, bei der letzte Halle in einem Industriegebiet wurden wir fündig. Und endlich: auf unsere Frage nach einem Banjo-Fitting kam prompt die Antwort:“ Welche Größe?“ – Bingo! Hier sind wir richtig und wir bekommen die gewünschten Teile.

Die Adresse für Hydraulik in Martinique!

Mal wieder mit dem Auto unterwegs zu sein ist klasse und wir kennen uns ja schon ganz gut aus auf Martinique. Von den großen Konsumtempeln, über Sportgeschäfte und Baumärkte, von den Ship-Chandlern ganz zu schweigen, wir wissen wo was ist und mal abgesehen vom nervigen Stau auf der Autobahn wird unsere Einkaufsliste schnell kleiner und der Geldbeutel schmäler… Daneben ist noch Zeit für Sightseeing, den Martinique ist eine superschöne Insel und sie ist grün, grün, grün. Es macht Spaß mit dem Auto durch die kleinen Straßen und Sträßchen durch den Regenwald in den Bergen zu fahren. Manchmal sind die Straßen so steil, dass wir mit viel Gas im ersten Gang hochkrabbeln müssen. Dann hoffe ich ganz fest, dass kein Gegenverkehr kommt. Leider kann man nur selten mal die Aussicht von der Straße aus genießen, denn überall versperren Bäume, Farne und Helikonien den Blick. Dennoch ist es immer faszinierend die üppige Natur zu sehen. Der Süden der Insel ist meist nicht ganz so dicht bewachsen, dort sind viele Zuckerrohr- oder Bananenplantagen. Dennoch ist es hier viel grüner, als bei unserem letzten Besuch im Frühsommer. Es gibt eine ganze Menge Wandertouren auf der Insel, von leicht bis sehr schwer, alles dabei. Aber Vorsicht! Auch die leichten Wege können sich mitunter ganz schnell in heftige Rutschpartien verwandeln, wenn es kurz zuvor geregnet hat.

Blick über Zuckerrohrplantagen auf Fort de France, im Hintergrund der wolkenverhangene Montaigne Pelée

einfach nur grün…

Schmaler Trampelpfad….

… am Kreuzweg entlang.

Helikonienblüte

Aussicht auf die südliche Ostküste

Es gibt viele herrliche Strände auf Martinique. Viele sind direkt mit dem Auto zu erreichen, es gibt aber auch welche, an die man nur zu Fuß gelangt. Diese sind dann vielleicht nicht ganz so gepflegt, dafür ist selbst jetzt zur Hochsaison sehr wenig los.

Wanderweg im trockeneren Süden

Weg zum Strand

Jede Menge Strandläufer

Ein Herz im Fels

Am Riff brechen sich die Wellen

Kein alter Zaun…. mehrere „Generationen“ vertrockneter Schlingpflanzen

Am Abend sitzen wir gerne noch eine Stunde direkt am Strand in Le Marin. Wir schauen zu wie die Yachten in die Marina aus und einfahren. Ganz schön viel los für COVID19-Zeiten. Momentan hat die Insel zwar sehr wenig Fälle, dafür sind eine ganze Menge Touristen über die Feiertag hierher geflogen. Wir werden sehen wie sich die Zahlen in den nächsten Wochen entwickeln.

Gleich neben unserer Strandbar ist eine Segelschule und der örtliche Segelverein, der viele traditionelle Segelboote besitzt. Wir lieben es, den schlichten Booten mit den bunten, viereckigen Segeln zuzuschauen, die am Abend ihre Runden drehen. Egal ob Einmannboote oder größere Exemplare, die mit Touristen Ausflüge machen, bis zu richtigen Regattamanschafften die es am Wochenende richtig fliegen lassen, es ist alles vorhanden.

Segelschule für die Jüngeren

Traditionelle Segeljolle

Ausflügler im Traditionsboot

Wieder in Martinique

Weihnachten ist vorbei, Grenada und somit auch Carriacou haben einen Lockdown light verordnet bekommen, da wieder Fälle auf der Hauptinsel sind und laut Freunden ist es gerade super einfach in Martinique einzureisen. Was hält uns noch im südlichsten Staat der kleinen Antillen? Wir sind schon soooo lange hier, es wird höchste Zeit für eine Veränderung. Also nichts wie los! Gleich am ersten Werktag nach den Feiertagen gehen wir zu Customs und Immigration in der Tyrell Bay, dann Anker auf mit Ziel Martinique. Zuvor haben wir uns bei der französischen Übersee-Zollbehörde per email angemeldet, sowie einen Termin für einen COVID-19 Schnelltest im Marinagelände in Le Marin angefragt.

Hier geht’s zum check out in der Tyrell Bay

Direkt vor der Ankerbucht setzen wir Segel und dann geht es dahin. Kurs Nord. Der Wind, der die letzten Tage ordentlich gepfiffen hat, schwächelt etwas, aber wir hoffen, dass die Vorhersage recht behält und wir nicht allzu viel motoren müssen. Wenigsten ist sehr wenig Welle angekündigt.

Die ersten Stunden ist herrliches Segeln angesagt – manchmal etwas langsam, aber da wir sowieso über Nacht fahren müssen, haben wir mehr als genügend Zeit für die 130 Seemeilen nach Martinique. Über den Tag segeln wir vorbei an den Grenadinen. Die kleinen Inseln sind zu weit weg und zu klein, als dass sie uns den Wind wegnehmen könnten und wir segeln gemächlich aber entspannt daran entlang. Wir genießen den Sonnenuntergang und freuen uns, dass wir fast Vollmond erwischt haben. Sprich der Mond ist schon aufgegangen und wird uns die ganze Nacht hindurch begleiten.

Der Mond steht schon am Abendhimmel vor der Insel St. Vincent

Kurz hinter dem Südzipfel von St. Vincent ist erst mal Schluß mit Segeln. Kein Wind – also Motor an, bis wir wieder aus dem Windschatten im Norden der Insel herausfahren. Die Steilküste beschert uns kurzfristig tollen Segelwind und Piccolina brescht mit über 7 Knoten vorwärts, da selbst im Kanal vor St. Lucia praktisch keine Welle steht. Danach geht es wieder etwas gemächlicher voran. Langweilig wird es dennoch nicht, da uns einige Segelboote entgegen kommen und Frachter unseren Kurs kreuzen. Aber alles sehr entspannt. Kurz vor Sonnenaufgang bei St. Lucia ist es dann vorbei mit dem Wind und wir müssen den Rest der Strecke motoren.

Die Sonne versteckt sich noch hinter St. Lucia

Selbst im Kanal zwischen St. Lucia und Martinique herrscht Flaute und so wenig Welle haben wir hier noch nie gesehen. Nur eine ganz lange Dünung hebt und senkt das Schiff meist kaum merklich an. Dafür sind eine ganze Menge Sturmtaucher um uns herum. Einfach klasse, diese Vögel zu beobachten, wie sie manchmal dicht über der Wasseroberfläche schweben, oder im Sturzflug Fische fangen.

Flaute im Kanal zwischen St Lucia und Martinique

Die Einreise in Martinique gestaltet sich wie prognostiziert sehr einfach. Als am Nachmittag vor Le Marin der Anker fällt, haben wir schon einen Termin für den Schnelltest am nächsten Morgen im Marinagebäude. Auch dies ist sehr entspannt, obwohl wir etwas zu früh dran sind, kommen wir gleich an die Reihe – viel Andrang ist nicht. Gut zwei Stunden später kommt das erwartete negative Ergebnis und wir können am Tanksteg der Marina am Computer wie gewohnt unseren check in machen. Niemand stellt Fragen, keiner will das Testergebnis sehen, alles so wie vor Coronazeiten, außer dass wir mit Maske herumlaufen.

Die gelbe Quarantäneflagge setzen wir nur für eine Nacht

Es fühlt sich gut an, wieder in Martinique zu sein. Sylvester feiern wir ganz spontan mit unseren französischen Freunden von der IO und wir haben schon eine große Einkaufsliste für die nächste Woche.

Weihnachten auf Sandy Island

Seit drei Wochen verzeichnet nun auch Grenada einige aktive Coronafälle. Nachdem die Insel über viele Monate virusfrei blieb, kamen seit der Öffnung des Flughafens im Oktober immer wieder Gäste und Einheimische ins Land, die nach kurzer Quarantäne positiv getestet wurden. Schon dabei wurde offensichtlich, dass die Regeln, die von der Regierung aufgestellt wurden, nicht von allen Reisenden eingehalten wurden. So gab es Berichte von einem (Ärzte)-Ehepaar, das während ihrer Quarantänezeit vier verschiedene Restaurants besucht hatten, bevor sie das positive Testergebnis erfuhren. Entsprechend groß war die Aufregung, da nicht alle Lokalitäten Besucherlisten führten und die Kontakte kaum nachvollziehbar waren. Ähnlich scheint es auch bei dem aktuellen Geschehen zu sein, bei dem nicht mehr hundert Prozent nachvollziebar ist, wer den Virus mitgebracht hat (so zumindest die offizielle Version). Jedoch ist ein nobles All inclusive Hotel im Süden involviert. Sowohl Gäste als auch Angestellte wurden positiv getestet, eine ordentliche Anzahl deren Familienmitglieder und mittlerweile sind über 50 aktive Fälle auf Grenada und über 1000 Personen in Quarantäne. Bisher wurden nur auf der Hauptinsel Grenada Personen positiv getestet. Dennoch gelten die von der Regierung ausgerufenen Beschränkungen auch für Carriacou und Petit Martinique, die zum Inselstaat dazu gehören. Die Regelungen werden in Carriacou nicht ganz so drastisch umgesetzt, was wahrscheinlich daran liegt, dass die kleine Insel im Norden von Grenada noch keinen einzigen Coronafall hatte. Und so kann man zwar in den Restaurants nicht mehr essen, aber es können bis zu zehn Personen auf verschiedene Tische verteilt etwas trinken. Falls man doch Hunger bekommt, lässt man sich das Essen zum Mitnehmen verpacken, setzt sich einige Meter weiter an den Strand und kann dort gemütlich essen. Seit kurz vor Weihnachten ist zusätzlich auch eine nächtliche Ausgangssperre ab 8 Uhr abends in Kraft. Ob diese streng eingehalten wird können wir nicht beurteilen, denn da sind wir brav auf unserem Boot.
Wir ziehen es vor, allem Trubel aus dem Weg zu gehen und verholen uns über die Feiertage vor Sandy Island. Diese liegt nur wenige hundert Meter vom nördlichen Paradiese Beach von Carriacou entfernt. Eine sehr kleine, palmenbewachsene Insel, sehr idyllisch, schon fast kitschig. Diese Idee hatten natürlich nicht nur wir. Einige andere Boote liegen auch hier an der Mooring bzw. vor Anker. Viel unternehmen kann man nicht auf der Insel. Mal am Sandstrand entlanglaufen und den Sonnenuntergang genießen, aber es gibt sehr schöne Riffe zum Schnorcheln in dem türkisblauem Wasser mit unglaublich vielen Fischen in allen Farben und Formen. Und man kann herrlich Pelikane beim Fischen beobachten. Genau richtig um ein paar entspannte Tage zu genießen.

Ganz schön was los vor Sandy Island

Von der Perspektive sieht es gleich viel romantischer aus

Wellen laufen um die Insel und brechen sich am Riff

Beim genauen Blick aufs Bild sieht man tausende von Fischen

…kleiner Blauer…

Stachelrochen direkt unterm Boot

Merry Xmas

Dieses Jahr hatte es in sich. Auch für uns waren Hochs und Tiefs dicht beieinander. Die Karibik unbeschwert genießen konnten wir nur wenige Wochen, dann stellte Corona alles auf den Kopf.
Dennoch meinen wir, dass wir es ganz gut getroffen haben mit Martinique als „Lock down“ – Insel und Grenada, das zur Hurrikanesaison die Grenzen für Yachten öffnete und den Booten Unterschlupf gewährte (ich weiß ich wiederhole mich, wenn ich nochmals darauf hinweise, das Neuseeland das nicht geschafft hat – außer dem ganzen Tross für den Americas Cup!! durften keine Yachten einreisen). Den ganzen Sommer war Grenada COVID frei und wir fühlten uns dort sicher und willkommen.
Auch wenn wir viel weniger Inseln des Antillenbogens gesehen haben als geplant, ist es fraglich ob wir das im nächsten Jahr nachholen können. Jeder Inselstaat hat nun unterschiedliche Einreisebestimmungen, die sich immer wieder ändern, genauso wie die Situation auf den Inseln selbst. Auch Grenada hat seit zwei Wochen wieder Fälle auf der Hauptinsel und damit einhergehende Restriktionen.
Das Jahr neigt sich dem Ende, wir werden sehen was das nächste mit sich bringt und hoffen, dass sich die Lage überall auf der Welt entspannt und wieder Normalität einkehrt.
*So wünschen wir Euch allen ein frohes Weihnachtsfest, *
*einen guten Rutsch und ein glückliches,*
*vor allem aber gesundes neues Jahr*